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PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe

PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe

Titel: PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Wille allein nicht genügte, einen idealen Zustand zu erreichen.
    Der Weg war das Ziel.
    Und er hatte den Eindruck, dass der Weg genau in diesem Augenblick unterbrochen worden war. Von einer fremden Macht, von einem Naturphänomen, von etwas, das er nicht einmal ansatzweise verstand, aber das ihn zur Seite drängte, als sei sein Wille, sein Bemühen, seine Ernsthaftigkeit nicht mehr als ein Blatt, das der Sturm vom Baum gerissen hatte und nun ziellos hin und her wirbelte.
    Er war ziellos. Er hatte jeden Richtungssinn, jedes Orientierungsvermögen, jedes Ruhen in sich verloren. Dieser Zustand war nicht normal.
    Bi blickte in den Spiegel, der an der Wand gegenüber der hing, vor der er den Schrein errichtet hatte.
    Das Bild, das er sah, betrübte ihn.
    Seine Augen kamen ihm verschleiert vor. Sehr ungewöhnlich für einen Buddhisten. Die Anhänger dieser Religion hatten ausnahmslos, von einer schlechter Tagesform einmal abgesehen, sehr klare, strahlende Augen.
    Ich habe es noch nicht überwunden, dachte er. Das, was mir den Blick trübt, trage ich noch mit mir herum.
    Er schloss die verschleierten Augen. Sofort sah er wieder die Uhr.
    Ihr altmodischer Zeiger sprang vor und zurück, vor und zurück, Er öffnete die Augen wieder.
    Die Uhr ließ ihn nicht los. Sie verhinderte, dass er sich konzentrieren, meditieren konnte. Es war sinnlos, es zu verleugnen.
    Seine Wahrnehmung hatte sich verändert. Vielleicht versuchte sein Unterbewusstsein, ihm mit diesem Bild etwas zu verraten, ihn auf eine Spur zu bringen. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes.
    Wie dem auch sein mochte - hier in seiner Kabine würde er keine Ruhe und Ausgeglichenheit finden, die er dringend brauchte, um die selbst gestellte Aufgabe lösen zu können. Die Befreiung des Herzens musste noch etwas warten, wie so oft.
    Oder fast immer.
    In diesem Augenblick gellte das Jaulen der Alarmsirene durch das Schiff.
     
     
    Für Norman gestaltete es sich äußerst schwierig, Benjameen und Tess in die Hauptzentrale zu folgen. Nicht nur seine kurzen Beine, sondern auch der hin und her pendelnde Rüssel waren ihm mehr als einmal hinderlich.
    Normalerweise war er sehr geschickt mit seinem Rüssel, aber das Geräusch des Alarms hatte ihn aus seinen Träumen gerissen. Schlaftrunken war er gegen Benjameen gestoßen, der deshalb fast gestürzt wäre.
    Der kleine Klonelefant fand sich plötzlich im Getümmel etlicher Beine wieder, was ihm nicht gerade half, sich zu orientieren.
    Er vermisste die vertraute Umgebung des Quartiers, das er sich mit Benjameen und Tess teilte. Norman hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in seinem Körbchen still vor sich hin zu dösen, während die beiden Dosenöffner auf ihrem Bett lagen. Allzu oft hatte man ihn nämlich des Raumes verwiesen und in diese kalte Hygienezelle gesperrt, wenn er sich allzu hartnäckig mit schrägen Trompetenstößen bemerkbar machte. Tess gab ihm dann zwar immer einen Leckerbissen zum Trost, aber er lag lieber auf seinem flauschigen Kissen als in einer Dusche.
    Die technische Welt der Zweibeiner war ihm sowieso nicht geheuer. Zwischen all den merkwürdigen Gerüchen versuchte er, den vertrauten Duft von Benjameen oder Tess auszumachen.
    Niemand achtete auf ihn, wie er vergeblich seinen Rüssel vor Stößen und Remplern zu schützen suchte. In dem Gang war es zu eng, und die Hektik war groß. Der Alarm hatte das eintönige Bordleben auf Trab gebracht.
    Diese Betriebsamkeit war ihm unheimlich. Keiner, der sich zu ihm hinabbeugte und ihn am Ohr kraulte. Niemand sprach ihn an oder hielt ihm einen Leckerbissen hin.
    Solch eine Ignoranz war er nicht gewöhnt. Traurig ließ er die Ohren hängen. Und seine beiden Menschen waren auch verschwunden.
    Allmählich überkam ihn ein Gefühl der Verlassenheit. Zwischen all den umherstampfenden Beinen, dem Stimmengewirr und Piepsen von irgendwelchen positronischen oder sonstigen Geräten fühlte er sich einsam. Wäre doch nur Tess hier, sie würde ihn in sein Körbchen bringen, zu seinem Flauschkissen, auf das er sich legen konnte.
    Sein Spürsinn ließ ihn im Stich, er war einfach zu erregt. Tess' und Benjameens Verschwinden hatte ihn verwirrt. Es half nichts, er musste sich bemerkbar machen.
    Mit aller Kraft stieß er Luft durch seinen Rüssel. Das Geräusch, das er dabei erzeugte, erinnerte an den Klang eines verrosteten Jagdhorns, das der Jäger auf seinem Hochstand liegen gelassen hatte und nach Jahren im Regen wieder benutzte. Es ging durch Mark und Bein.
    »Ach, der

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