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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Boden zur Zweiten Emotionautin, Suzie Quentin. Sie saß apathisch da, ebenfalls mit aufgesetzter SERT-Haube, hatte das Gerät allerdings nicht aktiviert.
    Der Unsterbliche rüttelte an ihren Schultern. »Du musst Rookal da rausholen!«, schrie er. »Er bringt uns alle um! Hörst du mich?«
    Die Frau seufzte. Sie weinte und schluchzte. Sie war eine der wenigen, die auf ihrem Platz geblieben waren.
    Bull versetzte ihr einen heftigen Schlag quer übers Gesicht – und endlich sprach sie an.
    »Was ... wo ...?«
    »Hol Rookal aus dem Schiff!«, befahl Bull. »Mach schon! Und du selbst kehrst ebenfalls so rasch wie möglich wieder zurück!«
    Quentin nickte. Die SERT-Verbindung ging auf »aktiv«, die Körperspannung der Frau ließ nach.
    Es dauerte bloß wenige Sekunden, bis sie wieder bei sich war und das Gerät, das ihren Kopf umhüllte, zurückklappen ließ. »Getan, getan, getan!«, rief sie, mühte sich auf die Beine und ging nun ebenfalls davon, mit steifen Schritten, wie eine Marionette.
    »Ich habe die Kontrolle über die JULES VERNE zurückerlangt«, sagte NEMO.
    Bull blickte auf den Ersten Emotionauten. Ihn schauderte. Suzie Quentin hatte ihren Befehl befolgt: Sie hatte Rookal Zawatt aus der Steuerung genommen, indem sie kurzen Prozess gemacht hatte. Sie hatte ihn getötet. Einfach so. Selbst kaum mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, hatte sie die einzige Abkürzung genommen, die ihr noch möglich erschienen war.
    Zawatts Leib zitterte, letzte Nervenzuckungen, die bald ein Ende nehmen würden.
    Bull sah sich um. Es war leise geworden in der Zentrale. Jawna Togoya stand aufrecht da und starrte ihn an. Ilz Namib hatte sich während der letzten Minuten nicht bewegt. Zwei Terraner waren über ihren Arbeitsplätzen zusammengebrochen. Suzie Quentin quetschte sich als letztes Besatzungsmitglied durch das nur durch eine nunmehr fast unkenntliche Leiche am endgültigen Schließen gehinderte Hauptschott.
    Und da war dann noch ... noch ...
    Bull sah eine blitzschnelle Bewegung. Etwas, das auf ihn zukam.
    Eine seltsame Ruhe überkam ihn. Das war es dann wohl, dachte er, während er in einer anderen Daseinsebene gefangen zu sein schien, in der die Zeit viel langsamer verging. Er sah das Objekt. Schwarz, rund, bedrohlich. Es würde ihn bald erreichen. Ihn berühren.
    Ihm etwas antun.
    Doch es geschah nicht. Etwas anderes war schneller als seine Gedanken, schneller als das Wurfgeschoss.
    Es warf sich mit dem Gewicht eines TARAS auf ihn, riss ihn um und begrub ihn unter sich, tunlichst darauf bedacht, ihn nicht zu zerquetschen und dennoch seinen Körper, so gut es ging, abzudecken.
    Dann explodierte etwas. Er hörte die Detonation. Sie erschütterte ihn zutiefst, durchdrang scheinbar jede einzelne Körperzelle. Eigentlich hätte er beiseitegefegt werden sollen. Doch dieses Etwas, das ihn beschützte, fixierte ihn am Boden. Es fing die Wucht ab – und wurde dabei selbst hin und her geschüttelt.
    Der Lärm überrollte ihn, dann die Hitze. Bull gab nach und ließ sich in die dunkle Schwärze der Bewusstlosigkeit fallen.
     
    *
     
    Als er erwachte, fühlte er sich um keinen Deut besser als zuvor. Die Welt rings um ihn war ... leer. Er lag auf dem Boden und starrte in die Luft. Staub- und Metallpartikel schwebten über ihm. Sie senkten sich ganz langsam herab, Licht aus Deckenstrahlern ließ sie glänzen wie in einem Konfettiregen.
    Bull sagte etwas – und hörte sich selbst nicht. Er hatte einen Hörsturz erlitten. Der Kopfteil seiner Bordkombi war zwar im letzten Augenblick zugefahren, doch er hatte bei Weitem nicht die gleiche schützende Wirkung wie ein SERUN.
    Er wollte aufstehen und konnte es nicht. Ein schweres Ding lag auf ihm, zerbeult und zerkratzt. Er versuchte sich zu erinnern, was es gewesen war, das ihn vor dem Tod bewahrt hatte.
    Bull hörte einen Ton, laut und kreischend. Es musste Sprache sein. Eine sinnvolle Aneinanderreihung von Worten. Etwas, das er unter normalen Umständen verstünde. Doch was war schon normal?
    Er fühlte sich von der Last befreit, jemand – oder etwas – half ihm beim Aufstehen. Schwankend blieb er auf den Beinen und sah sich um.
    Ja. Das war einmal die Zentrale der JULES VERNE gewesen. Der Hologlobus war erloschen, ringsum lag alles in Trümmern. Wände, Böden, Stühle, Pulte, Arbeitsgeräte, Teile von Robotern, Kommunikationseinheiten – alles war in seine Einzelteile zerlegt.
    Bull starrte blicklos vor sich hin. Die Erinnerungen in seinem Kopf ergaben keinen Sinn. Er

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