PR 2696 – Delorian
Zeitraum, den Rhodan sich, wenn auch abstrahiert, gut vor Augen führen konnte, an dem aber sehr viele Menschen gnadenlos scheitern mussten?
Wer ist Delorian? , wiederholte der Terraner in Gedanken.
Einige Bruchstücke der Antwort waren ihm erst durch den Sinn gegangen. Und der Rest ... Manches hatte Rhodan sich seitdem zusammengereimt, anderes nach und nach in Erfahrung gebracht – ein Puzzle, das den Werdegang eines Menschen zeigte, seine Bestimmung und wie sehr Außenstehende darauf eingewirkt hatten.
Nicht einfach eines Menschen, sagte sich Perry Rhodan. Delorian ist und bleibt Mondras und mein Sohn ...
Egal, welche Überraschungen ihn erwarteten?
Egal ...?
*
Schon während seiner Zeugung, spätestens im Embryonalstadium, musste ein psionischer Imprint von ES wirksam geworden sein, der das Wissen des »alten« Chronisten zusammen mit dessen Auftrag übermittelt und damit Delorians Schicksal festgelegt hatte.
Eine zweite Komponente war einen Tag nach der Geburt eingebracht worden. Lotho Keraete, der Bote von ES, hatte eine »hyperenergetisch programmierte Plombe« übergeben, die unter anderem die Projektion des alten Chronisten schuf und letztlich dessen Manifestation war.
Am selben Tag, dem 1. Mai 1291 NGZ, gab Keraete an Bord der SOL bekannt, dass der Zugang zum Mega-Dom von Segafrendo geöffnet worden war. Die SOL müsse sofort durch den Pilzdom fliegen und in der fernen Galaxis ihre wichtige Aufgabe erfüllen. Sollte es nicht gelingen, im Zielgebiet die in der Plombe enthaltenen Anweisungen umzusetzen, werde dies das unwiderrufliche Ende Thoregons und der Menschheit zur Folge haben.
Nachdem die SOL am 2. Mai vom Mega-Dom rund achtzehn Millionen Jahre in die Vergangenheit versetzt worden war, knüpfte der Neugeborene Delorian in der Galaxis Segafrendo Kontakte zum Pflanzenvater Arystes und erhielt schließlich zum Abschied von diesem einen Ableger.
Dass sich dieser Ableger in mehrfacher Hinsicht als wichtig erwiesen hatte, wusste Perry Rhodan von Atlan. Es hätte vieles gegeben, über das er nachdenken musste und das sein Bild von Delorian womöglich verändern konnte. Doch sein Schweigen mochte den anderen weitaus unverständlicher erscheinen als die bis eben herrschende wortlose Spannung zwischen den beiden Geschöpfen von ES.
»Die Situation hat sich mittlerweile so zugespitzt, dass wir zusammenarbeiten müssen«, sagte Delorian. »Wir alle, ohne Ausnahme!«
Der Greis wandte sich Rhodan zu und sah ihn durchdringend an. »Was du von mir hören wirst, wird dir nicht gefallen, Vater.« Sein Blick glitt weiter. »Dir ebenso wenig, Ennerhahl. Aber vielleicht werdet ihr mich verstehen ... und unterstützen. Denn ich brauche eure Hilfe. Ohne sie sind wir alle verloren.«
Ennerhahl lachte ungläubig. Rhodan hatte nichts anderes erwartet, vor allem glaubte er Delorian ebenfalls kein Wort. Er war überzeugt davon, dass sein Sohn, was immer er plante, sich durchaus aus eigener Kraft durchsetzen konnte.
Als Einzige schien Mondra Diamond anderer Meinung zu sein. Aber sie war Delorians Mutter, die all die Ereignisse um Schwangerschaft und Geburt eigentlich niemals hatte aufarbeiten können. Wie gebannt blickte sie ihn an und hing geradezu an seinen Lippen.
»Es ist an der Zeit«, sagte Delorian bedeutungsvoll. »Achtzehn Millionen Jahre sind nicht genug ...«
Keiner reagierte darauf.
Nach einer kurzen Pause fuhr Delorian grimmig fort: »Achtzehn Millionen Jahre hatte ich Zeit, nachdem ES mich zu sich holte und zu seinem Chronisten machte. Die Zeittafeln von Amringhar habe ich erstellt, sie gehegt und gepflegt – und in gewisser Weise war ich sie. Die Tafeln enthielten die Geschichte der Superintelligenz und ihrer Mächtigkeitsballung, die Vorgeschichte der Entstehung von ES, aller Völker der Mächtigkeitsballung und noch einiges mehr ... Alles, was mir erwähnenswert erschien.«
Perry Rhodan sah, dass Ennerhahl ein wenig von seiner Starre aufgab. Der Beauftragte von ES wandte den Kopf; er redete, ohne die Worte jedoch laut auszusprechen.
»Ich wusste, dass Delorian alles schönfärben wird«, las Rhodan dem Schwarzhäutigen von den Lippen ab. »Er rückt sich selbst ins beste Licht.«
4.
Das Licht, in dem er auftauchte, schimmerte golden. In der Sekunde, in der er es bewusst wahrnahm, zerstob es in einem Funkenregen.
Er war angekommen.
Tief atmete er ein. Die Luft war kühl und angenehm klar, sie schmeckte nach Blütenduft und unverbrauchter Frische.
Eine schöne Welt!, stellte er
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