PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
mit Wasser. Über das ganze Tablett lagen essbare Blüten verstreut.
»Hm, sieht gut aus.« Martan tupfte auf das Brot. Es war knallheiß.
Shevek schenkte ihnen Wasser ein, zog einen Stuhl von der Werkbank heran und setzte sich. An seinem glatt rasierten Hals prangten rote Flecken.
»Du glaubst gar nicht, was da draußen los ist«, sagte Martan und brach das Brot. Dampf wallte auf, duftete nach Fett und frisch zerstoßenem Krimmel.
»Martan«, sagte Shevek und hob eine Hand. »Erst essen.«
»Und Laila Dama und ihre Freundin?«, fragte Shevek später.
»Wie haben sie es verkraftet?«
Martan schnaufte. »Gar nicht. Abgehauen sind sie. Ich hab sie zum Glück noch gekriegt. Sie haben gestern ein Kitzelmoos tot geschlagen, kurz bevor diese Kastuns damit anfingen, eine Welt nach der anderen zu zerstören. Und da haben sie gedacht, sie wären Schuld daran!«
»Oh je.« Shevek schenkte Wasser nach, sortierte die leeren Gemüseschalen weg.
»Alles ist mit allem verbunden - Scheißdreck! Ich meine, stimmt ja vielleicht. Vielleicht sind es ja Milliarden solcher kleinen Untaten, die solche Phänomene wie diese Kastuns überhaupt erst Wirklichkeit werden lassen. Kann ja sein. Aber einem dreijährigen Kind lädst du damit einen verdammt großen Packen Verantwortung aufs Kreuz. Es will mal einen Käfer zertreten? Klar, kann es machen. Bloß steht dann nachher vielleicht Chemtenz in Flammen.«
»Chemtenz?«
Martan rieb über sein Gesicht. Er hatte schon wieder ganz schöne Bartstoppeln. »Eine der Welten, die sie heute ausgelöscht haben.«
Shevek nickte. Er hatte das Tablett abgeräumt und füllte eine Wasserpfeife. Es war ein schönes, mit Kettchen verziertes und mit blauem Stoff umwickeltes Stück, das ihm einmal jemand von den Gefängnisinseln mitgebracht hatte. »Wie weit liegen die denn weg, diese Welten? Chemtenz, Cyrdan, Rakusa, Herovits Welt.«
»Fängst du jetzt auch noch damit an? Wir haben uns fast den ganzen Morgen darüber den Mund fusselig geredet.«
Shevek zupfte seine Kräutermischung zurecht und nahm ein paar Strünke heraus. »Worüber?«
»Ob diese Kastuns bald auch hier auftauchen! Worüber denn sonst?«
Shevek schnupperte an dem Kräuterballen und stopfte ihn in die Pfeife. Er schmunzelte. »Und wie weit sind sie nun weg?«
»Ach, die liegen praktisch auf der anderen Seite der Galaxis. Weiter weg geht's kaum.« Martan bekam den beißenden Rauch des Kienspans in die Augen und musste sie zusammenkneifen. Er hielt den brennenden Span ein Stück weiter von sich weg und sah Shevek an. Shevek nickte und führte das Mundstück an die Lippen. Martan hielt den Span über die Kräutermischung.
Shevek rauchte an. Glut knisterte, Wasser blubberte, Rauch wallte aus seinem Mund. Er nickte und legte den Deckel auf die Pfeife, zog noch einmal und reichte den Schlauch an Martan weiter, der rasch den Kienspan auspustete.
Sie rauchten.
»Das sind alles Welten, die Raumschiffe haben«, sagte Martan irgendwann, nachdem der erste Höhepunkt vorüber war und der Rausch sich auf ein angenehmes, ruhiges Niveau gesenkt hatte. »Die über eine Kriegsmaschinerie verfügen. Die Handel treiben. Profitlerwelten, die voll eingebunden sind in übergeordnete politische Systeme. Welten, deren Daten du überall finden kannst. Deren Emissionen du ausmessen kannst.«
Er reichte den Schlauch an Shevek zurück und sog Luft ein, genoss den kalten Hauch der ätherischen Öle auf seiner Zunge.
»Selbst wenn diese so genannten Invasoren nur auf pure Zerstörung aus sind, was ich nicht glaube ... wie sollen sie denn dann ausgerechnet auf Thirdal stoßen? Wir haben uns isoliert. Wir sausen nicht in feisten Raumschiffen durchs All. Wir jagen keine verblödenden Trivideosendungen in alle Richtungen. Verdammt, wir haben nicht mal mehr ein Stromnetz auf diesem Planeten! Woher sollen diese Kastuns überhaupt wissen, dass Thirdal auch nur existiert?«
»Na, durch deine Musik«, sagte sein Freund und sah ihn an, die Augen grau im grauen Rauch. »Durch dich. Du schickst die Dateien doch per Funkwellen raus.«
Kapitel 8
11. April
Rhodan setzte die Schwebeplattform auf und lief sofort zum Antigravschacht weiter. Bi Natham griff Mimo beim Ellbogen. Der Bordarzt war sehr blass um die Nase. Sie folgten Rhodan, der schon in den Schacht sprang.
»Cita«, sagte Rhodan über ihnen. »Ist Benjameen da? Soll sofort in meine Kabine kommen!«
Er verschwand auf Deck 3. Der Antigrav spuckte sie aus, und sie liefen Rhodan hinterher.
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