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PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt

Titel: PR Andromeda 06 - Die Zeitstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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gelangen.
    »Das ist widernatürlich«, erregte sich Ugar. »Man kann doch nicht von höchsten ethischen und moralischen Ansprüchen sprechen, wenn man die natürlichen Triebe von Lebewesen unterdrückt und ihnen dafür eine Ersatzbefriedigung gibt! Das engt die Kyntassen in ihre Entwicklung ein!«
    »Manchmal heiligt der Zweck die Mittel«, sagte Bugove weise. »Wir haben Erfahrung in diesen Dingen. Und ich weiß, dass die Kyntassen bald ein wertvolles Mitglied der Völkergemeinschaft von Dubensys sein werden.«
    »Lächerliche Marionetten werden sie sein«, sagte Ugar abfällig. »Erlaubst du mir ein Experiment, Vater?«
    Bugove gab dazu sein Einverständnis, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Er ließ seinen Sohn allein auf Kyntass zurück, auch in der Funktion eines Verwalters des technischen Equipments für die Kyntassen, das in geheimen subplanetaren Anlagen lagerte. Bugove war der Meinung, dass Ugar an den Echsenwesen keinen großen Schaden anrichten konnte. Der weise K'amaroa hoffte, dass die Kyntassen inzwischen psychisch so gefestigt und linientreu waren, dass sie sich durch irgendwelche Manipulationen eines jungen nicht aus der Bahn werfen lassen würden.
    Ugar begann sein Experiment unter größter Geheimhaltung. Er stellte Kyntass unter Quarantäne und schirmte den Planeten völlig von allen Einflüssen der K'amaroa und der anderen Sternenvölker ab. Bugove musste sich Vorhaltungen von seinen Artgenossen gefallen lassen, weil er seinem Sohn so viele Freiheiten ließ. Doch er erwiderte, dass Ugar diesen Freiraum brauchte, um seine Persönlichkeit zu formen und zu festigen. Denn nur, wenn Ugar sich uneingeschränkt entwickeln konnte, war es den K'amaroa möglich, seine Psyche zu analysieren und entsprechend darauf zu reagieren. Nur wer Eigenständigkeit besaß, war geeignet für ein Kollektiv.
    Bugove merkte gar nicht, dass dies Direktiven waren, die Ugar auch den Kyntassen zugesprochen hatte - und dass der Sohn den Vater in seinem Sinn beeinflusste.
    An dieser Philosophie war viel Wahres, sagte sich Bugove, denn es half nichts, wenn Ugar seinen wahren Charakter versteckte und zu Falschheit und Verschlagenheit getrieben wurde. Das würde es nur erschweren, ihn zu einem Mitglied ihres Kollektivs zu machen. Das würde das Aufeol letztlich nur hinauszögern. Und das wollten die K'amaroa wirklich nicht. Sie sehnten den Zeitpunkt der Körperlosigkeit inständigst herbei.
    Unter diesen Gesichtspunkten gab Bugove Ugar alle erdenklichen Freiheiten für sein Experiment. Als der Vater vom Sohn nach Jahr und Tag nach Kyntass eingeladen wurde, fand er einen Kriegsplaneten vor. Der Kampf auf Leben und Tod war von Ugar zum Dogma erhoben worden. Ugar hatte ein Kastensystem eingeführt, in dessen Hierarchie man nur durch Sieg in mörderischen Kämpfen aufsteigen konnte. Die Technik, die die K'amaroa einst für die friedliche Eroberung der Sterne zur Verfügung gestellt hatten, wurde nun zur Aufrechterhaltung eines diktatorischen Systems eingesetzt. Und Ugar selbst hatte sich an die Spitze dieser Machtpyramide gestellt - »hochgearbeitet«, wie er es nannte.
    »Diese Position habe ich mir in ehrlichem Kampf erworben«, berichtete Ugar voller Stolz. »Und sieh nur, was aus den Kyntassen geworden ist. Die verweichlichten Echsen haben sich zu harten Kriegern entwickelt. Das entspricht ihrem wahren Naturell. Jetzt sind sie bereit, die Sterne zu erobern.«
    Nun konnte selbst Bugove nicht mehr leugnen, dass Ugar voller Aggressionen steckte. Das Fleisch war ihm wichtiger als der Geist!
    Bugove hätte es wissen müssen, und im Innersten seiner Seele hatte er es auch immer gewusst. Er hatte es nur nicht zugeben wollen - wie so manches andere auch. Ugar war völlig missraten, durch und durch schlecht. Wenn er damit prahlte, wie viele Kyntassen er hatte töten müssen, um sich zu behaupten, glühten seine Augen in tiefem Rot. Und wenn er davon schwärmte, welches Wohlbefinden ihm das Töten bereitete, verfärbten sich die Facetten seiner Augen in ein noch dunkleres, düsteres Rot.
    Das war die schlimmste Erkenntnis, die Bugove daraus ziehen musste. Ugar, sein Sohn, der letztgeborene K'amaroa war ein mordendes Monstrum. Ein Mörder.
    Wie sollte es den K'amaroa unter diesen Umständen gelingen, Ugar so zu formen, dass er reif fürs Aufeol wurde? Wie viel Zeit würden sie dafür noch benötigen?
    Dabei zeigte sich Ugar diesem Begehr durchaus aufgeschlossen. Er behauptete sogar, selbst nichts anderes anzustreben, als Teil eines

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