PR Action 08 Sternentod
Schritt zurück. So etwas hatte er noch nie gesehen. Er wusste, dass einige Magadu über Psi-Fähigkeiten verfügten, doch diese hier war bislang nicht aufgetreten. Anscheinend hatten die Weichlinge auf Magadon nicht nur optisch eine andere Entwicklung durchgemacht, als ihre Sippen und Stämme auf anderen Welten.
»Beeindruckend«, gab er zu. »Aber mit so wenig Aussicht auf Erfolg behaftet. Dachtest du wirklich, damit könntest du mich überwinden?«
»Jemand wird kommen, der es kann.«
Lok-Aurazin lachte schallend. »Das wird nicht geschehen, und wenn doch, wirst du es nicht mehr erleben. Denn mit dir, Paluun von den Zwölf, mache ich den Anfang.«
Kraft seines Willens stellte Lok-Aurazin eine Verbindung zwischen ihnen her. Über seinen Stirnreif nahm er Zugriff auf den Hellquarz, der mit dem Fleisch seiner Beute verwachsen war. Er sog das Leben aus Paluun heraus, seine Energie, und spürte, wie sie in seinen eigenen Körper strömte. Und er ließ erst ab, als das letzte Quäntchen Lebensvitalität auf ihn übergegangen war.
Der Magadu starb stumm, und er starb schnell. Sein Körper fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Wie enttäuschend. Lok-Aurazin sah sich um seinen Triumph gebracht. Diese Wesen waren keine Gegner. Sie waren Futter, sonst nichts.
Perry Rhodan war ein würdiger Gegner gewesen, doch das Schicksal hatte keinen Unterschied zwischen ihm und den Magadu gemacht. Auch Rhodan war tot.
*
Am Horizont erhoben sich schwarze Wolken aus den Vulkanen, umrahmt von feurigem Brodem. Die Kegel bildeten abstrakte Formationen, als hätte ein kranker Geist ihre Anordnung ersonnen. Sie waren entstanden, als das Innere des Planeten nach außen gekehrt - und das Äußere verschwunden war. Untergegangen im Feuer und verschlungen von glühender Lava.
Ein kranker Geist ... Nichts anderes waren die Arkoniden.
Lom-Yrtonik hatte Schwierigkeiten, das Taktieren des PrimRegenten zu begreifen. Zwar stand die Robotgarde von Magadon den Regenten nicht zur Verfügung, doch die Produktion von Androiden auf Sepzim lief auf vollen Touren. Bald schon konnten sie über Androiden und Roboter in unüberschaubarer Zahl bestimmen. Weshalb also scheute Lok-Aurazin davor zurück, die Armee auf Magadon zu aktivieren?
War die Armee zu klein, um bereits eingesetzt zu werden? Der Einwand war für Lom-Yrtoniks Geschmack zu vage. Dann wurde sie eben verheizt. Und wenn schon! Bald gab es Nachwuchs. Bald befehligten die Regenten über eine Schar, die größer war als die Anzahl der Sandkörner an einem Meeresstrand.
Doch was, wenn nicht? Wenn es nicht nur Schwierigkeiten mit MAKARANT und der AURATIA gab, sondern auch mit der Brutkammer auf Sepzim?
Verwirrt über seine eigenen Zweifel, schüttelte der Rekon den Kopf. Selbstverständlich gab es keine Probleme auf Sepzim. Andernfalls hätte sich Sin-Toraghu gemeldet.
Lom-Yrtonik änderte seine Flugrichtung. Der Anblick des zerrissenen, schrundigen Planeten füllte ihn mit Hass und Ent-
schlossenheit. Das tote Land unter ihm ließ ihn nicht für eine Sekunde vergessen, wer seine Todfeinde waren, jetzt und bis ans Ende aller Zeiten.
Er ahnte, wo sich weiteres Futter aufhielt. Doch der Regent wollte mehr. Er sog die Bilder Magadons in sich auf, schürte seinen Hass. Zumindest in dieser Hinsicht wollte er den Prim übertreffen.
Lavaströme zogen unter ihm dahin wie die funkelnden Straßen aus Bernstein, die vor Äonen in der Hauptstadt ein prachtvolles Netz gebildet hatten. Früher, in der Vergangenheit.
Etwas aus jenen Tagen trug der Prim ständig bei sich, das wusste Lom-Yrtonik. Es steckte in der Memokugel, die Lok-Aurazin nicht für einen Augenblick unbeaufsichtigt ließ. Was enthielt sie? Was war darin verborgen, das so intim war, dass er es vor den anderen Regenten versteckte?
Warum fragst du ihn nicht einfach?
Lom-Yrtonik erschrak. Nie zuvor war er auf diese Idee gekommen, genauso wenig wie die anderen Regenten.
Über so etwas sprach man doch nicht! Allein die Überlegung rührte an ein Tabu. Was war heute nur mit ihm los? Wieso stellte er manche Dinge in Frage, die bisher eine Selbstverständlichkeit für ihn gewesen waren?
Er wusste es, auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte. Lok-Aurazins harsche Zurechtweisung hatte ihn getroffen. Weil der Prim-Regent nicht über ihnen stand. Weil es ihm nicht zustand, die Führungsrolle für sich zu beanspruchen.
Natürlich tat er das nicht ausdrücklich. Es geschah unterschwellig, subtil. Auf eine raffinierte Art und Weise.
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