PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
vorgegeben war.
»Ich hätte dennoch gern die Zusage, im Notfall auf weitere Space-Jets zurückgreifen zu können. Auch auf Teile der Flotte von Girma Teshale, sollte es notwendig sein, die Muskeln spielen zu lassen.«
»Abgelehnt.« Cheung schlüpfte zwischen zwei eng beieinanderstehenden Kiefern hindurch, übersprang mit einem Scherenschritt einen Felsbrocken, lief und lief und lief. »Du bleibst bei Wissenschaft und Forschung, ich auf dem politischen Parkett. Solange sich Strategen und Taktiker, militärische Berater sowie die Geheimdienstler unsicher sind, was von den Drohungen der Onryonen zu halten ist, werde ich kein Risiko eingehen. Die Sache mit der JULES VERNE verschärft die Situation ohnedies.
Dazu kommt, dass Girma Teshale immer wieder Öl ins Feuer gießt. Diese Frau mag eine ausgezeichnete Flottenkommandantin sein und wissen, wie man eine Keule schwingt. Aber sie hat noch immer nicht begriffen, worum es hier und heute eigentlich geht. Sie würde die Onryonen am liebsten aus dem Weltall blasen und dabei die Vernichtung des Solsystems in Kauf nehmen.«
Der Fitness-Guru feuerte Cai Cheung an. Das Ziel ihres Hindernislaufs war nicht mehr fern. Die beiden Leitlichter glühten rot, vereinzelt stachen wärmende Sonnenstrahlen durch das trübe Einerlei.
Cheung sah selbst jetzt noch unverschämt gut aus, und kaum hatte sie die Ziellinie überquert, setzte sie jenes Zahnpastalächeln auf, mit dem sie bekannt geworden war.
Sichu wartete, bis sie die Leistungsdaten des Fitness-Gurus begutachtet hatte. Gemeinsam verließen sie das Grüne Zimmer, die Solare Premier fläzte sich auf ihren Platz. Auf ihrem Arbeitstisch stapelten sich Schreibfolien, mehrere Anrufe mit höchster Dringlichkeitsstufe wollten beantwortet werden. Eine Vielzahl von Signallichtern blinkte um die Wette.
Sichu bewunderte die Ruhe, mit der sich ihr Gegenüber einen Überblick verschaffte – und sich dann zurücklehnte, um sich nochmals ihr zu widmen.
»Girma Teshale hat verlautbaren lassen, dass sie um drei Uhr nachmittags eine Erklärung abgeben möchte. Ich ahne das Schlimmste.«
»Kannst du sie denn nicht zurückpfeifen?«
»Sie ist offiziell der Liga Freier Terraner unterstellt, nicht der Erdregierung. Ich habe in Angelegenheiten, die nicht unmittelbar militärische Einsätze betreffen, ihr gegenüber keinerlei Weisungsbefugnis.« Cheung schüttelte den Kopf. »Irgendwie hat sie es geschafft, Resident Joschannan um den kleinen Finger zu wickeln. Er meint, es wäre gut, ein militärisches Gegengewicht zu meiner Politik der Diplomatie zu entwickeln. Die Onryonen sollen durch Flottenpräsenz beeindruckt werden.«
»Soll ich mit Joschannan sprechen? Wir haben ein recht gutes Verhältnis ...«
»Lass das nur meine Sorge sein.« Cheung nickte ihr zu. »Erledige du deine Aufgabe. Wenn du diese Blackbox bergen kannst, wäre das ein erster Schritt in die richtige Richtung.«
Sie verschränkte die Hände. »Ich wiederhole mich: Du bekommst von mir größtmögliche Unterstützung. Auch wenn dir eine Flotte von fünfzig Space-Jets wenig erscheint – es handelt sich um die richtigen Leute. Die Besatzungsmitglieder sind bestens geschult und wissen, wie man sich in einem derartigen Suchgebiet bewegt.
Du wirst auf viele alte Bekannte treffen. Auf Wissenschaftler, die mit den besten Suchgeräten, Tastern und Ortern ausgestattet wurden. Auf Logistiker und Taktiker, auf Spitzenleute der Wahrscheinlichkeitsforschung, auf Heuristiker und solche, die mit Kontracomputern wie mit Spielsachen umgehen. Und sollte es bei der Suche nach der Blackbox zu Problemen kommen, die nicht so einfach zu lösen sind, kannst du auf die Mitglieder einer Taktischen Pioniereinheit mit Schwerpunktausbildung im freien Raum zurückgreifen.«
Sichu nickte. »Das hört sich gut an. Ich werde dennoch eine Liste von Leuten erstellen, die ich gern mit an Bord hätte ...«
»Ist hiermit genehmigt.«
»Willst du nicht wissen, wen ich mitnehmen möchte?«
»Ich vertraue dir, Sichu.« Die Solare Premier deutete auf ihren Schreibtisch. »Darüber hinaus bleibt mir gar nicht die Zeit, mich mit derartigen Dingen zu beschäftigen. Während der letzten Tage habe ich mir angewöhnt, Entscheidungen zu delegieren. Noch viel mehr als jemals zuvor. Es fällt mir nicht leicht, aber es verschafft mir die Freiräume, die ich benötige, um ab und zu auch mal innehalten zu können und nachzudenken. Durch mein Amt bin ich verpflichtet, Strategien zu entwickeln und mit meiner eigenen Stimme
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