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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verständigen, scheiterten. Eine Holotechnikerin und ein Fachmann für fünfdimensionale Emissionen hantierten aufgeregt mit Messgeräten, ein weiteres Besatzungsmitglied, ein Xenopsychologe, bemühte sich, die Aufmerksamkeit des Kleinen zu gewinnen.
    Bull kümmerte sich nicht weiter um diese Nebenfront der Ereignisse. Es waren so viele wichtigere Dinge zu erledigen, so viele Entscheidungen zu treffen ...
    Ein 23-Punkte-Plan trat eben an Bord in Kraft. Er umfasste die Früherkennung aller Krankheitssymptome, Schutzvorkehrungen und die Isolierung des offenkundig Befallenen, aber auch die Suche nach Caileec Maltynouc.
    »Es gab seit einer Stunde keine ... Vorfälle mehr«, sagte Bert Cenda, der marsianische Pilot, und ergänzte dann leise: »Ich meinte: keine Explosionen mehr.«
    »Wir sollten uns keinen Hoffnungen hingeben.« Oter blickte von seinen Unterlagen hoch. »Wir sind keinen Schritt weiter bei der Aufklärung der biochemischen Vorgänge. Wir wissen mittlerweile bloß, dass die Körpersubstanz unglaublich schnell in Stoffe umgewandelt wurde, die Trinitrotoluol ähneln.«
    »Das ist doch nicht möglich!« Bull schüttelte den Kopf. »TNT ist kristallin-monoklin. Wie soll das funktionieren?«
    »Das ist es ja, was uns am meisten Kopfzerbrechen bereitet! Die Umwandlungen der biochemischen Strukturen passieren in einem Bereich, den wir weder kennen noch nachvollziehen können. Elemente werden verunstaltet, deformiert und in einer subatomaren Ebene neu gruppiert. Es ist eine abartige Perversion, eine Vergewaltigung aller Lebensstrukturen! Die DNS wird ausgelöscht, das Wesen alles Seins vernichtet.«
    »Was meinst du: Sind alle Besatzungsmitglieder gefährdet?«
    »Wir sind alle betroffen«, bestätigte der Chefwissenschaftler und fügte dann mit säuerlicher Stimme hinzu: »Mit Ausnahme von dir selbstverständlich.«
    »Wie sieht es mit der Biokomponente von NEMO aus?«
    Oter zögerte. »Sie scheint stabil und nicht gefährdet zu sein. Dasselbe gilt auch für die Kommandantin«, er nickte Jawna Togoya zu, »und für alle weiteren biopositronischen Elemente an Bord der JULES VERNE.«
    »Lassen sich daraus irgendwelche Rückschlüsse ziehen? Kann es sein, dass sich die einzelnen Schadkomponenten, die Maltynouc an Bord brachte, an den ÜBSEF-Konstanten der Besatzungsmitglieder festhaken und davon angezogen werden?«
    Oter blickte erst verblüfft, dann nachdenklich drein. »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte er langsam. »Dieses Thema haben wir noch nicht angedacht. Die ÜBSEF-Konstante ...«
    Er runzelte die Stirn, die Hautwülste fielen ihm beinahe über die Augenbrauen. Dann wandte er sich ab, aktivierte ein gutes Dutzend Holoschirme, die ihn mit engen Mitarbeitern der einzelnen Forschungsabteilungen verbanden. Er war nun ganz, ganz weit weg. In einer eigenen Welt von Theorien und Hypothesen, die Bull nicht in gleicher Intensität zugänglich waren.
    Je länger Oter mit seinen Kollegen redete, desto aufgeregter wirkte der Wissenschaftler. Er drehte sich in Bulls Richtung, zeigte ihm einen nach oben gerichteten Daumen und vertiefte sich dann wieder in die Unterhaltung mit einem Kollegen.
    »Etwa fünfzehn Prozent der Besatzungsmitglieder sind nicht oder nicht mehr einsatzfähig«, holte Togoya ihn in die Realität zurück. »Tendenz steigend.«
    »Wo steckt Maltynouc?«, grübelte Bull. »Wie ist er entkommen, wo hat er sich versteckt? Wer ist seine Komplizin?«
    Kurz schweifte er mit den Gedanken zu Ghiyas Khosraus Schicksal ab. Ihr ganzes Unglück hatte damit begonnen, dass er an Bord gekommen war. Der Unfall, in den er verwickelt worden war, hatte offenbar ebenfalls mit dem Angriff des Marshalls zu tun gehabt.
    Die Aussagen des TLD-Agenten mussten neu bewertet werden. Er hatte stets von einem Verlust gesprochen, den er erlitten hatte. Sein Arm war ihm angeblich während der Reise durchs Polyport-Netz genommen und durch ein Transplantat ersetzt worden.
    War es möglich, dass der Arm jene zweite Komponente beinhaltet hatte? – Nun, der Gedanke war nicht allzu weit hergeholt.
    »Wir müssen Entscheidungen treffen«, sagte Jawna Togoya.
    Bull starrte auf die Bilder, die ihm die Kommandantin vor seinen Arbeitsplatz spiegelte. Sie zeigten die Ausläufer des Schwarzen Lochs. Sie hatten sich Tephaya bis auf wenige Millionen Kilometer genähert. Der eigentliche Zweck ihrer Reise war während der letzten beiden Stunden völlig in den Hintergrund gedrängt worden.
    Sind denn tatsächlich erst zwei Stunden seit den

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