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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Erde und Venus, die man damit überspringt. In einem Modell wohlgemerkt, in dem sich das Licht nur so schnell bewegt wie ein flotter Spaziergänger.«
    »Weil es darum geht, von einem Apfel zu einem anderen zu gelangen.«
    »Genau. Die meisten Raumfahrer kommen – wenn sie nicht gerade in den Einheiten Dienst tun, die auf den Asteroiden des Kuipergürtels Ferntaster installieren – nie im Leben auch nur so weit. Und der Kuipergürtel – das ist in unserem Bild ein Sack Sand mit ein paar Nüssen darin, in dreißig bis fünfzig Kilometern Entfernung von der Sonne verstreut. Jenseits davon ist die Oort'sche Wolke, die selbst in diesem Maßstab hunderttausend Kilometer weit reicht. Erst kurz vor dem echten Mond treffen wir auf Alpha Centauri, den nächsten Stern.«
    Rhodan spießte einen der knusprig grauen Riesenpilze auf und hielt ihn empor. »Und nun stelle ich mir vor, das sei so ein Dunkelplanet. Vor Jahrmillionen oder noch länger aus seiner Bahn um die Sonne gekippt und seither durch den Leerraum driftend. Wo mag er inzwischen sein? Wie weit kann er gekommen sein in Millionen von Jahren? Da ist er längst außerhalb des Bildes, das ich bis jetzt geschildert habe. Ihn finden zu wollen wäre nicht einfacher, als einen plophosischen Riesenpilz zu lokalisieren, der irgendwo zwischen der Erde und dem Jupiter im All treibt.«
    »Es sei denn«, sagte Bughassidow, »man wüsste, in welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit sich der betreffende Pilz vom Ausgangspunkt entfernt hat.«
    Rhodan musterte den Milliardär. Sie waren offenbar endlich an dem Punkt angelangt, an dem es versprach, interessant zu werden.
    »Nicht wahr?«, fuhr Bughassidow fort. »Wenn man das wüsste, könnte man die Suche so eingrenzen, dass man eine Chance hätte, den Planeten zu finden. Im Wesentlichen müsste man nur dieser Richtung folgen.«
    »Das klingt«, sagte Rhodan, »als hättest du eine solche Richtung.«
    »So gut wie«, sagte Bughassidow. Er lachte mit einem leicht verlegenen Unterton, den Rhodan für Koketterie hielt. »Sagen wir, ich habe eine Spur. Einen Hinweis. Die Spur eines Hinweises.«
    »Das klingt ... vage.«
    »Wenn sich die Indizien, denen ich folge, als heiß erweisen sollten, werde ich folgende zwei Informationen erhalten: Erstens, wann der Planet das Solsystem verlassen hat. Und zweitens, in welche Richtung er abgedriftet ist. Seinen Fluchtvektor, mathematisch gesprochen. Den, wie ich in aller Bescheidenheit sage, Bughassidow-Vektor.«
    »In aller Bescheidenheit.«
    »Ja. Auf die bin ich besonders stolz.«
    »Und was ist nötig, um diesen bescheidenen Vektor zu ermitteln?«
    Bughassidow zerschnitt bedächtig einen der Pilze, aß ihn zusammen mit etwas Wurmgulasch. »Auf dem Jupitermond Europa habe ich unterhalb des Eisozeans eine Kaverne gefunden. Ich nenne sie die Bughassidow-Kaverne.«
    »Ich erkenne ein Muster.«
    »Ja, die Marotten stolzer Entdecker ... Diese Kaverne muss nach allem, was ich herausgefunden habe, zwischen achtzehn und einundzwanzig Millionen Jahre alt sein.«
    »Und du denkst, das ist der Zeitpunkt, zu dem besagter Planet das Solsystem verlassen hat.«
    »Den ich, wenn wir schon dabei sind, übrigens vorsorglich auf den Namen Medusa getauft habe.«
    »Das verlässt jetzt das Muster.«
    »Ich sagte doch, Besessenheit ist mir zuwider.« Der Milliardär brach ein Stück Weißbrot ab. »Aber um auf deine Frage zu antworten: nein. Die Daten reichen nicht aus, um einen solchen Zusammenhang herzustellen. Der springende Punkt ist, dass die Höhle, wie ich glaube, künstlich geschaffen wurde.«
    »Künstlich?« Rhodan ging in Gedanken die bekannte Geschichte des Solsystems durch. Der genannte Zeitraum lag weit vor dem Aufkommen der lemurischen Zivilisation, war ungefähr die Zeit von ARCHETIMS Tod und seiner Bestattung in der Sonne. »Von wem?«
    »Keine Ahnung. Ich muss der Ehrlichkeit halber auch gleich hinzufügen, dass meine Arbeitshypothese nicht von allen Wissenschaftlern geteilt wird. Ich genieße, wie du sicher weißt, in akademischen Kreisen nicht unbedingt den besten Ruf.«
    Aller Schalk war aus Bughassidows Gebaren verschwunden. Das hier war ihm bitter ernst. »Ich habe dort unten eine Technologie gefunden, die der unseren völlig fremd ist. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt Technologie ist und nicht ... etwas anderes.«
     
    *
     
    Zwei Dinge fielen Rhodan in diesem Moment auf: erstens der rasche Blick, den Jatin Bughassidow zuwarf – ein Blick, aus dem was sprach?

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