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PR 2701 – Unter der Technokruste

PR 2701 – Unter der Technokruste

Titel: PR 2701 – Unter der Technokruste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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»Entschuldige.«
    Sie blieb stehen. »Hm?« Es war eher ein Brummen als eine Antwort. Dabei schaute sie Rhodan kaum an. Ihr Atem ging schwer, sie rieb sich über die nackten Arme. Die Haut war blass, mit hektischen roten Flecken.
    Der Terraner handelte spontan, aus dem Bauch heraus. »Ich habe mehr von uns in den Vierergruppen gesehen als sonst«, behauptete er. Von uns. Er hoffte, dass klar wurde, was er damit meinte, und wollte zugleich herausfinden, ob die aktuellen Mondbewohner die Onryonen immer noch als Fremde wahrnahmen, die eben nicht zu ihnen gehörten.
    »Was?«, fragte die Joggerin verblüfft. »Ach, du meinst die Wächter.« Sie schaute sich um, kaute auf der Unterlippe. »Findest du? Na ja, mir egal. Manchen gefällt die Uniform wohl. Das Patronit soll ja auch ein tolles Stöffchen sein.« Sie lachte gekünstelt, was überdeutlich machte, dass sie eigentlich nur vom Thema abzulenken versuchte. Sie schüttelte den Kopf, wollte wieder loslaufen.
    Rhodan bat sie, kurz zu warten. Er überlegte, wie er halbwegs unauffällig das Gespräch in Gang halten konnte. »Darf ich dir einige Fragen stellen? Es ist wichtig. Ich habe dieses Patronit noch nie angefasst, und warum ...«
    »Lass mich, ja? Ich will keinen Ärger. Ach, Mist.« Sie ging langsam weiter, schaute dabei etwas zu auffällig zu der Vierergruppe, die auf sie zukam. Ein Zufall? Wohl kaum. Aber wie waren die Wächter so schnell auf diese kleine Aktion aufmerksam geworden? Nach außen hin war es nicht mehr als ein harmloses Gespräch gewesen.
    »Bleibt stehen!«, rief ein Onryone. Er trug eine Schutzbrille. »Was geht hier vor?«
    »Nichts«, behauptete Rhodan ruhig. »Ich habe sie lediglich nach dem Weg gefragt, weil ich ...«
    »Du kannst gehen«, sagte der Wächter zu der Frau. »Du nicht. Der Securistent ist auf dich aufmerksam geworden. Begleite mich.«
    »Aber ich ...«
    »Du willst doch sicher keinen Ärger?«
    Die Joggerin lief los, Rhodan glaubte zu sehen, dass ihre Lippen ein Viel Glück formten.
    Einen Augenblick später gurgelte der Onryone, genau wie seine drei Kollegen. Alle vier brachen zusammen. Toufec und Kemeny hatten gleichzeitig gefeuert und den Paralysestrahl breit gestreut.
    »Weg hier!«, rief Toufec. »Es sind schon Roboter zu uns unterwegs!« Deshalb also hatten die beiden so überstürzt eingegriffen und damit die letzte Chance genutzt.
    Sie rannten los, vom Ufer weg in Richtung der Gebäude. Die Möglichkeiten der SERUNS wollten sie nicht nutzen, um nicht von überall her energetisch geortet werden zu können.
    Sie hofften, sich in den Gebäuden verstecken zu können. Doch ihnen waren nicht nur die von Toufec erwähnten Roboter, sondern bereits zwei weitere Vierergruppen von Wächtern auf den Fersen.
    Oh ja, dachte Rhodan. In Luna City sind die Onryonen verdammt wachsam ...
    Sie erreichten die ersten Häuser, und ein Strahlerschuss schlug direkt neben dem Aktivatorträger in den Boden. Erde verdampfte, Gestein spritzte zur Seite, prasselte ihm gegen das Bein.
    Im selben Moment schrie Kemeny auf. Blut schoss aus einer Schulterwunde. Der Wissenschaftler verlor den Halt, taumelte vor und wäre gestürzt, hätte Toufec ihn nicht aufgefangen. »Ich kümmere mich um ihn!«, rief Toufec »Halt du die Verfolger auf!«
    Leichter gesagt als getan. Es wurde in höchstem Maß gefährlich. Sie mussten die SERUNS einsetzen, um sich aus dieser Lage zu befreien.
    Ein schwebender, kugelförmiger Roboter jagte heran. »Ihr werdet ...«, tönte es den Flüchtenden entgegen, dann explodierte die Maschine.
    Eine Druckwelle verpuffte, die Trümmer des Robots krachten auf den Boden, und eine bizarre Gestalt winkte den Männern aus einem Hauseingang zu: ein Zwerg mit zerknautschtem Gesicht und übergroßen Händen.
    Der Kleine sang, während er noch hastiger winkte und die drei damit zu sich bat: »Hush, little baby, don't say a word«, hörte Rhodan, ehe er über den glühenden Trümmerhaufen sprang und mit seinen Begleitern der absonderlichen Einladung folgte.

10.
    Drittes Zwischenspiel:
    Geburten
     
    Aus dem Tagebuch von Antonin Sipiera, Administrator von Luna, zum Teil von ihm nachträglich mit Randbemerkungen ergänzt:
    Um die Jahrhundertwende änderte sich das Verhältnis zwischen den alten Lunarern und den neu angesiedelten Onryonen. Die Besucher öffneten ihre Stadt Iacalla, und viele zogen nun dauerhaft dorthin – Verhaltensforscher, Kosmopsychologen oder einfach Neugierige. Umgekehrt siedelten sich einzelne Onryonen in Luna City

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