PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
Traktorstrahlen saugten alles ab, was an Flüssigkeiten aus seinem Bauch hervorsprudelte.
Besorgniserregend rasch schwächer werdend, sodass immer mehr
Schmerzwellen seine mentale Barriere durchschlugen, belauschte er das Geplauder der Mantarheiler. Lässig, routiniert, emotionell unbeteiligt, bedienten Kreolin und Schopsna die positronisch feingesteuerten Instrumente. Nebenbei unterhielten sie sich, redeten leger über dies und jenes, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wie auch nicht: Tiff stellte für sie totes Fleisch dar. Und seine Leidensgenossen, bei denen die Prozedur früher begonnen worden war, hatten definitiv bereits das Zeitliche gesegnet.
Der lockeren Konversation der Aras entnahm er, dass sie ihm einen biokybernetischen Symbionten implantiert und sein Stoffwechselsystem mit eigens gezüchteten Virusmutanten infiziert hatten. Noch ein drittes invasives Element war ihm eingepflanzt worden. Wenn Tiff sich, trotz der kaum mehr blockierbaren Empfindung, dass seine Eingeweide von Säuren zerfressen wurden, die aufgeschnappten Bruchstücke richtig zusammenreimte, sollte die Untauglichkeit der Methode bewiesen werden, diese dritte Komponente durch das Zusammenwirken der beiden anderen zu entfernen.
»Negativ«, näselte Kreolin. »Obgleich temporär bedenkliche Charakteristika einer Abstoßungsreaktion verzeichnet wurden.«
»Sehr temporär; im Millisekundenbereich. Langfristig hätte ihm das nichts genützt.« In Schopsnas eintönigem, rauem Organ schwang eine Spur von Triumph mit. »An den Quarantäneschiffen führt kein Weg vorbei. Es ist bewiesen: Eine andere Reinigung kommt nicht infrage. Das Ara-Toxin kann mit herkömmlichen Mitteln nicht beseitigt werden. Trantipon wird zufrieden sein.«
»Dieses Tierchen weist immer noch geringfügige Vitalfunktionen auf. Es hält bedeutend länger durch, weicht stark von der Norm der übrigen neun ab. Ich empfehle detailliertere Scans.«
Tifflor hatte größte Mühe, sich nicht in einem Nebel aus Qualen zu verlieren. Dennoch begriff er, dass es zu dieser genaueren Untersuchung nicht kommen durfte. Dabei wäre unweigerlich der Zellaktivatorchip in seiner Schulter entdeckt worden.
Es gab nur eine Möglichkeit, dem zu entgehen. Wollte er diesen Raum unerkannt verlassen, diese Tortur irgendwie überleben, musste er sterben. Nicht bloß scheinbar, wie vorhin, bei dem willentlich ausgelösten Herzanfall. Sondern real.
Er versetzte sich in Charlashad, die achte Stufe der Upanishad -»Über Das Selbst Hinaus«. Sie erlaubte, sämtlichen Verlockungen zu widerstehen, sämtliche Triebe zu überwinden, sogar den der Selbsterhaltung. Wurde sie in Kombination mit den Techniken der anderen Stufen angewandt, ließen sich diese bis zum Äußersten treiben.
Julian Tifflor schaltete sich ab. Total. Er hauchte sein Leben aus, und sein Denken erlosch.
Riesenhafte Götzendiener wälzten sich beängstigend schnell zwischen den hohen Gitterzäunen dahin. Gondübs erster Impuls war, wie gewohnt zu erstarren; sein zweiter, den Schlangenwesen auszuweichen.
Aber warum eigentlich?
Besser, er benutzte sie!
Frech ging er auf den Nächstbesten zu und sagte: »Ich habe mich verirrt. Bitte bringe mich zurück zu meinem Volk, wo ich hingehöre.«
Der Vielbeinige wirkte verdutzt. Klar, er hatte wohl noch nie einen Aerm gesehen, der sich bewegte und sprach. Das eingepferchte Reisig hielt gewiss die überlieferten Tabus ein; an deren Sinn Gon-düb mittlerweile ebenfalls starke Zweifel hegte. Wem nutzten sie eigentlich mehr? Seinem Volk - oder den Götzendienern, welche die Reglosen nach Belieben einsammeln konnten?
Er wiederholte sein Anliegen, diesmal erfolgreich. Der Vielbeinige geleitete ihn durch den Irrgarten der Käfige, wobei er Gondüb immer wieder unverhohlen anstarrte wie ein Gespenst.
Die Aerimi reagierten nicht viel anders. Nachdem ihm das Schlangenwesen die Pforte aufgesperrt, ihn eingelassen und sich wieder entfernt hatte, scharten seine Artgenossen sich um Gondüb. Die meisten waren sehr alt und von vielen Geschwüren bedeckt. »Ist es so weit gekommen, dass die Faroghs jetzt schon unreife Schößlinge bringen?«, fragte einer, von dessen sechs Beinen vier zur Unbeweglichkeit verholzt waren. »Wenn das so weitergeht, wird unser armes Volk bald ausgerottet sein.« Er stimmte einen Klagegesang an: »Wenn dereinst die Kougios ungemolken bleiben ...«
Bevor die anderen einfallen konnten, sagte Blaett Gondüb, sowohl laut als auch telepathisch: »Ich bin erwachsen und aus
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