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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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die Grenzen des Erlaubten. Lediglich sein Verhalten Imperator Bostich gegenüber war lange Zeit von Hass geprägt gewesen.
    Es war zum Verrücktwerden!
    Khosraus Gedanken bewegten sich im Kreis, und er wusste es. Man hatte ihm bei den routinemäßig stattfindenden psychologischen Beurteilungen mehrfach eine Neigung zum Verfolgungswahn nachgewiesen. Doch er hatte stets glaubhaft machen können, dass er seine Phobien unter Kontrolle behielt.
    Was ja auch stimmte. Er war TLD-Agent. Einer der Besten. Stets beherrscht, stets kühl und nüchtern.
    Der Hangar war erreicht, die beiden Wächter unternahmen weitere Sicherheitschecks. Mit einer Gewissenhaftigkeit, die Khosrau Respekt abrang, untersuchten sie die Space-Jet und ob sie den Bedürfnissen entsprechend umgebaut worden war.
    Ein Alarmton schwoll an, wurde lauter und lauter. LFT-Angehörige, die im Hangar Dienst taten, eilten verschreckt umher. Sie wussten die Dringlichkeit des Signals besser einzuschätzen als er.
    »Feindberührung!«, sagte einer der Sicherheitsleute. Es war das erste Mal, dass er den Mund aufmachte.
    NEMO meldete sich zu Wort. »Gefechtsbereitschaft herstellen! Die JULES VERNE geht in den Verteidigungsmodus, sämtliche Starterlaubnisse sind hiermit entzogen. Feindberührung mit Einheiten der Onryonen in weniger als einer Minute.«
    Khosrau schloss die Augen. Es war zu spät. Sie hatten sich zu viel Zeit genommen. Und das Gefühl, dass er auf eine nach wie vor unbekannte Weise dafür verantwortlich war, dass die Onryonen die JULES VERNE immer wieder entdeckten, verfestigte sich zur Beinahegewissheit.
     
    *
     
    Er hasste Gefühle, er hasste Ahnungen. Sie entsprachen nicht dem Bild der Welt, wie er es sah. Er hatte sich doch selbst getestet! Er hatte die Bestätigung des fähigsten Medikers an Bord des Schiffes, dass nichts an ihm auf Fremdbeeinflussung oder auf versteckte Signalgeber hinwies.
    Oder waren sie einem Denkfehler erlegen? Hatte man sich zu sehr auf ihn konzentriert und dabei die Untersuchung seiner Ausrüstung vernachlässigt?
    Nein. Die Spezialisten der JULES VERNE waren gewissenhafte Leute.
    Das Alarmsignal endete, ringsum sank der Geräuschpegel. Bis auf Khosrau, seine beiden Wächter und die TARAS war der Hangar leer. Einer der Männer erbat sich eben über Bordfunk neue Anweisungen.
    »Wir kehren in die Krankenstation zurück«, sagte er dann zu Khosrau. »Dort wirst du bis auf Weiteres isoliert sein und weitere Untersuchungen durchlaufen.«
    »Selbstverständlich. – Was ist mit den Onryonen?«
    »Ich bin nicht befugt, dir darüber Auskunft zu geben.«
    Er war also bis auf Weiteres vom Nachrichtenfluss abgeschnitten. Verständlicherweise.
    Sie nahmen einen der peripheren und wenig genutzten Gänge, ließen sich in einen Antigravschacht fallen. Niemand war zu sehen, es herrschte fast unheimlich anmutende Stille. Es war die Ruhe vor dem Sturm.
    Hatte die JULES VERNE bereits den Ortungsschutz der namenlosen Sonne verlassen, ging sie auf Konfrontationskurs? Oder hatte man beschlossen, sich weiterhin tot zu stellen in der vagen Hoffnung, dass das Erscheinen der Onryonen bloß einem Zufall geschuldet war?
    Khosrau hasste Ungewissheit. Die Umwelt war ihm jeglicher Kontrolle entzogen. Er hatte keinerlei Einfluss auf das, was rings um ihn geschah.
    Deck 12-1 war erreicht. Sie entstiegen dem Antigravschacht. Von dort war es nicht mehr weit bis zur Medostation.
    Was war bloß los mit ihm? Sein Kopf brannte, und das Gefühl, bestohlen worden zu sein, meldete sich mit neuer Vehemenz. Er kratzte sich am linken Arm, der sich mit einem Mal gleichermaßen taub und warm anfühlte.
    Und dann erinnerte er sich.
    An ein Bild, den Ausschnitt eines Bildes. An eine Erinnerung.
    Es war bloß ein Eindruck. Ein Bild, das in ihm entstand und ihm zeigte, woher die Ahnung stammte, bestohlen worden zu sein.
    Khosrau starrte seine linke Hand an. Sie brannte, sie glühte.
    »Was ist los mit dir?«, fragte einer seiner Begleiter, misstrauisch geworden.
    »Ich ...« Khosrau hielt die Hand vor sein Gesicht, streckte und beugte die Finger. Betrachtete die feinen Linien. Die Narben, die sich im Laufe seines Lebens angesammelt und seltsame Muster geschnitten hatten. Die Venen, Härchen, Falten, Poren ...
    Ein greller, unwirklicher Blitz zuckte aus dem Fingernagel des Mittelfingers. Khosrau schloss geblendet die Augen. Er fühlte einen Rückstoß, wurde gegen die Wand des Ganges geschleudert, rutschte haltlos zu Boden.
    Rings um ihn waren Feuer und Flammen und

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