PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
die gerade hereinkam und sich setzte. Die Kommandantin sah mit ihren schmalen Lippen und den irgendwie spitzen Gesichtszügen wie immer abgearbeitet und streng aus.
Mimo hob neben Bi Natham den Blick. »Es hat etwas mit ShouKis Tod zu tun, nicht?«, sagte der Bordarzt mit dünner Stimme.
Rhodan nickte.
Mimo holte hörbar Luft. Nun sprach er lauter: »Es hat etwas damit zu tun, dass ihr seinen Leichnam nicht mehr bergen konntet, nicht? Dass er immer noch auf Taupan liegt. Oder wo ihn diese Gorthazi sonst hingeschafft haben.«
Rhodan nickte.
»Und jetzt ...« Mimo lachte auf. Bi Natham bekam von dem Lachen eine Gänsehaut. »Jetzt wollen die Atto sich nicht damit abfinden.«
Rhodan nickte.
»Ha!« Mimo sprang auf. Er hatte hektische Flecken auf der bleichen Haut und schwankte leicht. »Und da haben sie sich gedacht, he, haben sie sich gedacht, nehmen wir doch diesen Terraner! Der trägt ja immerhin noch ShouKis Bein mit sich herum!«
»Verdammt«, sagte Bruno Thomkin, der gerade hereingekommen sein musste.
»Mimo, bitte setz dich wieder«, sagte Rhodan. »Ich bewundere deinen Scharfsinn. Aber du stehst immer noch unter starker Medikation. Du fängst dir sonst noch einen Schock ein. Das weißt du besser als ich.«
Bi Natham schloss die Augen und rieb sich die Schläfen. Wieder einmal sah er die Urnen vor sich, die schrecklichen, lächerlichen leeren Urnen. Rasch öffnete er die Augen wieder. »Perry, willst du damit sagen, sie wollen Mimo bestatten ? Das ist ... barbarisch.«
»Und? Wie hätten sie's denn gern, die Atto?«, sagte Mimo laut. Der Bordarzt stand immer noch wackelig auf den Beinen. Ihm hing ein Hemdzipfel aus der Hose. »Wollen sie mich einäschern? Oder in irgendeinem Baum lufttrocknen? Oder in einem handgeschnitzten Boot einen Wasserfall runterschicken?«
»Mimo«, sagte Rhodan. »Ich habe keine Ahnung, was ShouKis Witwen mit dem Bein anstellen wollen. Aber von dir war nicht die Rede. Dich haben sie einfach ausgeblendet, die Erbdamen. Eine besonders schräge Art von Trauerarbeit. Was ja auch wieder passt. Die Witwen erheben Anspruch auf ShouKis Bein.
Keine Ahnung, was das heißt. Aber jedenfalls lasse ich dich da draußen nicht buchstäblich ins Messer laufen. Punkt.«
Bruno Thomkin hatte sich inzwischen gesetzt. Der dürre, hoch aufgeschossene Lunageborene überragte alle: »Verdammt feines Völkchen, diese Atto. Weiche Schale, rauer Kern.« Er lachte auf. »Schade, dass sie nicht auf Witwenverbrennung stehen. Dann würde sich das Problem rasch von selbst erledigen.«
Bi Natham versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. Aber als ausgerechnet Mimo am lautesten lachte, musste Bi ebenfalls losprusten. »Bruno!«, keuchte er.
Mimos Lachen hatte hysterisch geklungen, aber er sah jetzt ein bisschen gelöster aus. Er sank sogar wieder auf den Stuhl.
Rhodans Grinsen verschwand rasch wieder. »Die attorische Gesellschaft verfügt über keinerlei rechtsstaatliche Traditionen. So charmant und freundlich die Atto auch sind, das dort draußen ist im Grunde ein einziger großer rechtsfreier Raum. Die einzige Insel im Chaos stellt diese Außenstelle des Interplanetaren Gerichtshofs von Tefrod, sprich Richterin Renis Halnay dar, und die schlägt sich normalerweise mit irgendwelchen Touristenbagatellen herum. - Ja, Cita?« Rhodan aktivierte das Holo über dem Schreibtisch. Nun konnten alle die Cheffunkerin sehen und hören.
Die kräftig gebaute Endvierzigerin sah mit den roten Haaren, den Sommersprossen und den hellgrauen Augen aus wie eine erwachsen gewordene Rabaukin und Piratenbraut. Tatsächlich war sie jedoch von zurückhaltender, fast schon unverbindlicher Natur. Sie war, fand Bi Natham, die anziehendste Frau auf diesem Schiff. Leute mit einer gewissen Bandbreite in der Ausstrahlung waren einfach lebendiger. Manchmal kamen sie ihm vor wie ein fremdes Volk. Ein Märchenvolk.
Auch Mimo musste die Bordfunkerin anziehend finden. Jedenfalls saß er auf einmal einigermaßen gerade da.
»Perry, Moriun Knishek will dich sprechen«, sagte sie. »Er wirkt sehr ungehalten. Ich hab ihm schon gesagt, dass du wahrscheinlich keine Zeit hast. Soll ich ihn abwimmeln?«
Rhodan sah kurz Mimo an. Seine Kiefermuskeln spannten und entspannten sich. »Nein, stell durch. Dann haben wir's hinter uns.«
»Du wolltest auch noch von Grek-665½ hören und von Raye Corona«, sagte Cita. »Da ist kein Durchkommen. Grek meldet sich nicht, und beim Spital bleibe ich immer wieder in der Warteschleife hängen. Soll ich es weiter
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