PR Andromeda 03 - Der schwerelose Zug
Kopf schlagen, mein Lieber. Wir sind hier gefangen, wir können Andromeda nicht verlassen. Jemand hat eine undurchdringliche Mauer um die gesamte Galaxis gelegt, in der die Zeit jetzt beträchtlich schneller vergeht. Hochgradig mysteriös, findest du nicht auch?«
Norman blickte sie aus großen, feuchten Kulleraugen an und gab, wie immer, keine Antwort.
Mysteriös, in der Tat. Und Furcht einflößend, fügte Tess in Gedanken hinzu. Uns ist kein Volk bekannt, das zu so etwas im Stande wäre, schon gar nicht binnen so weniger Tage. Dabei sind wir schon einigen begegnet, die uns technisch ein schönes Stück voraus waren. Aber das…
Ganz Andromeda mit einer Temporalen Barriere vom Rest des Universums abzuschütten, dazu bedurfte es einer schier gigantischen Kraftanstrengung. Tess graute, wenn sie die dafür benötigten Energiemengen abzuschätzen versuchte. Wer oder was auch immer dafür verantwortlich war, dahinter stand eine gewaltige, möglicherweise eine Kosmische Macht. Und diese hatte unzweifelhaft etwas voretwas, das eine Menge Zeit erforderte und nicht von außerhalb gestört werden durfte.
Dazu die brennenden Schiffe…
Norman stupste sie mit dem Kopf an, weil sie aufgehört hatte, ihn zu kraulen. »He, pass auf!« Tess kämpfte um ihr Gleichgewicht; fast wäre sie umgekippt. »Nicht so stürmisch, du Bulle!«, schimpfte sie und versetzte ihm einen Klaps auf das ausladende Hinterteil.
Während sie sich aufrichtete, ächzend, weil ihr der Fuß eingeschlafen war, schien ihr, als nähme sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Sie sah genauer hin, minutenlang, doch da draußen war nichts außer ewiger Dunkelheit. Dennoch lief es ihr kalt den Rücken hinab, und sie bemerkte, dass sie eine Gänsehaut bekam.
Etwas war nach Andromeda gekommenoder hier entstanden?-, unbemerkt gewachsen, gereift, und streckte nun seine eisigen Finger nach den Bewohnern der Galaxis aus. Etwas Großes. Etwas Gefährliches. Und, dessen war sich Tess sehr sicher: etwas Böses.
Grenzte es nicht an Vermessenheit anzunehmen, das winzige Häuflein von der JOURNEE hätte dagegen auch nur den Funken einer Chance? War denn dieser Feind, dessen wahre Natur sie noch nicht einmal erahnten, nicht mehr als bloß eine Nummer zu groß für sie?
»Werden wir je wieder nach Hause kommen?«, raunte Tess Qumisha fast unhörbar. »Oder müssen wir hier sterben, vielleicht schon bald?«
Norman gab, wie immer, keine Antwort.
»Hallo, junger Mann, ich habe dich etwas gefragt!«
Zim November erschrak, verschluckte sich, legte das Essbesteck auf den Tellerrand, um nach der Serviette greifen zu können, doch da rutschte die Gabel ab und drohte vom Tisch zu fallen. Er versuchte ungelenk, sie aufzufangen, und stieß dabei sein Wasserglas um, dessen Inhalt sich über die Oberschenkel seines Tischnachbarn ergoss. Zim sprang auf, weil er ein Handtuch besorgen wollte, kam aber nicht weit, da er sichbong!den Kopf an der Lampe anschlug. Halb betäubt setzte er sich wieder, und zwar ins Leere: Die Sitzfläche war inzwischen zurück geklappt. Der Schmerz, der ihn durchzuckte, als sein Steißbein am Boden aufprallte, trieb ihm die Tränen in die Augen.
Mühsam rappelte er sich wieder hoch. In der Messe war es mucksmäuschenstill geworden. Dutzende Augenpaare glotzten ihn an.
Zim hob die Schultern, breitete die Arme aus und verzog das Gesicht zu einer, wie er hoffte, weltmännisch-selbstironischen Grimasse. Innerlich kochte er. Na bravo! Eine einzige Sekunde hatte ihm wieder einmal gereicht, um sich vor fast der Hälfte der Besatzung zum Trottel zu machen.
»Geht’s? Alles okay?«, fragte Vorua Zaruk besorgt. »Oder soll ich einen Medobot rufe n?«
»Nein, nicht nötig. Mi… mir ist nichts passiert. Nu… null Problem.« Zitternd hielt er sich an der Tischkante fest, bis sich sein Kreislauf einigermaßen beruhigt hatte. Er atmete tief durch. Das übliche Gemurmel und Geklapper setzte wieder ein. Die Kollegen an den anderen Tischen führten ihre durch den Zwischenfall unterbro chenen Gespräche fort oder widmeten sich, mindestens ebenso geräuschvoll, ihren Menüs.
Vorsichtig nahm Zim wieder Platz. Er räusperte sich. »Tut mir Leid, Bruno«, sagte er entschuldigend zu seinem Sitznachbarn, von dessen dünnen Beinen es auf den Boden tropfte, »ich wollte wirklich nicht…«
Bruno Thomkin winkte ab. »Vergiss es, Junge. Mein Overall ist wasserabweisend, die paar Tropfen machen dem nichts aus. Außerdem bin ich selbst schuld, ich hätte dich nicht aus
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