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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Zuschauer lachten; Dhayqe hatte soeben einen Scherz gemacht.
    Zennor war, als wäre die ganze Welt ins Eis eingebrochen und triebe nun im Wasser, von einer unmerklichen Strömung fortgezogen. Und er selbst war der Einzige, der oben geblieben war und zusehen musste, wie die Ertrinkenden unter dem Eis dahinglitten, unrettbar, aber mit fröhlichen Gesichtern.
    Was für ein Albtraum.
    »Ich wünsche mir«, sagte Dhayqe, »terranische Schöffen in dem Prozess, den das Atopische Tribunal gegen Rhodan führen wird wie gegen den Arkoniden Bostich. Bostich, in dessen Auftrag der ehemalige Resident Bull zu Tode gefoltert wurde, wieder und wieder. Bostich, der grundlos und unprovoziert das Solsystem überfiel. Bostich, dem die Atopen etliche weitere schwere Vergehen gegen Leben, Freiheit und Eigentum von Milliarden vernunftbegabten Wesen zur Last legen, die er begangen hat, begeht und begehen wird.«
    Endlich, dachte Zennor mit großer Erleichterung. Die Maske fällt.
    Aber das Publikum widersprach nicht, empörte sich nicht, sondern schwieg.
    Dhayqe sagte: »Wir brauchen einen fairen Prozess. Es ist an der Zeit. Wenn Bostich Fürsprecher hat – oder Rhodan –, sollen sie gehört werden. Selbst wenn sie leise reden. Das Ohr der Gerechtigkeit ist hellhörig. Aber dieses Ohr hört auch die Klagen. Es lauscht dem Gewimmer derer, deren Leid unverschmerzt geblieben ist. Es vernimmt die Rufe der Opfer, selbst wenn sie erstorben sind.«
    Zennors Blick fiel auf die Polizisten, die Dhayqe bewachen sollten. Zwei von ihnen blickten starr geradeaus. Die anderen beiden nickten langsam.
    In diesem Moment verfluchte Zennor die Perfektion der terranischen Holotechnik. Hunderttausende, vielleicht Millionen von Zuschauern blickten in ihren Wohnungen, in Restaurants und Freizeitanlagen, auf öffentlichen Plätzen dem Tesqiren ins Gesicht – und würden nichts entdecken als den Ausdruck echten Mitgefühls.
    Selbst Zennor fiel es schwer, seine Zweifel zu verteidigen, ja er begann, an seinem Zweifel zu zweifeln. Konnte es sein, dass Dhayqe von den Machenschaften der Onryonen nichts wusste? Dass er sie wenigstens nicht billigte?
    Konnte es sein, dass die Informationen aus dem Solsystem übertrieben waren? Von der Solaren Premier manipuliert?
    Zennor schloss die Augen. Glaub ihm nicht, mahnte er sich.
    Im Saal herrschte ein Schweigen, das an Andacht grenzte.
    Da unterbrach Beathan die Stille. Sein Lächeln wurde immer kälter, sezierender, als er Dhayqe fragte: »Ich bin bislang davon ausgegangen, dass du allein auftrittst?«
    Dhayqe breitete die Arme aus, als wollte er sagen: Das siehst du doch.
    »Überraschung«, rief Beathan. »Wie man mir in diesem Moment mitteilt, ist eine Flotte von 240 Onryonenraumern im Taranis-System materialisiert. Vermutlich sollen wir auch das als eine gute Nachricht sehen?«
    Ein neues Holo entfaltete sich hoch über der Arena. Es zeigte einige der Schiffe. Auf den ersten Blick wirkten sie vertraut, Kugelraumer, wie sie die Terraner selbst und Dutzende andere raumfahrende Nationen verwendeten. Nur dass ihre Hülle von einem tiefen Rot war, das von innen heraus zu glühen schien.
    Als ob das Metall fiebere, durchfuhr es Zennor.
    Die Schiffe hatten keinen Äquatorwulst. Stattdessen zog sich eine schmale Schiene von Pol zu Pol, und auf dieser Schiene lief die kegelförmige Antriebseinheit der Schiffe. Der Antriebskegel war offenbar zu den Seiten hin schwenkbar.
    Die eingeblendeten Parameter zeigten, dass einige der Raumer es auf 2100 Meter Durchmesser brachten; diese Giganten wurden von kleineren Einheiten flankiert.
    Besonders fremdartig wirkte die Offensivwaffen-Architektur der Schiffe: Die Geschütztürme waren auf Plattformen montiert, die sich über die Hülle bewegen konnten.
    In diesem Moment aktivierten die Onryonenschiffe ihre Schutzschirme. Aus den Berichten wusste Zennor allerdings, dass die Onryonen über eine Schirmtechnologie auf Paratronbasis verfügten.
    Freeman Zennor lachte auf, geradezu erleichtert.
    Ertappt, dachte er.
    Aber auf dem Gesicht des Tesqiren zeichnete sich keine Scham ab, kein Schuldgefühl. Stattdessen stand er da wie ein Triumphator, die Arme immer noch ausgebreitet, selbstgewiss und zufrieden, ein Monument gewordenes Habe ich es euch nicht gesagt?

Im Traum des großen Spielers
     
    Der Messingtraum begann damit, dass Rhodan zu erwachen meinte. Es war ein Gefühl, als löste er sich nach und nach aus einem sirupartigen Kontext, zäh und bleiern, der alle seine Bewegungen verlangsamt und

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