PR 2696 – Delorian

Titel: PR 2696 – Delorian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel

Vom Netzwerk:

fest, während er langsam den Blick schweifen ließ.
    Es gab nicht viele solcher Planeten; dieser war der dritte einer gelben Sonne. Der Besucher kannte ihn.
    Erst vor Kurzem hatte die geschwächte Wanderer-Entität, neugierig geworden durch das sechsdimensional funkelnde Juwel im Innern der kleinen Sonne, dieses ansonsten eher unscheinbar wirkende System erreicht. Seit dem Aufbruch der Entität aus dem INSHARAM waren mittlerweile 238.735 Jahre vergangen.
    Der junge Mann brauchte die Zahl nicht nachzurechnen, er hatte sie parat – wie vieles andere ebenfalls.
    Dies war das Jahr 17.756.360 vor Christus, zumindest würde es in ferner Zukunft von den Bewohnern des Planeten so bezeichnet werden. Nach einem Hinweis auf ihre künftige Existenz hätte er momentan allerdings vergeblich gesucht.
    Der große, schlanke, eigentlich schon hager zu nennende Besucher stand auf einer weitläufigen Hochebene. Der auffrischende Wind spielte mit seinem Haar und bauschte es auf. In seinen Augen war Faszination zu erkennen.
    In der Ferne, fast schon am Horizont, stachen flirrende Sonnenfinger durch die dort dichte Wolkendecke. Sie zeigten schäumende Wellen, die sich an den Riffen vor der Insel brachen.
    In einigen Jahrmillionen würde das Eiland den Namen Talanis erhalten. Und sehr viel später würden Menschen, wenn sie die Insel meinten, vom untergegangenen Atlantis reden.
    Der junge Mann, Delorians bevorzugte körperliche Erscheinung, wusste das alles. Trotzdem genoss er es, dieses Wissen noch einmal in sich aufzunehmen, es mit eigenen Augen zu sehen, den Wind auf der Haut zu spüren und den Boden unter seinen Füßen. Moose und saftiges Gras dämpften jeden Schritt, als er langsam weiterging.
    Schmetterlinge gaukelten vorüber. Es waren riesige Exemplare mit spiralförmigen Flügelzeichnungen; ihre Spannweite maß kaum weniger als Delorians ausgestreckter Arm. Eine Weile schaute er ihrem schwerelosen Flug zu, bis sie in der Ferne verschwanden. Dann ließ er sich ins Gras sinken, verschränkte die Arme unter dem Kopf und blinzelte zu der fast noch im Zenit stehenden hell strahlenden Sonne empor.
    Nichts deutete auf ihre Besonderheit hin. Aber von ihr bezog die Wanderer-Entität Kraft und Vitalenergie, weil sie das funkelnde Juwel anzapfte, den psimateriellen Korpus ARCHETIMS. Von dort strömte auch vielfältiges Wissen heran, das Delorian als Chronist zu kanalisieren hatte, obwohl ihm alles längst bekannt war.
    ES war im INSHARAM entstanden, und Delorian oblag die Aufgabe, das Wissen der kommenden achtzehn Millionen Jahre passgenau einfließen zu lassen – Stein auf Stein aufzubauen, damit das, was war und sein würde, wieder gewesen sein konnte. Der Chronist verfügte zudem über Wissen, das in einigen markanten Punkten sogar über den Bereich der Großen Zeitschleife hinausreichte.
    »Und das ist nicht der einzige Hinweis auf die weitere Entwicklung!«
    Delorian brauchte die Dauer eines erschreckten Herzschlags, um zu erkennen, dass der Satz nicht in seinen Gedanken entstanden war.
    Jemand redete zu ihm. Mit einer Stimme, die Delorian eigenartig bekannt vorkam. Allerdings hatte er den Sprecher nicht einmal herankommen gehört.
    Auf den Ellbogen stemmte er sich hoch.
    »Soeben stelle ich mir vor, wie es ist, der erste und einzige Mensch auf einem unbewohnten Planeten zu sein und dennoch unverhofft angesprochen zu werden.«
    Die Stimme hinter ihm lachte amüsiert. »Der erste oder der letzte Mensch – was macht das für einen Unterschied?«
    Wahrscheinlich keinen, wollte Delorian antworten, unterließ es aber.
    Wieder dieses amüsierte Lachen.
    Blitzschnell rollte er sich herum und stemmte sich auf den Händen hoch.
    Er sah – sich selbst. Vielmehr den weißhaarigen alten Mann, der er in ferner Zukunft gewesen war und wieder sein würde. Den Chronisten, dessen markante Gesichtszüge wie die Landkarte eines sehr langen Lebens wirkten und der eines Tages einer der von ES bevorzugten Avatare sein würde, neben der Erscheinung der energetischen Spirale.
    Der Greis lächelte. Schnell wurde ein breites Grinsen daraus.
    Der junge Mann grinste zurück.
    Er, Delorian, war ein reines Bewusstsein. Seine Mutter hatte diese Erfahrung machen müssen, nachdem im INSHARAM aus den kläglichen Resten ESTARTUS und der vom Säugling Delorian getragenen Kraft die neue Entität ES entstanden war.
    Um welchen Preis?
    Sein Grinsen gefror, als ihm bewusst wurde, wie Mondra Diamond zu jenem Zeitpunkt gelitten haben musste. Schon als sie Delorian noch in