PR 2697 – Der Anzug der Universen
man zwischen dort und hier wechseln konnte? War Atlan einst durch eine solche Station hinter die Materiequellen gelangt?
Aus den Augenwinkeln nahm Rhodan wahr, dass Mondra so unauffällig wie möglich die Zentrale verließ. Hatte Eroin Blitzer etwas entdeckt, und sie ging nachsehen?
Mit den Instrumenten des Weltenschiffs konnte der Zwergandroide das bestimmt viel besser.
Alaska redete plötzlich. »Hast du von der Station aus Sholoubwas Steuerwelt überwacht? Seine hilflosen Reparaturversuche in der Hyperimpedanzzeit? Oder hatte er früher vielleicht sogar selbst Zugang?«
Saedelaere klang barsch. Rhodan spürte, dass es in seinem Freund brodelte und kochte. Nein, Alaska war längst nicht über Samburi Yura hinweg.
Die Enthonin sah Saedelaere mit einem schwer zu deutenden Blick an. Schwang Zuneigung darin oder Mitleid? Rhodan konnte es nicht sagen.
»Die Antworten sind unwichtig, Alaska. Du weißt das«, gab sie zur Antwort.
Saedelaere reagierte nicht.
*
Sie nennt ihn Alaska, sagt nicht Saedelaere. Er ist ihr nicht gleichgültig!
Rhodan ertappte sich dabei, wie er in sich hineinlauschte, immer auf der Spur dieser permanenten Unsicherheit, ob es tatsächlich die eigenen Gedanken waren oder ob der Anzug sie sanft und unmerklich lenkte.
Eigentlich hatte der Anzug keinen Grund, warum er ihn weiter beeinflussen sollte, denn er hatte sein Ziel erreicht. Samburi Yura war da, die eigentliche Zielperson des Anzugs der Universen. Aber vielleicht wollte das denkende Kleidungsstück ihn genau das glauben machen.
Ich kürze die leidige Diskussion um Delorians Beweggründe am besten ab und führe die Enthonin zu meiner Kabine in MIKRU-JON, überlegte der Terraner. Noch besser, ich schicke einen Roboter und lasse den Anzug holen. Soll sie ihn meinetwegen mitnehmen oder gleich anziehen und dann verschwinden.
»Die Station, welchem Zweck dient sie?«, fragte er Samburi Yura.
»Es ist eine Wachstation«, lautete die Antwort. »An dieser Stelle befand sich ein Zeitbrunnen.«
Ein Zeitbrunnen mitten im All – Rhodan hatte diese Durchgänge an vielen Stellen erlebt. Aber im interplanetaren Leerraum ergab ein Zeitbrunnen keinen Sinn.
Im Allgemeinen handelte es sich um eine Öffnung im Boden, die wie gestanzt wirkte – eine schwarze Scheibe von wenigen Metern Durchmesser als Durchgang irgendwohin. Das System der Zeitbrunnen – von den Algorrian im Auftrag der Kosmokraten vor etwa 20 Millionen Jahren errichtet – war um das Jahr 3587 »stillgelegt« und nur zeitweilig und in geringem Umfang wieder reaktiviert worden.
Durch die Aktivitäten von THOREGON kam es beispielsweise im 14. Jahrhundert NGZ zum »Flackern« der stillgelegten Zeitbrunnen. Auf Vision beziehungsweise Zabar-Ardaran, ferner auf der Welt der Pangalaktischen Statistiker, im Schwarm Kys Chamei, auf Trokan mit dem Pilzdom und im Ersten Thoregon erschienen zeitweise sogar massenhaft Zeitbrunnen.
»Die Station wurde errichtet, als TANEDRAR im Dienst der Kosmokraten stand«, fuhr Samburi Yura fort. »Sie diente unter anderem dem Boten der Hohen Mächte namens Renyi-Hemdebb als Basis. Seit TAFALLA bei seinem Eindringen ins Kosmonukleotid TRYCLAU-3 verändert wurde, ist Escalian nicht mehr wahrnehmbar. Dasselbe gilt auch für den Zeitbrunnen.«
»Damit war die Station für andere Kosmokratenbeauftragte nicht mehr erreichbar«, sagte die Enthonin. »Wohl aber für mich. Ich kenne den Standort und was damit zusammenhängt aus – sagen wir – pararealen Zukunftsvisionen. Sie dient mir als geheime Basis, weil sie noch voll intakt ist, weil ich die verwendete Technik beherrsche, weil ich von hier aus – unbeobachtet von den Kosmokraten – alles erforschen konnte und kann. Außerdem gab es nicht nur den Zeitbrunnen, hier habe ich auch ein besonderes Schiff gefunden. Es verfügt über gewisse Möglichkeiten ...«
Rhodan schluckte hart. Diese Wortwahl kannte er. Solche Sprüche hatte Ennerhahl in nervender Wiederholung losgelassen, dass er »über gewisse Mittel, Möglichkeiten und Wege« verfügte. Dass dem so war, hatte der Beauftragte von ES hinlänglich bewiesen. Im Fall von Samburi Yura und der Kosmokratentechnik war das zweifellos auch so.
»Also gut«, sagte Rhodan. »Was genau willst du von mir?«
»Gib deinem Sohn eine Chance!«
»Warum?«
»Weil er das Richtige tut und deine Hilfe braucht.«
»Was willst du konkret? Den Anzug der Universen?«
Samburi Yura sah ihn stumm an. In ihren Augen entdeckte er einen schwer zu beschreibenden
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