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PR 2702 – Das positronische Phantom

PR 2702 – Das positronische Phantom

Titel: PR 2702 – Das positronische Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Loolon einige Zeilen eines der Kinderlieder aus seinem Repertoire. Nur schienen die Worte ein wenig zu gut auf diese Situation zu passen, um Zufall zu sein.
    Ehe jemand reagieren konnte, öffnete der Streichelzwerg die Tür, indem er erstaunlich kräftig in die Höhe sprang und den Sensormechanismus betätigte.
    Golo Sipiera stand im Türrahmen. »Ach, wie schön«, sang Loolon mit samtweicher Stimme. Antonins und Tameas Drittpartner lächelte für einen Augenblick, und der Summzwerg hob seine übergroßen Hände und streichelte dem Neuankömmling übers Bein, ehe er davonhuschte.
    Ihr lange verschollener zweiter Vater blieb zurück und schaute Pri an. In den Augen des Mädchens glitzerten Tränen. Den Blicken seiner Ehefrau wich Golo aus, Antonin nickte er knapp zu. Dabei sah er aus wie das fleischgewordene Schuldbewusstsein.
    »Ich hatte Gründe«, sagte Golo. »Später, ja? Ist es möglich, dass ich euch ...« Er sprach mit jedem Wort leiser, bis niemand ihn mehr hörte.
    Ein Räuspern, dann ergänzte er lauter: »Ich komme zu deinem Geburtstag, Pri. Du bist meine Halbtochter, mein eigen Viertel Fleisch und Blut. Darf ich eintreten?«
    Pri nickte stumm.
    Golo war genau wie Antonin Pris Vater; ihr Erbgut war zu einem perfekten Ergebnis vermischt worden: das Beste beider Erzeuger. Er kam zögernd näher, und plötzlich rannte Pri zu ihm, holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Danach umarmte sie ihn, halb widerwillig, halb begeistert.
    Antonin konnte ihre Gefühle nur allzu leicht lesen; es ging ihm selbst nicht anders. In diesem Moment sah er zum ersten Mal in Pri eine Entschlossenheit, die ihn fast ängstigte, und er begriff, wie stark dieses Kind war.
    Das Kind, das überdies längst kein Kind mehr war.
     
    *
     
    Irgendwann in der Nacht gab es nur noch sie drei: Golo, Tamea, Antonin. Genau wie in alten Zeiten. Pri schlief, ihre Freundinnen waren gegangen.
    Sie schwiegen seit einigen Minuten. Tamea drehte wieder und wieder ihr Glas in den Händen, ohne auch nur an dem grün schillernden, hochprozentigen Vurguzz-Imitat zu nippen, das nach der Ankunft im Schacht groß in Mode gekommen war.
    »Also«, sagte Golo schließlich. Ein schwacher Anfang. »Ich bin in den Untergrund gegangen, als ich euch verlassen habe.«
    »In den Untergrund«, wiederholte Tamea. »Warum?«
    »Weil ich Antonin einfach nicht mehr vertraute. Damals nicht und heute immer noch nicht.«
    Antonin saß im Massagesessel und tippte nervös auf der Steuerung; die Knet-Impulse im Nacken verstärkten sich. Er konnte es gebrauchen. Ihm war übel, und das lenkte ab. »So?«, fragte er lapidar.
    »Du bist zu gutgläubig«, behauptete Golo. »Es hilft niemandem, wenn ich darum herumrede. Glaubst du den Onryonen wirklich? Es sieht so aus, doch in diesem Fall bist du ein Trottel. Was besser wäre als die Alternative. Dass du nämlich bewusst mit den Feinden zusammenarbeitest.«
    »Tamea?«, fragte Antonin. »Was denkst du?«
    Sie sah ihn nicht an. »Ich ... ich bin nur wegen Pri immer noch hier im Haus«, sagte sie, und jedes Wort bohrte sich in sein Herz und seinen Verstand. »Verstehst du, ich ... ich kann es mit dir eigentlich nicht mehr aushalten. Du bist anders geworden. Die Arbeit als Administrator frisst dich auf, und ...«
    »Aber ...«
    »Nichts ›aber‹!«, unterbrach Tamea. »Es ist längst vorbei, Antonin. Du hast es nur noch nicht gemerkt, weil du keine Sekunde Zeit für mich hast.«
    »Ich ...«
    »Arbeitest du freiwillig für die Onryonen?«, fiel Golo ihm ins Wort.
    Er versuchte darüber nachzudenken, fand jedoch keine Antwort. »Früher war ...«, begann er und stockte. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Stattdessen stand er auf und verließ das Zimmer.
    An der Tür sah er Pri in einem ihrer langen Schlafshirts. »Papa«, sagte sie.
    Wortlos ging Antonin an ihr vorbei.
     
    *
     
    Pri blieb stehen, als ihre Mutter auf den frei gewordenen Sessel deutete. Sie hatte alles andere als Lust, sich zu einer lockeren Gesprächsrunde hinzusetzen. Sie versuchte, sich über ihre Gefühle klar zu werden, fand aber keine Antworten auf die tausend Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten.
    »Was tust du im Untergrund?«, fragte sie, um irgendetwas zu sagen.
    Golo schwieg einige Zeit. »Ich verrate euch ein Geheimnis«, sagte er schließlich. »NATHAN hat inzwischen einen Avatar. Eine Tochter, wie NATHAN selbst sie bezeichnet und wie auch sie sich nennt. Sie heißt YLA, und sie ist ...«
    Er versuchte ein Lächeln, aber es scheiterte. »Na ja, sie

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