PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
wir brauchen deine Hilfe!«
Sie reagierte nicht. Ihr ohnehin bleicher Teint hatte an Farbe verloren. Die Sommersprossen um die Nase und auf den Wangen traten noch stärker hervor. Tess erinnerte sie an ein junges Mädchen, eine Wildkatze, die sich keine Vorschriften machen ließ, stets mit ihrem Dickkopf und ihrem verzaubernden Lächeln ihren Willen durchsetzte. Bei früheren Gelegenheiten hatte Tess einen völlig anderen Eindruck von ihr bekommen. Kiriaade hatte sie eher an eine Priesterin erinnert, eine ebenso schöne wie unnahbare Mittlerin zwischen Menschen und höheren Wesenheiten. Tess wunderte sich nicht über die unterschiedlichen Bilder. In jedem Menschen steckten mehrere Seelen - und in Kiriaade Millionen. Es war nur natürlich, dass sie sich in ihrem Aussehen spiegelten.
»Du musst den Schutzschirm knacken!«, fuhr Benjameen fort. »Wir schaffen das nicht, Kiriaade, wir kennen seine Beschaffenheit nicht. Er lässt den Schall und den Wind durch, sonst nichts.«
Als Kiriaade keine Anstalten machte, aus ihrem Koma zu erwachen, packte der Arkonide sie noch fester und schüttelte sie. Tess stoppte ihn nicht. Sie hätte an seiner Stelle nicht anders gehandelt.
»Kiriaade!«, ergriff sie das Wort. »Es geht um das Schicksal Andromedas. Viele Milliarden werden sterben, wenn du dich nicht zusammen ... ich meine, wenn du nicht deine ganze Kraft einsetzt.«
Die Frau rührte sich nicht.
»Viele Milliarden«, sagte Tess. »Viele Milliarden ... und Perry.«
Tess sah Kiriaade erwartungsvoll an, aber nichts geschah.
Was hast du erwartet?, dachte Tess. Dass die schlafende Schönheit die großen Augen aufschlägt, Perry ist in Gefahr?< stöhnt und einen Energiestrahl aus der Handfläche schickt, der den Schirm zusammenbrechen lässt und den Kopfjäger verdampft?
Benjameen hatte Kiriaades Kopf nach hinten sinken lassen. Er sprang breitbeinig über sie, setzte sich auf ihren Bauch, holte aus und schlug ihr die flache Hand ins Gesicht. Einmal, zweimal, in immer schnellerem Rhythmus.
»Verdammt!«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Du darfst uns nicht hängen lassen! Du hast uns hierher gelockt, oder? Wenn du nicht wärst, wären wir nie in diese verfluchte Galaxis gekommen, und Perry ... Perry würde .«
Tess legte ihm die Hand auf die Schulter. »Benjameen, lass gut sein. Sie kann es nicht.«
Der Kopf des Arkoniden ruckte herum. Seine Augen waren tiefrot und verquollen, Tränen liefen ihm in breiten Strömen über die Wangen.
»Komm!«
Er gab dem Zug ihrer Hand nach, setzte sich kauernd neben Tess. Sein Körper bebte, seine Schultern hoben und senkten sich in unregelmäßigen Abständen, wenn eine neue Welle ohnmächtiger Wut ihn übermannte.
Tess drückte sich an ihn. Sie wollte mit ihm weinen, die Wochen der Anspannung hinausschreien, aber sie hielt die Tränen zurück. Sie durfte sich nicht gehen lassen, nicht aufgeben, sie schuldete es Benjameen, ihm und Perry Rhodan und der Besatzung der JOURNEE. Das durfte nicht das Ende sein. Irgendwie musste es weitergehen.
Sie spürte einen feuchten Schimmer in ihren Augen. Verzweifelt warf sie den Kopf herum. Gab es keine Rettung? Irgend ...
Ihre Kopfbewegung stoppte abrupt.
»Benjameen!« Sie zog an seiner Schulter. »Benjameen, sieh nur!«
Kiriaade rührte sich.
Mit zeitlupenhafter Langsamkeit setzte sie sich in Bewegung, kroch, die Augen noch immer geschlossen, auf den Schirm zu, der über dem Kampfplatz lag.
Als ihre Fingerspitze den Energievorhang berührte, begann das eigentliche Feuerwerk.
Es ging zu Ende.
Der Gedanke war eine Feststellung, eine nüchterne Analyse. Bereitet sich so das Gehirn auf den nahenden Tod vor?«, dachte Rhodan. Mit einer Ausschüttung von Botenstoffen, die die Angst nehmen?
Der Terraner duckte sich unter der Klinge seines Gegners weg. Takegath war unberechenbar, mal drang er mit methodischer Langsamkeit auf ihn ein, trieb ihn mit seiner überlegenen Kraft zurück, mal schnellte er mit der blitzschnellen Präzision einer Schlange auf ihn zu.
Rhodans Bemühungen, seiner Klinge auszuweichen - zu parieren versuchte er nur, wenn ihm keine Möglichkeit blieb, die Wucht von Take-gaths Schlägen drohte ihm die Klinge zu entwinden - wurden zusehends schwerfälliger. Die Abfolge der Kämpfe, der Blutverlust, den seine Oberarmwunde verursachte, zehrten an seinen Kräften, ließen ihn immer mehr erlahmen.
Es machte keinen Unterschied.
Rhodan spürte, dass der Kopfjäger mit ihm spielte, den Kampf in die Länge zog, ähnlich,
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