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PR 2702 – Das positronische Phantom

PR 2702 – Das positronische Phantom

Titel: PR 2702 – Das positronische Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Rohstoffe und Bauteile in umfassenden Mengen.
    »Das Reportal macht endlich Fortschritte, seit wir auf die zusätzlichen Ressourcen zugreifen können!«, sagte Fheyrbasd Hannacoy feierlich während eines Besuchs im Regierungszentrum im Clark G. Flipper Building in Luna City zu Antonin. »Unsere Chancen, den Schacht zu verlassen, steigen!«
    Die Onryonen übernahmen diese umgangssprachliche Bezeichnung schon seit Jahren von den Lunarern; sie sprachen kaum mehr von der n-dimensionalen Laterale, wie sie das blaugraue Hyperphänomen ursprünglich bezeichnet hatten.
    Gleichzeitig wuchs noch etwas: das Techno-Rhizom. Es brach an Dutzenden Orten aus dem Boden, breitete sich teils aus wie ein dunkler, fahlgrün leuchtender Metallsee, auf dessen Oberfläche jegliches Leben erstarb. Es bedeckte Senken und Hügel, Krater und Fabriken, Wege und karstige Mondlandschaften.
    Antonin beobachtete mit Besorgnis, dass sich diese Stellen über ganz Luna verteilten. Genau das hielt er dem Sprecher der Onryonen auch vor.
    »Es ängstigt mich«, gab Antonin zu. Sie konnten offen reden; niemand sonst nahm an dem Treffen teil, und dieser Raum galt als absolut abhörsicher. Das Flip war in dieser Hinsicht perfekt.
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte Fheyrbasd Hannacoy. Seine lackschwarze Gesichtshaut legte sich in Falten; er wirkte viel älter als bei seiner Ankunft vor einigen Jahren. Jedenfalls nach terranischen Maßstäben. Was das Äußere für einen Onryonen bedeutete, wusste Antonin nicht.
    Fheyrbasd Hannacoy begann mit einer ausschweifenden Erklärung über die Arbeitsweise des geplanten Reportals. »Um die Wirkung auf den gesamten Mond ausdehnen zu können, müssen die neuralgischen Schnittpunkte der geologischen Strukturen bedacht werden, die nach dem lunaren Verteilungsmuster ...«
    Tausend Details prasselten in den nächsten Minuten auf Antonin ein.
    Überzeugende, logisch klingende Details.
    Er zweifelte trotzdem, denn er ahnte, dass er den Onryonen einen Weg geebnet hatte, der ins Verderben führen würde. Aber es gab kein Zurück mehr. Außerdem war da diese leise Stimme in seinem Hinterkopf, die immer noch Hoffnung hegte.
     
     
    28. August 1533 NGZ (Lunare Zeit)
     
    An diesem Tag war alles egal. Antonin Sipiera schottete sich ab.
    Sollte Luna getrost untergehen!
    Sollte es zu neuen politischen Wirrnissen kommen!
    Darum mussten sich dieses Mal andere kümmern. Für ihn gab es an diesem Tag nur ein einziges Thema: seine Tochter Pri!
    Sie feierte ihren zwanzigsten Geburtstag. Antonin konnte es kaum glauben. Und sie war so schön; schöner sogar, fand er, als ihre Mutter es damals gewesen war.
    An diesem Tag gab es weder offiziellen Besuch noch politische Gespräche, welcher Art auch immer. Einige von Pris Freundinnen waren zu Gast. Für Jungs interessierte sie sich zu seiner Erleichterung nicht.
    Glaubte er zumindest. Tamea hatte neulich nur gegrinst, als er dieses Thema auf den Tisch gebracht hatte oder genauer gesagt: ins Ehebett.
    »Was ist?«, hatte Antonin gefragt. »Warum lachst du?«
    »Ach nichts«, hatte Tamea gemeint und abgewinkt. »Weißt, du, Pri ist fast zwanzig, und ... ja, und da geht es nicht um Jungs. Es sind Männer.«
    Wieso nur überkam ihn seitdem das Gefühl, dass sie den Satz eigentlich ganz anders hatte beenden wollen?
    Egal. Nun freute er sich einfach über Pri, ihr glückliches Gesicht und die Ruhe, die er sich viel zu selten gönnte. Zum tausendsten Mal entschied er, sich mehr Zeit für seine Familie zu nehmen. Es musste gehen, irgendwie!
    Es klingelte.
    Wer konnte das sein? Sie erwarteten niemanden, und ...
    »Es ist Golo«, sagte die Hauspositronik mit ihrer zwar wohlklingenden, aber emotionslosen Stimme. Ob sie den traditionellen Guten Morgen wünschte oder das Unfassbare mitteilte, dass Golo nach all den Jahren einfach so vor der Tür stand – es machte keinen Unterschied. »Soll ich ihn einlassen?«
    Antonin erstarrte. Sein Blick eilte zu seiner Frau und zu seiner Tochter. Beiden schien es genauso zu gehen wie ihm. Golo? So plötzlich und unvermutet? Wie konnte das sein?
    »Was denkt der sich?«, entfuhr es Tamea, und sie klang wütender, als er sie seit Langem gehört hatte.
    Aus Pris Zimmer huschte die seltsame Gestalt heran, deren Gegenwart im Haus völlig normal geworden war: Das gerade mal handspannengroße ... Spielzeug, das Golo damals zurückgelassen hatte. Der Streichelzwerg-Roboter Loolon.
    »Ach, wie schön, ach, wie schön, dass du gekommen bist, dass du gekommen bist!«, sang

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