PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
natürlich Schei... ähem... eine höchst missliche Lage. Was machen wir denn jetzt?«
»Lass dir was einfallen, verdammt!«
»Hm. Ich hab da mal diesen Film gesehen ...« Nun hallte seine Stimme nicht mehr. Irgendetwas knackte. »Da hat eine Frau, der du an Mut gewiss nicht nachstehst, sich selbst ertränkt, in Wasser, dessen Temperatur dicht am Gefrierpunkt lag, und dadurch sind ihre Körperfunktionen quasi so weit runtergedimmt worden, dass sie dann ...«
»Augenblick mal!« Raye konnte es nicht fassen. »Willst du damit sagen, ihr wollt mich ernsthaft durch die Stratosphäre hochziehen? Und schockgefrieren, damit ich keine Atemluft brauche?«
»Na ja«, sagte Zim. »Irgendwelche Teleporter, die dich huckepack nehmen könnten, haben wir ja leider nicht dabei. Also diese Frau jedenfalls, die ist dann zehn Minuten später wiederbelebt worden, und alles war gut.«
»Zehn Minuten später?«, japste Raye. »Als sabbernde Idiotin, meinst du wohl!« Auf einmal ging ein Rucken durch Grek, und sie wurden steil in die Höhe gezogen. Raye konnte nichts dagegen machen, sie fing zu schreien an.
Dann sah sie die Positionslichter einer Kleinst-Space Jet vor dem Nachthimmel. Das Beiboot schwebte dort oben mit geöffneter Außenluke. »Überraschung!«, drang Zims Stimme aus Greks Außenlautsprechern.
Dann waren sie an Bord, und die Außenluke schloss sich, und die Innenluke öffnete sich, und dann stand Zim vor ihr und breitete die Arme aus und strahlte sie an, und Raye konnte nicht anders, als ihm gehörig eine zu verpassen.
»Tu das nie wieder!«, fauchte sie. »Mir solche Angst einjagen!« Und während Zim sich das Auge hielt und unsicher wieder aufstand, gluckste der Maahk leise hinter Raye. »Ho, ho, ho«, machte er. »Pong!« Er sah den terranischen Piloten der JOURNEE an. »Und ich dachte immer, das wäre nur eine veraltete derbe Redewendung zum Lob weiblicher Schönheit.«
»Was soll das denn schon wieder heißen!«, rief Raye. Zim betastete seinen rechten Jochbogen und verzog das Gesicht.
»Die Braut haut ins Auge?«, sagte er.
Eine halbe Stunde später trat Raye frisch geduscht, umgezogen und eigenhändig verarztet auf Deck 15 aus dem Antigravschacht. Vor ihr lag die Medostation.
»Medosyn«, sagte sie. »Wo finde ich Doktor Serleach?«
»Im ärztlichen Bereitschaftszimmer neben der Aufnahme.
Wenn du bitte der Markierung folgen würdest.«
Vor ihr auf dem Fußboden entstand eine rote Linie, verlängerte sich rasch den gebogenen Gang entlang.
Raye durchquerte ein Trennschott nach dem anderen, eine Abteilung nach der anderen. Radialgänge bogen ab. Nirgendwo waren Patienten zu sehen. Nicht ein einziger Patient. Leere Gänge, leere Wartezonen, leere Zimmer. Nirgendwo schwirrten Medorobs herum. Lediglich ein Reinigungsrobot begegnete ihr auf dem Weg zu Mimo Serleach. Und die Medostation der JOURNEE war nicht gerade klein.
Schließlich endete die rote Linie vor einer offenen Tür und verblasste.
»Doktor Serleach«, sagte Raye.
Der Bordarzt wuchtete sich von einer Liege hoch. Seine Haut war unter den dunklen Bartschatten bleich.
»Schon fertig mit Greks Untersuchung?«, sagte Raye. »Das ging aber schnell.«
»Er wollte sich nicht untersuchen lassen. Er hat gesagt, er brauchte nur ein wenig Schlaf, dann würde er schon wieder ins Lot kommen. Ich konnte ihn ja schlecht hier festhalten.«
»Man sollte meinen, ein Arzt, der so wenig zu tun hat wie du, träte seinen Patienten mit ein wenig mehr Nachdruck entgegen.« Mimo Serleach rieb mit beiden Händen sein Gesicht. »Na, dir fehlt's wohl nicht an Nachdruck, Kollegin. Du hast Zim ein Hämatom verpasst, da wird er noch nächste Woche mit Sonnenbrille herumlaufen wollen.« Er warf betont einen Blick auf ihr Pflaster über dem Ohr. »Sie küssten und sie schlugen sich, was?«
Raye merkte, wie sie nach Karamell zu riechen anfing. »Ich bin gestürzt«, sagte sie. »Und das mit Zim war eine reine Reflexhandlung. Ein Unfall praktisch.«
»Ja, sicher«, sagte der Bordarzt. Er ließ sich wieder auf die Liege sinken.
»Wie viele Patienten hast du eigentlich im Moment?«, fragte Raye.
»Vier, glaube ich«, sagte Doktor Serleach und starrte an die Decke. »Ja. Drei Lebensmittelvergiftungen und ein Arbeitsunfall. Der Krankenstand an Bord liegt weit unter dem Durchschnitt. Lauter motivierte Leute hier.«
»Vier«, sagte Raye. »Aber das müssen doch mindestens zwanzig Betten sein.«
Doktor Serleach zuckte die Achseln.
»Warum nimmst du bei der
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