PR 2703 – Tod im All
antike Vase, zweifellos ein Vermögen wert, wurde von ihrem Podest gestoßen und zerschellte am Boden. Farye hatte andere Sorgen. Schlingernd kam sie wieder auf Kurs und jagte den breiten Korridor hinunter, immer dem im Helmdisplay angezeigten Pfad folgend, der sie zu einer der Frachtschleusen der KRUSENSTERN bringen würde.
Die Antwort auf ihre lautlose Frage war leicht. Sie hatte diesen Part ihres absurden und in aller Schnelle geborenen Plans übernommen, weil sie die beste Pilotin an Bord war. Kein anderer konnte ein Beiboot durch so ein enges Labyrinth steuern, ohne sich dabei umzubringen oder zumindest das Boot so zu ruinieren, dass es nicht mehr seinen Weg hinaus ins All fand. Dann kam der Balg wieder frei und besorgte das Umbringen für einen. Lief auf das Gleiche hinaus.
Mit einem Krachen stieß sie gegen die Kante eines der Schotten, die zwar weit geöffnet waren, aber dennoch in regelmäßigen Abständen den Korridor verengten. Farye fluchte. Vielleicht sollte sie ihre Fähigkeiten erst feiern, wenn sie den Parcours hinter sich gebracht hatte und heil zurückgekehrt war.
Es ist wie damals bei den Flugübungen an der Akademie, redete sie sich ein. Mit der Space-Jet durch das künstlich angelegte Trümmerfeld über Rhea zu jagen, verfolgt von vierzehn siegeshungrigen Kameraden, war auch nicht leichter gewesen. Andererseits war damals die Strafe für Versagen nur die Schmach gewesen, nicht oben auf dem Siegertreppchen zu stehen. Bei diesem Einsatz stand ihr Leben auf dem Spiel.
Sie schoss um eine weitere Kurve. Noch hundert Meter, dann kam die Lagerhalle, an deren Ende die Schleuse lag.
»Ich bin gleich da!«, meldete sie. »Macht die Schleuse auf!«
»Wir öffnen die Schleuse«, gab Rhodan zurück. Er musste sich nun mit Bughassidow, Kapitän Yonder und wer noch um sie herumstand an dem Terminal in der Mannschaftsmesse befinden, wohin sie die wichtigsten Schiffsfunktionen transferiert hatten.
In ihrem Rücken kratzte etwas an der Tür zur Kabine des Beiboots. Der Balg hatte mitbekommen, dass sie an Bord war.
Oh nein, noch nicht, noch nicht!
Sie beschleunigte ihr Fahrzeug noch ein wenig. Funken sprühten, als einer der Stummelflügel an der Korridorwand entlangschabte.
»Schleuse offen«, vernahm sie Rhodans ruhige Stimme. »Atmosphärenschutzschirm steht.«
»Es kommt rein!«, schrie Farye.
»Ganz ruhig. Bloß noch ein paar Sekunden.«
Sie erreichte einen desaktivierten Antigravschacht, regelte den Trägheitsdämpfer herunter und riss das Beiboot steil in die Höhe. Mit etwas Glück konnte sie den Balg so von der Tür abschütteln. Zweihundert Meter schoss sie senkrecht empor, bevor sie ihr Gefährt abbremsen musste, um den Schacht wieder zu verlassen.
»Na, wie gefällt dir das?«, schrie sie nach hinten.
Die Antwort war bloß ein Kratzen, nun allerdings neben der Tür. Ihr Manöver hatte nichts bewirkt. Stattdessen versuchte der Balg tatsächlich, den Sperrkode zu überbrücken.
»Alles okay?«, fragte Rhodan besorgt.
»Frag mich in zehn Sekunden noch mal«, antwortete Farye.
Sie kniff die Augen zusammen. Ihre Hände verkrampften sich über dem Steuerpult. Vor ihr tauchte der Laderaum auf. Es war eine gerade Linie: Korridor, Schott, Laderaumstraße, Schleuse. Am Ende, hinter einem schwach golden schimmernden Schutzschirm lockte das schwarze All.
Was soll's?, dachte Farye grimmig. Sie gab volle Energie auf die Impulstriebwerke.
Das Beiboot erzitterte, als das Dröhnen der Triebwerke den ganzen engen Korridor ausfüllte. Von einer Sekunde zur anderen wurden die Gangwände zu einem grauen Schemen, dann huschten Frachtcontainer als graue und blaue Flecken an ihr vorbei. Gleich darauf die Schleuse, der Schutzschirm ...
... und sie raste hinaus in die unendliche Leere des Weltraums. Sofort hörte das Zittern auf, das Dröhnen reduzierte sich im Vakuum zu einem angenehmen Summen.
Farye gönnte sich keine zwei Sekunden, die plötzliche Freiheit zu genießen. Sie schnippte die Sperrklappe auf und schlug beherzt auf das Sensorfeld für den Notausstieg.
Miniaturexplosionen schleuderten die Cockpitkanzel davon, dann wurde sie mit einem Ruck aus dem Beiboot katapultiert, als der Pilotensitz mithilfe von Notfall-Gravopaks ausgestoßen wurde. In hoher Geschwindigkeit entfernte sie sich von dem nun führerlosen Beiboot.
Einen Augenblick später nahmen die beiden nächstgelegenen Impulsstrahler der KRUSENSTERN das Beiboot unter Beschuss. Das Kleinstgefährt widerstand dem Vernichtungsfeuer keinen
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