PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt
zum Positiven entwickelte. Und das ganze Volk der K'amaroa unterstützte ihn darin.
Doch schon in jungen Jahren zeigte es sich, dass Ugar aus der Art schlug.
Sein Vater überraschte ihn eines Tages dabei, wie Ugar ein lebendiges Kleintier verschlang. Er tadelte den Sohn nicht für seine barbarische Verfehlung, sondern versuchte herauszufinden, was Ugar zu seiner Untat bewogen hatte.
»Ich wollte wissen, wie der Sprira schmeckt «, antwortete Ugar mit großen, wissenshungrigen Augen.
»Das sollst du nicht, Ugar «, sagte der Vater mit milder Strenge. »Du hast einem Wesen das Leben genommen. Das ist unrecht.«
»Aber ich wollte wissen, wie der Sprira schmeckt«, beharrte Ugar. »Ich sammle doch bloß Erfahrungen.« Und er fügte trotzig hinzu: »Wie soll ich mir sonst das benötigte Wissen aneignen, um die Weisheit eines K'amaroa zu erringen?«
»Dafür gibt es andere Wege. Du kannst von meinem Wissen und meinen Erfahrungen partizipieren.« Darauf antwortete Ugar nicht, sondern stieß nur verächtlich die Luft zwischen seinen Beißwerkzeugen aus.
Bugove fuhr der Schreck in die Glieder. Erst jetzt bemerkte er, dass Ugar voll entwickelte Beißwerkzeuge besaß. Sie waren nicht verkümmert, wie die der letzten Generation.
Bugove fragte sich voller Entsetzen, was das zu bedeuten hatte. War dies das erste Anzeichen einer voranschreitenden Degeneration? Würden bald auch andere K'amaroa ihm, Bugove, folgen und Kinder gebären?
Doch diese Sorge war unbegründet. Ugar blieb der Letztgeborene der K'amaroa.
Nur konnte diese Tatsache Bugove nicht erleichtern, denn sein Nachkomme bereitete ihm genug Sorgen. Er ertappte ihn mehrmals dabei, wie er Tiere riss und verspeiste. Als Bugove ihn deshalb zur Rede stellte, warum er ausgerechnet auf diese ungeziemende Weise seinen Wissensdurst stillte, gestand Ugar unverblümt der wahren Grund.
»Pah, Wissensdurst!« rief Ugar verächtlich. »Ich stille meinen Heißhunger! «
Diese Antwort machte Bugove bewusst, dass die Situation ernster war, als er glauben wollte. Jawohl, er hatte nicht wahrhaben wollen, dass sein Kind entartet war, und darum hatte er die Symptome der Degeneration verharmlost, über sie hinweg gesehen.
In Wahrheit stand es sehr ernst um Ugar. Neben seinem »Appetit« auf Leben entwickelte er auch noch andere schlechte Angewohnheiten - um nicht von Unarten zu sprechen.
Bugove nahm Ugar bei jeder sich bietenden Gelegenheiten auf seine Reisen durch das Reich der K'amaroa mit. Dieses Sternenreich, so erklärte er dem Sohn, bestand nicht aus einem abgegrenzten Territorium, das die K'amaroa für sich beanspruchten, sondern eher um Kolonien, auf denen die ver- schiedensten Völker siedelten, die von den K'amaroa betreut wurden.
»Wir üben auf den Welten unseres Sternenreiches die Funktion von Entwicklungshelfern aus. Dadurch erhöhen wir uns selbst.«
»Das begreife ich nicht«, sagte Ugar voller Unverständnis. »Demnach haben wir K'amaroa keinerlei Besitz und keinen Herrscheranspruch. Wir sind nur Diener für niedrigere Arten von Lebewesen.«
»Wir herrschen, indem wir dienen«, sagte Bugove. »Das zeichnet alle höherstehenden Wesen aus. Das gibt uns die Chance, eines Tages selbst zu einer kollektiven Wesenheit wie Ayamee zu werden.«
»Wer ist Ayamee?« fragte Ugar.
»Du sollst sie kennen lernen.«
Bugove flog mit seinem Sohn ins Zentrum der Galaxis Dubensys. Dort standen die Sterne so dicht, dass Ugar schier geblendet war. Doch als sie noch tiefer ins Zentrum vordrangen, erloschen die Sterne plötzlich, und vor ihnen tat sich ein mächtiges Schwarzes Loch auf. Ugar kannte solche kosmischen Phänomene aus dem astrophysikalischen Unterricht, den ihm sein Vater zuteil werden ließ, und Bugove hatte ihm auch schon Schwarze Löcher gezeigt. Doch noch nie war er einer solch gewaltigen Kugel aus Schwärze begegnet.
Es besaß eine mehrere Lichtjahre weite Akkretionsscheibe, die sich aus allem möglichen Treibgut der Sterne zusammensetzte. Wolken aus kosmischem Staub ballten sich hier zu endlosen Schlieren und Brodem, zahllose Meteore und Asteroiden, selbst ganze Planeten und Sonnen waren von der ewig zerrenden Gravitation eingefangen worden und zogen im Sog des Schwarzen Lochs ihre Bahn. Je näher sie auf ihrer Spiralbahn dem Gebilde kamen, desto höher wurde ihre Geschwindigkeit.
Schließlich barsten die Himmelskörper unter den gewaltigen Kräften, schmolzen zu Plasma und verschwanden schließlich für immer hinter dem Ereignishorizont.
»Hier ist der Sitz
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