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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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das feindliche Objekt herangeht und es mithilfe von Traktorstrahlen birgt.«
    Er wusste um die Gefahren. Und ignorierte sie. Es ging nicht um die Schiffsbesatzung, auch nicht um sein eigenes Leben. Die Bedrohung durch die Onryonen war akut. Maltynouc führte ihm eindrucksvoll vor, wozu er imstande war und über welche Möglichkeiten er verfügte. Wenn Bull vom Marshall auf andere seiner Art schloss, dann war die Milchstraße in schrecklicher Gefahr, vom Atopischen Tribunal vereinnahmt und in eine grässliche Auseinandersetzung gezogen zu werden.
    Die Posbi-Kommandantin gehorchte. Ihre Lippen bewegten sich, ohne dass sie ein Wort sagte. Es war ihre Art, mit NEMO zu kommunizieren.
    Das Schiff nahm Kurs, geschützt von HÜ- und Paros-Schirm. Dieses Raumgebiet, diese Zone zwischen Sein und Schein, war völlig unbekanntes Terrain. Tephaya mochte deutlich kleiner sein als das Dengejaa Uveso, der »Abgrund voller Kraft«, wie der Begriff aus dem Sothalk übersetzt lautete, doch es hatte seine Tücken.
    »Das Mädchen ...«, erinnerte ihn der Sicherheitsoffizier.
    »Nicht jetzt!« Bull wollte mit einer Hand abwehren und den Mann aus der Zentrale schicken. Er besann sich rechtzeitig seiner Rolle und wandte sich dem Kind zu. »Hab bitte ein bisschen Geduld mit mir, Absynthe. Ich bin gleich für dich da.«
    Ein Mann schrie auf: Bert Cenda, der Pilot. Er löste sich aus seinem Stuhl und sang lauthals los. Ishart Mamnah, eines der dienstältesten Mannschaftsmitglieder und nomineller Stellvertreter der Kommandantin, kreischte und bewegte seinen Körper, als hätte er eine Melodie im Kopf, die außer ihm niemand hören konnte.
    Joska Oter lachte und erzählte die Pointe eines ordinären Witzes, immer wieder. Eine Funkerin hieb sich mit dem Headset gegen ihr Ohr, immer fester und rascher, bis Blut spritzte.
    Bull sah sich entsetzt um. Maltynouc forcierte seinen Angriff. Ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt. Die Leute drehten vollends durch. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ... explodierten.
    »Anflug abbrechen!«, befahl Bull. »NEMO – du musst die volle Befehlsgewalt übernehmen. Du anerkennst nur Jawna und mich als übergeordnete Instanz. Verstanden?«
    »Ich habe Probleme!« Die Positronik ächzte. »Rookal ... Er ist im Schiff drin, in mir drin! Ich kann ihn nicht über...«
    Das Rechengehirn brach mitten im Wort ab. Bull konnte nur ahnen, was sich zwischen NEMO, der JULES VERNE und Rookal Zawatt abspielte: Der Erste Emotionaut lag in der Reihe vor ihm, halb rechts, den Kopf von der SERT-Haube größtenteils bedeckt. Er sabberte und murmelte Unverständliches.
    Jawna Togoya reagierte rasch und entschlossen. Sie sprang auf den Terraner zu, offensichtlich, um ihm die SERT-Haube abzunehmen und damit die geistige Verbindung des Emotionauten zum Schiff zu lösen, ohne viel Rücksicht auf das Befinden des Mannes zu nehmen. Aber die Posbi wurde von einem Prallfeld zurückgeschleudert, das der Emotionaut gedankenschnell entstehen ließ.
    Zawatt wirkte an einer Schaltstelle der Macht, wie es keine andere an Bord der JULES VERNE gab. Ein falscher Gedanke von ihm, und Besatzungsmitglieder starben. Eine zusammenhängende Befehlskette, und Aggregate gingen in die Luft.
    Zwar konnte NEMO sich jederzeit gegen den Einfluss des Emotionauten wehren, doch umgekehrt bot auch die Bordpositronik dem Mann Angriffsmöglichkeiten. Zawatt war einer der fähigsten Männer seiner Profession, und er wusste ganz genau, wie er NEMO beeinflussen, wenn nicht sogar ausschalten konnte.
    Der Sicherheitsoffizier neben Bull stürmte schreiend davon. Er verließ die Zentrale, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Es war, als hätte er für eine Initialzündung gesorgt, denn weitere Mitglieder der Zentralebesatzung machten sich nun auf den Weg, erkämpften sich ihren Weg hin zu den Schotten, die sich immer wieder öffneten und schlossen. Als ein Mann sich durch das größte Schott werfen wollte und dabei stolperte, zerquetschten ihn die hinter ihm Herandrängenden. Er lag reglos am Boden, ein lästiges Hindernis für das Schott, das sich nun nicht mehr vollends schließen konnte. Andere Besatzungsmitglieder nutzten die Gelegenheit und trampelten über den Toten hinweg, ohne Rücksicht auf Verluste.
    Weg. Nur weg.
    Rauch füllte die Zentrale, Schaum spritzte umher. Zawatts gequälter Geist unternahm Dinge, die das Chaos weiter vergrößerten und NEMO über alle Maßen beanspruchten.
    Bull kam auf die Beine. Er torkelte über den schwankenden

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