PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
verlassen hatte, mit eigenen Augen, wie überfüllt Hohakindetimbo war und wie viele der Flüchtlinge medizinische Hilfe bitter nötig hatten.
»Geht es darum? Dass ich mich in meiner kaum frequentierten Medosektion vergrabe, während ich hier viel dringender gebraucht würd e?«
Der Maahk gab keine Antwort, sondern stapfte eine breite Wendeltreppe hinab, die ins Innere des Gebäudes führte. Mimo humpelte ihm hinterher. »Glaube mir, ich habe durchaus ein schlechtes Gewissen deswegen. Aber ich kann nun mal nicht, nicht mit diesem Bein.«
Ich bin ein Krüppel…
Nach dem warmen, orangenen Licht der Sonne Attori wirkte die künstliche Beleuchtung in den gekachelten Gängen blauviolett und kalt. Steril.
»Was ist das, ein Krankenhaus?«, fragte Mimo.
»Das Rotkreuz-Spital. Hier arbeite ich«, antwortete Raye Corona. »Hallo, Grek. Hallo, Mimo. Schön, dass du gekommen bist.«
Mimo erwiderte den Gruß der tefrodischen Chirurgin. Langsam schwante ihm etwas.
»Das wird hier aber kein weiterer Versuch, mich zu einem kybernetischen Implantat zu überreden, oder?«, fragte er argwöhnisch.
»Attorua braucht Ärzte«, sagte Raye leise, »und zwar voll einsatzfä hige. Du aber gefällst dir sichtlich in deiner Rolle als armer Kriegsversehrter.«
»Blödsinn. Ich muss warten, bis mein geklöntes Bein…«
»Musst du eben nicht.«
Unwillig klopfte Mimo mit der Krücke auf den Boden. Er fühlte, wie Ärger in ihm hochstieg. »Das haben wir doch schon durchgekaut. Bitte akzeptiere, dass ich körperfremde Implantate verabscheue. Ich will mein eigen Fleisch und Blut, und sonst nichts.«
»Genau das kriegst du auch. Hier und jetzt.«
»Sehr witzig. Wie soll das gehen?«
»Komm mit, Mimo Serieach.«
Raye winkte sie in ein winziges Zimmer, in dem ein Atto in Standardgestalt wartete. Grek-665 1/2 stellte sie einander vor. »ShouKi ist Pflicht-Verteidiger, Forscher und bedeutendster Philosoph seines ganz außerordentlich faszinierenden Volkes«, fügte der Maahk überschwänglich hinzu.
»Er hat sich auf Greks Bitte hin bereit erklärt, deinen Körper zu physiokopieren«, eröffnete ihm Raye. »ShouKi stellt sich dir quasi als dein eigener Organspender zur Verfügung.«
Mimo sah den Gestaltwandler an, und schnell wieder weg. Er konnte dem Blick der riesengroßen Augen nicht standhalten. »Ich… bin gerührt«, sagte er mit belegter Stimme, »wirklich. Doch ich habe gehört, die Atto kopieren ihr Vorbild in ganz genau dem Zustand, in dem es sich befindet. Was in meinem Fall bedeutet: einbeinig. Ihr wollt mir ja wohl nicht an Stelle meines verlorenen linken ein zweites rechtes Bein annähen, oder?«
»ShouKi wird, nachdem er deine Gestalt angenommen hat, versuchen, die fehlende linke untere Extremität nachträglich auszubilden«, sagte Grek. In seiner Stimme schwang eine gewisse Feierlichkeit mit. »Indem er dies tut, bricht er übrigens eines der allerstrengsten Tabus seines Volkes.«
»Ja, aber… geht das denn?«
Erstmals ergriff der Atto das Wort. »Mein Freund Grek und ich sind zur Ansicht gelangt, dass es gelingen könnte. Meine paranormale Fähigkeit erfasst schließlich die gesamte Körperlichkeit des jeweiligen Wesens. Daher sollte ein erst vor kurzem abgetrenntes Bein in der ganzheit lich-holistischen Matrize durchaus noch als Erinnerung vorhanden sein.«
Unwillkürlich pfiff Mimo durch seine Zahnlücke. »Du meinst, so ähnlich wie Phantomschmerzen?«
»Hervorragendes Beispiel«, pflichtete ihm der Maahk bei.
»Fü r dich ist nicht das geringste Risiko damit verbunden«, sagte die junge, braunhäutige Medikerin. »Das trägt ganz allein ShouKi. Falls es funktioniert, bekommst du dein Bein zurück, und zwar wirklich dein eigenes Bein. Geht es schief, musst du halt doch noch einige Wochen länger hinken.«
Mimo schüttelte energisch den Kopf. »Genau deshalb kann ich das nicht annehmen. Ich meine, ShouKi…«Er nickte dem Atto hochachtungsvoll zu»… würde nicht nur gegen ein Tabu verstoßen, sondern könnte darüber hinaus auch schwerste Schäden davontragen. Das bin ich nun wirklich nicht wert.«
»Verdammt, Serieach!« Wütend stemmte Raye die Arme in die Hüften und blitzte ihn aus ihren hellbraunen Mandelaugen an. »Kannst du vor lauter Selbstmitleid wirklich nicht begreifen, worum es hier geht? Wenn ShouKis heroisches Experiment erfolgreich ist, haben wir eine geradezu ideale Behandlungsmethode für Fälle wie deinen gefunden. Glaubst du denn, du bist der einzige Invalide auf diesem
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