PR Action 27 Mutantenschule Crest
selbst. Ich kannte den Marrn nicht, der mich ansprach. Es geschah bei einer Freilandübung im Außenbereich der Schule. Er bot uns an, ims Saquola anzuschließen.«
»War es ein anderer Schüler?«
»Ja, möglich. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Das gefällt mir nicht«, brummte MarshaD. »Es würde bedeuten, dass die Schule infiltriert ist. Ich muss etwas dagegen unternehmen.«
Was leichter gesagt war als getan, fand Rhodan, sofern der Korpschef den Ehrenkodex der Akademie nicht brechen wollte. Und das würde er auf kei-
nen Fall tun, da er sich und die gesamte Einrichtung sonst unglaubwürdig gemacht hätte.
»Wie lautete Ihre Antwort, Borram?«
»Ich habe abgelehnt.«
»Sie sind auf dem gleichen Asteroiden aufgewachsen wie Saquola«, mischte sich der Korpschef in die Unterhaltung ein. »Kennen Sie ihn aus Ihrer Kindheit?«
»Kennen ist zu viel gesagt.« Naalone zupfte sich am Ohr, wobei seine Haare nach hinten rutschten und die Missbildung deutlich sichtbar wurde. »Wir erinnern uns an ihn. Kein Wunder, schließlich gab es nur wenige Kinder auf dem Asteroiden. In solch einer Situation nimmt man jeden wahr. Aber wir hatten nicht viel mit ihm zu tun.«
»Als Spielkamerad ging er anderen Kindern aus dem Weg«, erinnerte sich Borram.
»Seitdem haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
»Nein«, antworteten die Zwillinge wie aus einem Mund, für Rhodans Empfinden etwas zu schnell.
»Würden Sie ihn melden, wenn er bei Ihnen auftauchte?« Der Aktivatorträger lauerte gespannt auf die Antwort. Die Angaben der Brüder kamen ihm vor wie abgesprochen. Lag das wirklich nur an ihrer Nähe zueinander, oder hatten sie etwas zu verbergen?
Er bemerkte, dass sein Misstrauen den Mutanten gegenüber generell zunahm, und das war eine bedenkliche Entwicklung. Nur weil einige aus ihren Reihen sich den Idealen des Korps versagten und sich einem Mörder anschlossen, war kein Pauschalverdacht angebracht.
»Wir haben seit Jahren nichts mehr von ihm gehört«, behauptete Naalone.
Bis vor Kurzem, dachte Rhodan. Es war unwahrscheinlich, dass sich Saquo-la mit einer Absage zufriedengab. Laut Marshall waren die Kryokineten die mit Abstand stärksten Mutantenschüler.
»Ich bin sicher, er wird Sie erneut kontaktieren. Wenn das geschieht, müssen Sie umgehend Mister Marshall unterrichten.«
»Selbstverständlich.« Naalone lächelte verbindlich.
»Ich danke Ihnen.« Rhodan verabschiedete sich, ein wenig enttäuscht, weil er sich mehr von dem Gespräch erhofft hatte. Bei seiner Suche nach Sa-quola blieb eine grundlegende Frage offen.
Hielt der Divestor sich wirklich auf der Venus auf, oder steckte er ganz woanders, wo niemand mit ihm rechnete?
*
»Der Großadministrator hat gemerkt, dass du ihn anlügst, Bruder.« Borrams finstere Miene belegte, wie unwohl ihm in seiner Haut war.
Naalone lachte laut auf. »Ich habe ihn angelogen? Und was ist mit dir, Bruder?«
»Du brauchst mir meine Verfehlung nicht vorzuhalten. Im Gegensatz zu dir ist mir klar, dass wir einen Fehler begangen haben.« Der Telepath bedauerte, nicht aufrichtig gewesen zu sein. Er hatte es getan, um seinen Bruder zu schützen. Er hatte nicht zugeben können, dass dieser in Erwägung zog, sich Saquola anzuschließen.
Solange die Zwillinge denken konnten, hatten sie zusammengehalten und waren füreinander da gewesen. Das war einmal, doch die Zeiten hatten sich geändert. Borram machte sich etwas vor, wenn er sich einredete, dass ihre gemeinsame heile Welt noch Bestand hatte.
Sie hatten sich entzweit, obwohl sie sich alle Mühe gaben, das nach außen hin zu verbergen. Wahrscheinlich gab es Hinweise in ihrem Verhalten, die ihnen selbst nicht, anderen hingegen sehr wohl auffielen.
»Du warst schon immer zu passiv«, warf Na alone ihm vor.
Es stimmte, überlegte Borram. Er war stets der passiv-defensive Typ gewesen, Naalone aktiver, aggressiver und mit dem Hang zu mehr Risiko. »Denkst du, Marshall hat uns telepathisch sondiert?«
»Du weißt, dass er das nicht getan hat. Wir hätten es gemerkt. Unser Mentalblock verhindert ein gedankliches Aushorchen. Gerade du als Telepath müsstest das wissen.«
Das tat Borram, doch die Zweifel blieben. Dabei hielten die Zwillinge ihre Mentalblöcke jederzeit aufrecht. Das gebot allein die Fairness anderen telepathisch begabten Schülern gegenüber, die ihre Fähigkeiten noch nicht richtig im Griff hatten und sich nicht abschirmen konnten.
Von den ungefilterten Gedanken und Emotionen aller Menschen in der Nähe
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