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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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vergeistigten Kollektivs zu werden.
    »Wie stellst du dir das vor, Ugar?«, meinte Bugove mit einem Seufzer der Niedergeschlagenheit.
    »Dein barbarisches Verhalten wirft uns zurück in finsterste Nacht. Wenn du dich nicht läuterst, wird Aufeol für uns unerreichbar. Du musst dich von deinen gegenwärtigen Praktiken abwenden. Du musst in dich gehen und Bekenntnis ablegen über deine Verfehlungen. Kehre um, Ugar, es ist noch nicht zu spät.«
    Ugar versprach es, doch war er außerstande, sein Versprechen zu halten.
    Der letztgeborene K'amaroa wütete in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten schlimmer denn je. Er tötete reihenweise Lebewesen, ließ ausgestorbene Städte auf seinem Weg hinter sich, verwaiste ganze Planeten.
    Ugar entschuldigte sein Treiben damit, dass er nicht aus Lust am Töten mordete, sondern um Kraft zu schöpfen, sich zu stärken und sich damit auch gleichzeitig zu erhöhen.
    »Ich atme beim Töten das entweichende Leben ein«, sagte er euphorisch. »Ich lasse nichts nutzlos entweichen. Ich vereinnahme vollständig die Vitalenergie der Vergehenden.«
    Bugove war verzweifelt. Er versuchte ein letztes Mal, dem missratenen Sohn begreiflich zu machen, dass der von ihm eingeschlagene Weg in den Untergang führen musste und er das Volk der K'amaroa mit sich reißen würde. Und Aufeol würde dann nie stattfinden.
    Diesmal ging Ugar wirklich in sich und überlegte lange. Schließlich sagte er dem Vater: »Ich habe eine Möglichkeit ersonnen, wie ich Läuterung erfahren kann. Es ist der einzige gangbare Weg, den ich beschreiten kann.«
    »Ist es dir diesmal wirklich ernst, Ugar?«
    »So ernst, wie es mir nur sein kann, Vater.«
    »Und wie stellst du es dir vor?«
    »Ich muss wie du werden, Vater«, sagte Ugar ernst und sah Bugove aus großen, blutrot schillernden Augen an. »Ich brauche deine Kraft, deinen starken Willen, deine psychische Standhaftigkeit. Ich muss dich schmecken, Vater. Dich voll und ganz auskosten. Nur so kann ich werden, was man von mir erwartet. Wie schmeckst du, Vater?«
    »Finde es heraus! «
    Und das tat Ugar auch.
     
     
    Bugove musste erkennen, dass Ugar es wörtlich gemeint hatte.
    Ugar brach dem Vater zuerst ein Bein und sog das Exoskelett schmatzend leer. Er brach Bugove Gliedmaß um Gliedmaß und verfuhr mit jedem Körperteil ebenso, sog die Weichteile von des Vaters Fleisch auf und verspeiste sie.
    Bugove erlebte dieses schändliche, abartige Treiben bei vollem Bewusstsein. Er jammerte und wimmerte die ganze Zeit über, wenn auch weniger aus Schmerz und Qual denn aus Kummer und Trauer. Er klagte bis zum letzten Atemzug, bis der Sohn ihn völlig vereinnahmt hatte.
    Dann sog Ugar kräftig die Luft ein, als wolle er damit aufzeigen, dass er auch den Geist und die Seele Bugoves in sich aufnahm. Schließlich schaute er triumphierend auf die Chitinhüllen der leeren Körperteile.
    Ich, Haudo, habe das alles zusammen mit meinen wie gelähmten Artgenossen mit ansehen müssen, unfähig, das Schreckliche zu begreifen oder zu verhindern.
    »Was hast du nur getan, Ugar?«, fragte ich voller Entsetzen.
    »Ich habe meinen Vater in mich aufgenommen«, antwortete Ugar mit stolzgeblähter Brust. »Ich bin jetzt so vollkommen wie er. Ich trage seinen Geist in mir und besitze all seine positiven Gaben. Meine eigenen schlimmen Neigungen gehören somit der Vergangenheit an. Ich bin jetzt bereit, mit euch ins Aufeol zu wechseln.«
    »Das sind keine guten Voraussetzungen für einen solchen Quantensprung«, warf ich ein. »Wie können wir über ein solch grausiges, abstoßendes und barbarisches Ritual auf eine nächsthöhere Daseinsebene überwechseln?«
    »Manchmal heiligt der Zweck die Mittel«, sagte Ugar mit den Worten des Vaters - und tatsächlich klang es, als spreche Bugove aus ihm. Und als er fortfuhr, war uns allen klar, dass er tatsächlich die Gedanken des von ihm vereinnahmten Vaters von sich gab. »Ich selbst habe Ugar zu dieser Tat getrie- ben. Denn ich sah keinen anderen Weg als den, in ihn einzugehen und so seine schlechten Eigenschaften auszumerzen. Ugar ist jetzt so rein und hehr, wie ich es war. Die tausend Jahre des Wartens sind vorbei. Wir können ins Aufeol eintreten.«
    Das köderte uns K'amaroa. Es gehörte nicht viel dazu, uns für Ugar einzunehmen, denn wir wollten vollziehen, was er uns verhieß. Wir wünschten uns nichts sehnlicher, als Aufeol zu verwirklichen. Und Bugove hatte es durch sein Opfer ermöglicht. Er war nicht gestorben, er war uns nur auf die

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