Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
denn sie zeigte die schwersten Erschöpfungssymptome aller Kranken.«
    Sei-bei-mir tunkte eine seiner Verbindungsstelen in einen bereitstehenden Wasserkrug und nahm Flüssigkeit in seinen Leib auf, bevor er weiterredete.
    »Plötzlich hielt sie inne. War ganz still. Mir war, als fühlte sie in diesen Sekunden völliger Klarheit ihr Ende nahen. Sie sagte, dass ich fliehen solle, so rasch wie möglich. Und ich solle ihre Tochter in Sicherheit bringen.«
    Der Mittelkörper des kleinen Geschöpfes bäumte sich auf, ein deutliches Zeichen seines Unwohlseins.
    »Ich weiß nicht, warum ich ihren Worten gefolgt bin. Ich erinnere mich bloß noch daran, dass ich das Untersuchungszimmer verließ, einen Alarm auslöste, nach der Tochter der Kranken suchte. Dann verliert sich alles.
    Ich habe keine Ahnung, was ich in diesen Minuten tat. Ich fand mich später wieder, an einem mir unbekannten Ort, weit weg von der Medoabteilung.«
    Leise fügte Sei-bei-mir dazu: »Ich bin geflüchtet, Bull. Ich hatte eine derartige Angst, dass ich nur noch ans Davonlaufen denken konnte.«
    »Das ist auch der Grund, warum du noch lebst. Du hast deinen Instinkten gehorcht.« Der Unsterbliche nickte langsam. »An die Explosionen selbst hast du keine Erinnerungen mehr?«
    »Ich weiß, was geschehen ist, aber ich kann die Bilder kaum sehen. Sie sind nahezu ... weg. Vielleicht verdrängt, womöglich ausgelöscht. Wir Lyrianer verfügen über die Gabe, allzu schlimme Dinge aus unserem Gedächtnis zu verbannen.« Er überlegte kurz. »Ich meine, Terraner explodieren gesehen zu haben. Sie brachen von innen nach außen auf, Stichflammen schossen aus ihrem Inneren. Die Opfer nahmen es gelassen oder fast erleichtert zur Kenntnis. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Hast du als Mediker eine Erklärung für diese Vorgänge?«
    »Es bestätigt bloß, was wir befürchtet haben: Es bedurfte zweier oder mehrerer Komponenten, um die Körper der Erkrankten umzuwandeln und zu lebenden Bomben zu machen. Eine davon war und ist das Gift, das der Marshall ausatmete. Alle anderen sind mir unbekannt.«
    »Es kann aber kein Zufall sein, dass die Betroffenen nahezu synchron ... zündeten.«
    »Ganz richtig. Jemand muss den Abzugshahn gedrückt haben.«
    »Du bist dem Marshall auf deiner Flucht nicht begegnet?«
    »Ich weiß es nicht. Da war ein Schatten. Er war irgendwie anders, wirkte bedrohlich. Aber er interessierte sich nicht für mich.«
    Sei-bei-mir hielt inne, sein Körper versteifte. »Da war etwas«, fuhr er dann fort. »Ich glaube, dass ich weggebracht wurde von etwas oder jemandem. Er hatte aber keinerlei Ähnlichkeit mit Maltynouc. Er war kleiner. Zierlich wie eine Frau.« Der Leib des Lyrianers begann zu zittern. »Jetzt fällt es mir wieder ein: Das Wesen sagte, ich solle dir etwas ausrichten.«
    Bulls Herz schlug laut und heftig. »Und zwar?«
    »Dieser andere sagte, dass es noch längst nicht vorbei sei. Dass es jetzt erst richtig losginge. Dann lachte er, setzte mich ab und verschwand.«
     
    *
     
    Caileec Maltynouc hatte allem Anschein nach einen Komplizen an Bord, womöglich eine Frau. Jemanden, der Wert darauf legte, Bull seine Überlegenheit unter die Nase zu reiben.
    Sind unsere Gegner bloß überheblich, oder sind sie uns tatsächlich so weit voraus?
    Er dachte nicht länger über diese Frage nach. Die Situation an Bord bedurfte seiner ganzen Aufmerksamkeit.
    Bull schälte sich aus dem SERUN und schlüpfte in eine bequemere Bordkombi, bevor er den Ruheraum verließ, die Messe durchquerte und die Zentrale betrat.
    Jedes einzelne Schiffsmitglied war eine potenzielle Sprengbombe mit Ausnahme der Kommandantin und ihm selbst. In einigen Labors wurde fieberhaft daran gearbeitet, Ursachen und Wirkung des Gifts zu erforschen. Doch er bezweifelte, dass es rasche Antworten geben würde, zumal zwei der wichtigsten Mediker an Bord gestorben waren.
    Hatte Maltynouc die menschlichen Bomben gezündet, weil ihm Barber oder Kendrest auf die Spur gekommen waren?
    Bull sah sich um. Einige Sessel in der Zentrale blieben unbesetzt. In Absprache mit Jawna Togoya hatte er beschlossen, auf eine Doppelbelegung der einzelnen Abteilungen zu verzichten. Angesichts der Vorgänge an Bord musste NEMO als Kontrollinstanz vorerst genügen.
    Das Holo Ilz Namibs war noch immer da. Die Darstellung des Metaläufers ruhte wie eingefroren vor dem COMMAND-Podest und starrte in die Luft. Alle Versuche, Kontakt mit ihm aufzunehmen, blieben vergebens. Auch Ilz Namibs Versuche, sich mit ihnen zu

Weitere Kostenlose Bücher