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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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aus orientalischen Märchen. Unsägliche und unsäglich schöne, unbestimmbare Kreaturen überall, Phantasiegebilde eben, leichtfertig und selbstverständlich, wie etwas nur im Traum sein konnte.
    Während er sank, wurde das Wasser dünner und leichter und war endlich nur ein transparenter Äther, der ihn sanft auf dem Grund des Meeres absetzte.
    Rhodan stand allein. Keine Spur von der Nixe. Der Meeresboden war sandig und trocken; endlose Dünen breiteten sich bis zum Horizont aus.
    Ich träume, rief er sich in Erinnerung. Ich sollte von einem Wegweiser träumen.
    Merkwürdig übrigens, dass er den Wegweiser erst in diesem Moment sah, denn da stand er, ein hölzerner Pflock im Nirgendwo, am Kopf die beiden pfeilförmigen Tafeln, die in entgegengesetzte Richtungen wiesen:
    »Londonderry – 12 Meilen; Armageddon – ca. 2790 Jahre (gutes Schuhwerk vorausgesetzt).«
    Ein Trupp Soldaten zog vorbei und sang:
    »Oh, Danny boy, the pipes, the pipes are calling
    From glen to glen, and down the mountain side
    The summer's gone, and all the roses falling
    'tis you, 'tis you must go and I must bide.«
    Rhodan winkte den Marschierenden lange nach. Er überlegte, ob er ihnen folgen sollte, immerhin würden sie unweigerlich mach Londonderry gehen.
    Oder zogen sie in die Schlacht? Rhodan atmete geräuschvoll aus. Ich träume das alles nur. Ich muss lernen, den Traum unter Kontrolle zu bringen.
    »So schwer kann das doch nicht sein«, sagte jemand. Rhodan schaute sich um. Crest saß in einem alten, knarrenden Schaukelstuhl auf einer Veranda. Er betrachtete Rhodan mit leichtem Tadel. Auf den Bohlen zu seinen Füßen stand eine Karaffe mit Wasser, in dem Eiswürfel und Limonenfilets schwammen; über der Veranda hing ein mit Ölfarbe handbemaltes Blechschild: »Crests Traumschule & div. Limonaden«.
    »Ich muss ...«, begann Rhodan.
    Crest schüttelte traurig den Kopf. »Perry – wie oft habe ich Ihnen gesagt, dass niemand müssen muss. Es muss nur, wer nicht will. Wer aber will, der darf. Auf schlichte Weisheit wie diese haben wir Arkoniden das Große Imperium gegründet.«
    »Ich weiß«, sagte Rhodan wider besseres Wissen. »Ich weiß das alles.«
    Crest nickte. »Wegen der Hypnoschulung wissen Sie allerlei, Perry. Das ist klar.«
    »Nichts ist klar«, entgegnete Rhodan.
    Unverhofft hatte sich die Gegend verwandelt, war ausgetauscht worden wie von einem Taschenspieler. Crest saß immer noch auf der Veranda, aber die Veranda befand sich in der Zentrale eines Raumschiffs. Rhodan saß übrigens auf dem Sessel des Kommandanten. Er war offenbar an Bord der AETRON. Im Holoschirm sah er die Mondoberfläche, eine menschenfeindliche Wüstenei. Irgendwo stand das zerstörte Fahrzeug, mit dem er und Bull vom Landeplatz der STARDUST aus losgefahren waren.
    Wo war Bull?
    Wo war Thora?
    Ihre Abwesenheit schmerzte ihn körperlich.
    Allmählich kam am Horizont des Mondes die Erde in Sicht. Rhodan bemühte sich, kalt zu bleiben, kämpfte den aufkochenden Zorn nieder. Das Technogeflecht, von dem Terra befallen war, hatte nun auch beide Polkappen erreicht. Die Erde schien nun vollständig eingeschalt.
    War noch Leben unter der Schale?
    Crest sagte: »Merkwürdig, dass wir immer den rechten Zeitpunkt verpassen. Wir kommen zu spät, wir kommen zu früh.«
    »Das gilt nur in unseren Albträumen«, stellte Rhodan richtig.
    Crest lächelte. »Ja, die Albträume. In ihnen leuchten wir uns selbst ein. Die Erde unter dem Technogeflecht wäre die furchtbarere Variante gewesen, meinen Sie?«
    Rhodan nickte. »Ja. Ich glaube, wenn es die Erde getroffen hätte ...« Er kniff die Lippen aufeinander.
    »Lassen Sie nicht nach, Perry«, riet Crest. »Glauben Sie keinesfalls, dass Luna das geringere Opfer war.«
    »Wissen Sie mehr, als ich weiß, Crest? Dann sagen Sie es.«
    »Ach Perry«, seufzte Crest. »Das ist die Krux derartiger Träume: Ich bin doch nur Ihr Wunschtraum. Wie sollte Ihr Wunschtraum mehr wissen als Sie? Vergessen Sie sich nicht. Sie sind hier, um was zu tun?«
    Rhodan biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. »Um das Plasmahirn zu wecken«, erinnerte er sich schließlich.
    »Natürlich«, sagte Crest. »Das ist der Grund. Das ist der Grund, warum alle Mitspieler Sie auf Abwege locken möchten. Niemand möchte den großen Spieler verlieren.«
    »Wo finde ich das Plasmahirn?«
    »Er ist der Atlas dieser Welt«, sagte Crest. »Er trägt sie und er erhält sie. Er ist überall.«
    »Natürlich«, murmelte Rhodan. Er machte einen Schritt, und der

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