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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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nächsthöhere Existenzebene voraus gegangen. Er war bereits körperlos, hatte die Ketten des Fleisches gesprengt, war nun ein reiner und freier, ungebundener Geist. So stellte es sich uns K'amaroa zumindest dar.
    Der Geist des untadeligen Bugove, der aus dem geläuterten Ugar sprach, hatte uns überzeugt. Und so begannen wir ungeduldig mit dem Ritual, dessen Ablauf uns seit undenklichen Zeiten bekannt war, das in die Praxis umzusetzen uns bisher jedoch versagt geblieben war.
    Es war nicht damit getan, die Körper einfach abzutöten. Brutale Entleibung war nicht der Weg.
    Unser Geist musste im Gleichklang vibrieren. Erst die synchron anschwellenden Schwingungen trugen die Kraft in sich, den Geist zu entfesseln und vom Körper zu lösen.
    Ich fühlte, wie die enthemmenden Kräfte immer stärker wurden. Spürte, wie sie die Fesseln lösten, die mich an das Fleisch des Körpers banden. Und ich sah, wie ein K'amaroa nach dem anderen entstofflichte. Die Körper meiner Artgenossen lösten sich einfach in ihre Atome auf, diffundierten, als wären sie aus Rauch und Dampf, bloße Illusion von Festigkeit.
    Und was waren Körper denn auch anderes als Illusion! Nur niedere Wesen benötigten sie als Krücken, um sich in der materiellen Welt zurechtzufinden. Wir K'amaroa waren schon längst nicht mehr auf diese Hilfen angewiesen. Wir waren schon seit langem zu Wanderern zwischen den Gezeiten geworden, Gratwanderern zwischen Materie und Geist.
    Jetzt konnten wir endlich der Materie entsagen, dank der Willensstärke von Bugove, der uns zur höheren Daseinsebene anführte. Und wir alle folgten ihm frohlockend.
    Während einer meiner Artgenossen nach dem anderen verging, spürte ich, wie sich auch mein Anker löste, ich leicht und luftig wurde und ins Irgendwo zu schweben schien. Einen Moment lang hatte ich Angst, die Orientierung zu verlieren und ins Nichts zu driften. Doch im nächsten Augenblick bekam ich Kontakt zu der Geistesballung, die sich aus den Bewusstseinen meiner Millionen von Artgenossen bildete.
    Wir schlossen uns zusammen, zu einer immer größeren konzentrierten Wesenheit aus reinem Geist. Doch da schlich sich ein seltsames Missbehagen ein. Die Wesenheit, die meine Artgenossen bildeten, war nicht frei und ungebunden. Nicht reiner, emanzipierter Geist, sondern gefangen in einem klobigen, materiellen Körper. Alle befreiten Geister der K'amaroa strebten diesem einen Körper zu, wurden von ihm aufgesogen wie von einem Moloch. Ich erkannte, dass dieser Körper Ugar gehörte.
    Er sog alle unsere Geister in sich auf, das gesamte Volk der K'amaroa. Er verfuhr mit uns allen so, wie er es zuvor mit seinem Vater getan hatte. Doch diesmal musste er sich nicht die Mühe machen, unsere Körper zu verspeisen. Denn unsere Geister strebten ihm einfach zu, sie konnten gar nicht anders. Er war der Fokus des Geschehens.
    Da Ugar offenbar nicht daran dachte, seinen Körper aufzugeben, sondern nur darauf bedacht war, unsere Bewusstseine zu vereinnahmen, war er unser aller Bezugspunkt. Denn solange auch nur ein K'amaroa körperlich am Leben war, konnte Aufeol nicht abgeschlossen werden. Das erkannte ich, als mein von dem verfallenden Körper losgelöstes Ich der Geistesballung zuströmte. Sie hatte ihren Sitz bereits in Ugar gefunden.
    Dessen Körper verlor mit jedem Geist, der in ihm aufging, eine Nuance seiner grünen Färbung. Sein Panzer wurde immer blässer und nahm eine gelbliche Färbung an. Das war das äußere Zeichen dafür, dass Ugar die nächsthöhere Stufe des körperlichen Seins erklomm.
    Das geistige Kollektiv der K'amaroa schrie auf, flehte Ugar an, seinen Körper abzuwerfen. Doch Ugar war für diese Stimmen taub. Er nahm uns alle in sich auf.
    Unsere Bewusstseine machten ihn mächtig. Und wir machten ihn unsterblich. Damit wurde Aufeol für uns alle unerreichbar. Wir alle waren in Ugar gefangen. Ugar war nun so mächtig, dass sich sein Panzer gelb gefärbt hatte.
    Ugar war zum Gelben Meister geworden.
    Seine Unsterblichkeit war jedoch im Moment noch relativ. Das bedeutete, dass er durchaus eines gewaltsamen Todes sterben konnte. Der Gedanke an Gewalt war zwar eines K'amaroa unwürdig, aber sie wäre der einzige Weg gewesen, der doch noch ins Aufeol führen könnte.
    Die einzigen gewaltbereiten Wesen, die mir einfielen, waren die Kyntassen. Ugar hatte sie zur Gewalt erzogen, und vielleicht, wer konnte das schon sagen ... vielleicht würde sich deren Aggression eines Tages gegen ihn richten.
    Dann gäbe es doch noch einen

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