PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
entsetzt. »Falls es diesen Schaustellern einfallen sollte, in unser Hoheitsgebiet zu emigrieren, müssten wir sie durchfüttern.«
»Diese Gefahr ist garantiert nicht gegeben«, konnte ich guten Gewissens versichern. Niemand war so irre, freiwillig von Tahun nach Csigul zu übersiedeln.
»Haben wir denn eine solche Medaille im Gepäck?«, fragte Verno-Kier, kribbelig geworden. Bilder vom Akt der Verleihung würden die heimatlichen Medien gern und ausführlich veröffentlichen. Dann hatte sie endlich etwas vorzuweisen, mit dem sich ihr Spesenkonto begründen ließ.
»Ich könnte eine Nachbildung anfertigen. Die Auszuzeichnenden werden den Unterschied nicht bemerken. Wenn ich mich sogleich dahinterklemme, schaffen wir es rechtzeitig zur Spätvorstellung.«
»Heute noch sollen wir da hingehen?« Flugs kam ihre Euphorie wieder ins Schwinden. »Mein Schönheits- schlaf...«
»Das Stück wird morgen abgesetzt, dies ist die letzte Vorstellung. Ihr könnt Euch ausruhen, während ich die Medaille und den zugehörigen Aufbewahrungsschrein bastle. Ihr müsst dann nur die Urkunde unterzeichnen.«
Kudo-Ma, der weder ihr das Medienecho gönnte noch mir einen Erfolg, opponierte heftig, schon aus Prinzip. Und aus demselben Prinzip entschied sich die Emissärin, nicht zuletzt wegen seines Widerstandes, für meinen Vorschlag.
Unter dem Gerümpel in meinem Kellerloch fand ich mehr als genug Bauteile für den Schrein. Auf der improvisierten Werkbank, die mir der Servo-Rob eingerichtet hatte, stattete ich die Kiste mit lächerlich kitschigen Verzierungen und einigen zusätzlichen Sonderfunktionen aus. Da an Schlaf nicht zu denken war, nahm ich etwas Ara'elaith zu mir, ein dem menschlichen Adrenalin vergleichbares, aufputschendes, synthetisches Hormon, das mir der Hausverwalter besorgt hatte.
Danach leitete ich die Herstellung einer sehr speziellen Folie in die Wege.
Das Stück, das auf einer Freilichtbühne im Zentralpark Kartums gegeben wurde, war grauenhaft schlecht: eine Art Mechanisches Theater, armselig und amateurhaft, überladen mit falschem Pathos und pseudo-avant- gardistischem Quatsch.
Aber um den Kunstgenuss ging es mir nicht; vielmehr um die ferngesteuerten, etwa eineinhalb Meter großen Puppen, die einen Großteil der Rollen bestritten, übrigens trotz ihrer linkischen Gestik deutlich glaubhafter als die »echten« Schauspieler. Der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller, ein von Plophos stammender, eingebildeter Schwammkopf der übelsten Sorte, fühlte sich durch die Anwesenheit der Csiguls tatsächlich geehrt. Im Anschluss an die spärlich besuchte Vorstellung wurde die Verleihung des »Unbefleckten Behängnisses Zweiter Klasse am Karierten Band« vorgenommen, und nachdem er die Medaille samt Schrein empfangen hatte, faselte der Plophoser in seiner vor Aufgeblasenheit triefenden Dankesrede von »einem bedeutenden ersten Schritt zum intergalaktischen Durchbruch«. Beide Parteien waren selig; da hatten sich die Richtigen gefunden. Wieder und wieder bestätigten sie sich gegenseitig ihren gigantischen Stellenwert, so oft, bis die Csiguls ebenso wie die Schmierenkomödianten endgültig daran glaubten, die gesamte Milchstraße drehe sich primär um sie.
Mir konnte es recht sein, ließen sich dadurch doch meine wahren Absichten mühelos verwirklichen. Ich gab dem Leiter des Ensembles zu verstehen, dass es seiner Popularität im Reiche Csigul ungemein förderlich wäre, wenn er der Emissärin und ihrem Stellvertreter je eine der Theaterpuppen zum Geschenk machte, zur Erinnerung an den unvergesslichen Abend. Er benötigte sie ohnehin nicht mehr, da dieses Stück abgespielt war. Der Plophoser fand die Idee fabelhaft und griff sie umgehend auf. Verno-Kier und Kudo-Ma zeigten sich, ausnahmsweise im trauten Einklang, überaus gerührt. Abermals wurden weitschweifige Reden gehalten, und während der herzergreifenden, nicht enden wollenden Verabschiedungen war es mir ein Leichtes, unbemerkt auch die zu den Puppen gehörige, primitive Funkfernsteuerung einzusacken. Äußerst unwahrscheinlich, dass deren Fehlen in absehbarer Zeit auffiel: Da gerade die Kulissen demontiert wurden, auch Kostüm teile sowie Requisiten wirr auf der ganzen Bühne verstreut lagen und die Schauspieler beherzt diversen Rauschmitteln zusprachen, herrschte ein unglaubliches Durcheinander.
Hinterher genoss ich geradezu die Ruhe und Abgeschiedenheit des Kellerverlieses. Ich hatte mich, Widerwillen vortäuschend, von Kudo-Ma dazu breitschlagen lassen, die
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