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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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ausgefeilt darauf angelegt, die Konsumenten vom Erkennen ihrer Situation abzulenken, wie alle anderen Freizeiteinrichtungen. Zudem kursierten auch und gerade hier Drogen, die kritisches Nachdenken oder Anflüge von Solidarität schon im Keim erstickten. Aber vordringlich ging es ihm weniger darum, eine Revolte anzuzetteln, welche ohnehin zum Scheitern
    verurteilt gewesen wäre, als seine Strategie fortzusetzen.
    Er kam nicht mehr dazu. Bevor er das Stadtzentrum erreichte, empfing seine Multifunktionsbirne kurz hintereinander zwei Nachrichten.
    Die erste lautete: »VOR OP STELL DICH TOT, SO GUT DU KANNST!« Sie zu speichern, war ebenso unmöglich wie einen Absender zu eruieren.
    Während Tiff noch grübelte, was er davon halten sollte, langte die zweite Botschaft ein. Ihm wurde eine Adresse im Hospitalviertel mit geteilt, wo er sich unverzüglich zu melden hatte. Ohne die vorhergehende, offenbar von seinem Beschützer stammende Nachricht hätte er den Befehl ignoriert, um eine Reaktion herauszufordern. So aber beeilte er sich, ihn zu befolgen. Die Dinge schienen endlich in Bewegung zu geraten.
    Das Wartezimmer war schmucklos und zweckmäßig eingerichtet. Außer den beiden Cyborgs hinter dem Empfangspult, deren Köpfe mit den verchromten, eingedrehten Hörnern an Widderschädel erinnerten, hielten sich sechs Humanoide darin auf. Nach Tiff stießen in rascher Folge drei weitere hinzu, ebenfalls ausnahmslos Lemurer-Abkömmlinge, dann öffnete sich an der Rückwand ein breiter Durchgang. »Dort hinein!«, kommandierte ein Cyborg. Schweigend wie die anderen auch gehorchte Tifflor.
    Sie schritten einen hell erleuchteten Gang entlang, dessen Wände verspiegelt waren, und eine geschwungene Rampe hinab. Niemand redete, bis Tiff den Mann neben ihm leise ansprach: »Hast du eine Ahnung, was mit uns passieren wird?«
    »Strafversetzung wegen Aufsässigkeit.« Es klang flach, schleppend, desinteressiert, als sei ihm seine Zukunft gänzlich egal. Tiff hielt ihn für einen Yornamer, wegen der auffällig starken und dichten Behaarung der Handrücken und des Nackens. »Dabei habe ich garantiert nichts Verbotenes angestellt. Naja, was soll's. Wird ein Irrtum sein und sich wohl bald aufklären.« Er gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten.
    Tiff verspürte ebenfalls keine Lust, das Gespräch in die Länge zu ziehen. Es war alles gesagt. Und alles gut. Oder sinnlos. Aber machte das denn einen Unterschied? Er wollte sich dem angenehm trägen Fluss seiner Gedanken überlassen, da bemerkte er im Spiegel, dass nicht nur die neun anderen, die ihm in Größe und Körperbau erstaunlich ähnelten, mit hängenden Köpfen dahin schlurften, sondern auch er selbst.
    Dumpf und schicksalsergeben wie Vieh, das zur Schlachtbank trottet...
    Alarmiert horchte Julian Tifflor in sich hinein. Dass ihm und den Übrigen nahezu jeglicher Antrieb abhanden gekommen war, konnte nicht normal sein! Er mobilisierte die zweite Stufe der Upanishad, Char'gonchar, was »Über Den Geist Hinaus« bedeutete. In höchster Intensität praktiziert, erlaubten diese Meditationstechniken, nicht nur das eigene Ich vollkommen zu kontrollieren, sondern sie verliehen auch ein Charisma, mittels dessen man, ohne psionische Fähigkeiten zu besitzen, Fremden seinen Willen aufzuzwingen vermochte. Davon war Tiff derzeit meilenweit entfernt. Jedoch gelang es ihm immerhin, dem Einfluss Paroli zu bieten, der ihn und die anderen so lethargisch machte. Die Episode im Restaurant fiel ihm wieder ein, als Perry und er ums Haar aufeinander losgegangen wären. Damals Aggressivität, nun das genaue Gegenteil... Gut möglich, dass es sich um Abarten derselben Strahlung handelte. Eventuell eine Weiterentwicklung der seit Ewigkeiten gebräuchlichen Paralysatoren, oder der vor langer Zeit von den Arkoniden verwendeten Hypnostrahler? Jedenfalls eine teuflisch effektive Waffe, wenn sie auch ihm als Mentalstabilisiertem und Aktivatorträger so stark zusetzte.
    Die Rampe mündete in einen Hangar, der einem Raupengleiter der Faroghs Platz bot. Zwei Riesentausendfüßler kauerten davor, mit den Zungen spielerisch über ihre Sensorkränze leckend. Sie dirigierten die zehn Terraner beziehungsweise Abkömmlinge terrani-scher Siedler zum letzten der fünf eiförmigen Segmente. Eine kurze Treppe führte zur offen stehenden Schleuse. Im Inneren befanden sich keine Sitzgelegenheiten, nur schmutzige Schaumstoffmatratzen. Tiffs Begleiter hatten sich kaum darauf ausgestreckt, da waren sie auch schon

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