PR 2700 – Der Techno-Mond
setzte den Gleiter direkt vor einem Schild ab, auf dem stand: Nur zum Ein- und Aussteigen. Militärgebiet.
»Was hat denn so ein Multimilliardär groß zu tun? Wahrscheinlich liegt dieser Bughassidow den ganzen Tag auf seiner Chaiselongue und lässt sich von schönen Frauen Luft zufächeln oder die Fingernägel maniküren – und wenn du kommst, steht er eben zur Abwechslung mal auf!«
Rhodan öffnete lachend die Tür des Gleiters. »Na, da bin ich ja mal gespannt.«
»Ich hab ihn im Trivid gesehen. Der Mann hat hervorragend manikürte Fingernägel.«
»Das erklärt vieles«, sagte Rhodan und stieg aus. »Wegen heute Abend – du brauchst nicht auf mich zu warten.«
»Würde ich aber glatt!«, rief Basil.
»Das befürchte ich ja.« Rhodan lachte, klopfte zum Abschied noch einmal auf das Dach des Gleiters und ging dann davon.
*
Der Wachhabende in der Beibootkommandantur war ein untersetzter Fähnrich mit dickem Kraushaar, der schon Bescheid wusste.
»Eine Space-Jet, nicht wahr?«
»Nach Möglichkeit«, sagte Rhodan.
»Intrasolar oder extrasolar?«
»Intrasolar. Zum Mars, um genau zu sein.«
Der Fähnrich warf einen Blick auf ein Diagramm der aktuellen Planetenpositionen. Der Mars stand – von der Sonne aus gesehen – derzeit um etwas mehr als neunzig Grad zur Erde versetzt, rund zweihundertsiebzig Millionen Kilometer entfernt: ein Katzensprung. Ein Flug von etwa einer Stunde, wenn man auf eine Linearetappe verzichtete. »Für wie lange?«
»Nur heute.«
»Okay. Die SJ-2295, gleich im zweiten Hangar rechts den Gang runter.« Er wies in die genannte Richtung. »Zugang ist frei, Autorisationsschlüssel steckt.«
»Danke«, sagte Rhodan. »Muss ich irgendwo unterschreiben?«
Der Fähnrich straffte sich, salutierte. »Mit allem nötigen Respekt – aber so weit kommt's noch, dass ich von Perry Rhodan eine Unterschrift verlange, nur weil er mal kurz eine Space-Jet braucht!«
Rhodan musste lächeln, angerührt von dem nahezu heiligen Ernst, mit dem der junge Mann gesprochen hatte. »Danke, Fähnrich. Du kriegst sie heil wieder. Versprochen.«
Der Fähnrich machte eine verlegene, wegwerfende Handbewegung, als wolle er sagen, und wenn nicht, was soll's?, räusperte sich und sagte: »Guten Flug.«
Solche kleinen Dinge, überlegte Rhodan auf dem Weg zum Hangar, retten einem den Tag. Man wäre ja kein Mensch, wäre es nicht so.
*
Die Raumleitpositronik lotste ihn ohne Ansehen der Person durch das Gewirr der ankommenden, abfliegenden und sonst irgendwie manövrierenden Raumschiffe aller Größen und Klassen. Erst wenn man den terralunaren Raum hinter sich hatte, durfte man in den freien Flug nach Instrumenten übergehen. Was man in keinem Raumfahrzeug mit mehr Vergnügen tun konnte als in einer Space-Jet, die man für sich allein hatte, mit der großzügigen Panzertroplonkuppel über sich, die einem den freien Blick ins All ermöglichte, ohne all die simulierten Einblendungen und Bildanpassungen, die in den Kommandozentralen der großen Kugelraumer üblich waren.
Was im Endeffekt hieß, dass man eben nicht viel sah: Sterne, den Leerraum und sonst nichts. Flog man lange genug so, befiel einen fast unweigerlich geradezu heilige Ruhe, wurde der Sternenhimmel zur Kathedrale, kam man ganz von selbst ins Meditieren, ins Sinnieren, ins Erinnern.
Rhodan musste daran denken, was der Auslöser dafür gewesen war, dass er von all den Dingen, die er vor seinem hoch riskanten Mondflug noch hätte unternehmen können, ausgerechnet diesen Ausflug als unbedingt nötig eingestuft hatte ...
8.
Terrania, Stadtteil Garnaru
Einige Wochen zuvor, abends
Alles hatte an einem der seltenen freien Abende Perry Rhodans begonnen.
Er hatte ihn so verbracht, wie er freie Abende schon immer am liebsten verbracht hatte: mit einem guten Essen und einer guten Diskussion. Sein Gast und Diskussionspartner war der Historiker Lorsang Choek gewesen.
Begonnen hatte ihre Bekanntschaft vor vielen Jahren. Rhodan, zu dessen bevorzugten Beschäftigungen in seiner knapp bemessenen Freizeit das Lesen gehörte, war ein Buch in die Hände gefallen, in dem ein gewisser Lorsang Choek, damals noch junger Professor für Geschichte an der Universität von Hanoi, ausgesprochen kontroverse Thesen über die Schlussphase des Solaren Imperiums aufgestellt hatte.
Das Solare Imperium, hatte Choek geschrieben, sei ohnehin am Ende gewesen, als die Laren gekommen waren. Der Beweis: Als diese wieder abzogen, wurde das Imperium nicht neu
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