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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Götter. Mit schweren Schritten, mühselig und beladen, stieg ich die Stufen empor, schaltete die Blinklichter der lächerlichen Flute ab und trat ein.
    Drinnen war es still, kühl und finster. Vereinzelt brannten Kerzen vor den verstaubten, mit Spinnweben bedeckten Altären. Einige düstere Gestalten saßen oder lagen auf den Bänken, vielleicht betend, wohl eher schlafend. Der Tempel fungierte traditionell als nächtliche Zuflucht für Personen, die sich, aus welchen Gründen immer, nicht nach Hause trauten.
    Die Theaterpuppe und ich hockten uns in die dunkelste Ecke, so eng nebeneinander, dass unsere Konturen für etwaige Beobachter verschwimmen mussten. Ich versuchte mich zu entspannen. Fünfzehn Minuten verstrichen. Dann fixierte ich meine übergroße Kopfbedeckung an der Lehne, zog die Pelerine enger und ließ mich zu Boden gleiten. Geräuschlos robbte ich zwischen den Bankreihen zu einem Seitenaltar; dahinter wusste ich eine Pforte, die in den Hinterhof führte.
    Meine Identität ließ ich bei der Puppe zurück. Nicht bloß den Chip, der mich als Dolmetsch einer skurrilen Abordnung von Hinterwäldlern auswies: Darüber hinaus strahlte der Hut meine Individualimpulse ab, während diese von der Folie, aus der ich meinen Umhang angefertigt hatte, unterdrückt wurden. Weder die Simulation des IV-Senders noch die Abschirmung der Pelerine waren hundertprozentig perfekt. Aber minimale Ungenauigkeiten, Ortungslücken und Streustrahlungen traten auch bei den besten Systemen auf. Außerdem handelte es sich erstens um einen öffentlichen Ort niedrigster Sicherheitsstufe und zweitens um eine gänzlich unverdächtige Person, die alles Recht der Welt besaß, hier herumzulungern, solange es ihr gefiel.
    Mein Platzhalter wurde also zufriedenstellend genau lokalisiert. Ich hingegen war quasi vom Radar verschwunden. Für gewöhnliche optische Sensoren blieb ich weiterhin wahrnehmbar. Jedoch gab es im Hinterhof des Tempels nur eine einzige Kamera, deren Erfassungsbereich ich vermied. Gleiches galt für den benachbarten Balkon, zu dem ich über eine Pergola hochkletterte, und die angrenzende Dachlandschaft. Erst die historische Fußgängerbrücke, die zum Gelände der Universität führte, hätte ich nicht ungesehen überqueren können. Deshalb hangelte ich mich unter ihr auf die andere Seite. Meine umgeschnallte Last spürte ich kaum, so erleichtert war ich, mich nicht mehr permanent verstellen zu müssen.
    Auf dem Weg, den mir das aus der Phiole zugeflossene Wissen minutiös vorgab, drang ich in die Universität ein. Das Überlisten der diversen Alarmanlagen erwies sich als diffizil, jedoch auf reizvolle Weise. Letztlich stellte mich keine der Zugangssperren vor unüberwindliche Probleme. Raffiniert machte sich die Route jede kleinste Sicherheitslücke zunutze: Wer sie ursprünglich ausgekundschaftet hatte, verstand sein Geschäft. Beeindruckend perfekt auf mich zugeschnitten, ganz mein Stil; zollte ich den unbekannten Kollegen Hochachtung. Moment mal: War ich etwa gar selbst daran beteiligt gewesen? Nicht völlig auszuschließen ... Der Gedanke gefiel mir, wenngleich er auch etwas linde Beunruhigendes in sich trug.
    Wie auch immer, ich arbeitete mich zügig bis zu jenem domartigen Gebäude vor, in dem das Institut für Angewandte Hyperphysik untergebracht war. Auf vielen Planeten wäre dies eine der prominentesten Forschungseinrichtungen gewesen, und entsprechend überwacht. Nicht so auf Tahun, wo man die Prioritäten anders setzte. Hier stand fast alles im Zeichen von Medo- und Biotechnik. Selbstverständlich maß man auch den übrigen Fakultäten einen gewissen Wert bei, jedoch hauptsächlich im Sinne der interdisziplinären Zusammenarbeit. Für Wissenschaftler, die sich anderen Fachbereichen als der Heilkunst verschrieben hatten, gab es bessere und gefragtere Adressen. Aber ich suchte ohnehin keine Kapazität von höchster Reputation.
    Unweit der Garderoben legte ich mich auf die Lauer. Inzwischen war es acht Uhr morgens, und das zum akademischen Mittelbau zählende Personal trat den Dienst an. Das erste halbe Dutzend musste ich vorbeiziehen lassen: zwei Unither, ein Swoon, eine Gerr-Pezkhau, zwei grobschlächtige, Händchen haltende Naats... Schon begann ich an meiner Fortune zu zweifeln, weil kein einziger Lemurer-Abkömmling darunter war. Auf Exoten war ich nicht vorbereitet, dazu hätte die Kapazität meines improvisierten Labors nicht ausgereicht. Der Siebente endlich entpuppte sich als Artoquis, wie mir die

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