PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
Zheobitt die Nase, sog kurz Luft ein und sagte: »Du stinkst, Soldat. Nicht bloß nach Kasernenhof, sondern mehr noch nach Krebs. Solltest dich schleunigst behandeln lassen. Aber nicht von mir - das könntest du dir nicht leisten. Außerdem wäre mir deine Krankheit viel zu gewöhnlich. So, und jetzt geh mir aus dem Weg.«
Verdattert wich Bordon zur Seite. Und Netraud spürte, wie sich etwas in ihrer Brust verkrampfte, als griffe eine eiskalte Klaue nach ihrem Herz.
»Du solltest dich tatsächlich eingehender untersuchen lassen«, sagte Perry Rhodan auf dem Rückflug zu seinem hünenhaften Freund. »Zheobitt geht durchaus freizügig mit der Wahrheit um. Aber in deinem Fall, befürchte ich, blufft er nicht.«
»Hörst du?« Netraud, blasser als sonst, stupste von der anderen Seite ihren stumm ins Leere stierenden Ehemann an. Da er keinen Mucks von sich gab, wandte sie sich an Perry. »Seit bei unserem Jüngsten der Gendefekt festgestellt wurde, rede ich auf Bordon ein, dass eine onkologische Routinekontrolle überfällig ist. Der Sturschädel weigert sich - weil er selber spürt, dass mit ihm etwas nicht stimmt!«
»Zheobitt hat schon vor Jahrzehnten seine Nase gentechnisch verändert und sündteure biochemische Geruchsrezeptoren eingebaut«, erklärte Perry geduldig. »Er kann manche Substanzen in geringsten Dosierungen und auf große Distanz identifizieren, darunter Methestel. Das ist...«
»... eine von den Aras entdeckte Körperausdünstung vieler Lemurer-Abkömmlinge«, vollendete Bordon mit rauer Stimme, »die auf Karzinome und ähnliche Geschwulste hindeutet. Ich hab's im Dossier gelesen.«
»Gut. Du weißt also Bescheid. Himmel, eine Krebsdiagnose ist doch heutzutage kein Drama mehr! Schon gar nicht für jemand, dem alle Einrichtungen Tahuns offen stehen.«
»Ich teste regelmäßig meine Fitness. Könnte nicht besser sein.«
Perry wollte verärgert aufbrausen, doch dann begriff er. Die Raumlande-Marines galten völlig zu Recht als härteste Truppe der gesamten LFT-Streitkräfte Das Eingeständnis auch nur des geringsten körperlichen Mankos kam einem solchen Elitekämpfer äußerst schwer über die Lippen. Bordon Hulgg stammte noch dazu von der Hochschwerkraftwelt Ertrus, deren Bewohner Verletzlichkeit und Anfälligkeit für Krankheiten als Charakterschwäche einstuften. Und drittens wollte er, sosehr er seine Frau vergötterte, um nichts in der Welt hinter Netraud zurückstehen...
»An die Vernunft eines ehemaligen Führungsoffiziers meiner Flotte zu appellieren, oder an sein Verantwortungsgefühl gegenüber sich selbst und seiner Familie, hat offensichtlich wenig Sinn«, sagte Perry. »Dann eben andersrum. Da ich derzeit wieder dein Vorgesetzter bin, befehle ich dir, Leutnant Hulgg, deine mutmaßliche Krebserkrankung unverzüglich behandeln zu lassen -sobald der Eröffnungszirkus vorüber ist und Tiff und ich wieder abgereist sind. Ist das klar?«
»Sir, aye, Sir.« Der Hauch eines Lächelns spielte um die Mundwinkel des Ertrusers. Er war sichtlich froh, dass ihm diese Entscheidung, die ihm so sehr gegen den Strich ging, abgenommen worden war.
Auch Netraud zeigte sich erleichtert. »Danke, Resident.«
Seltsam, dachte Perry. Selbst kluge und erfahrene Leute ziehen manchmal das Machtwort einer höheren Instanz dem eigenen Willen vor -sogar, wenn es ihren Intentionen zuwiderläuft.
»Entlastung« nannten das die Psychologen.
Mhm. Und wer entlastet mich ?
Sorgen hatte Perry mehr als genug. Die Fülle der Probleme, die aus der Hyperimpedanz-Erhöhung resultierten, war noch lange nicht gemeistert; den inneren Zusammenhalt der Liga zu bewahren, erschien schwieriger denn je. Kürzlich hatte auf Drorah das Energiekommando, der akonische Geheimdienst, die Macht an sich gerissen; niemand vermochte abzuschätzen, welche Auswirkungen aufs Galaktikum das nach sich ziehen würde. Zahllose Gerüchte kursierten, eins haarsträubender als das andere: Beispielsweise über geheime, illegale Kliniken, in denen grausame Versuche an Menschen und anderen Intelligenzwesen durchgeführt wurden. Selbst wenn es sich um Flunkerei oder maßlose Übertreibung handeln sollte: Umso wichtiger waren seriöse Institutionen wie der Circinus von Tahun. Dessen Autonomie nicht zuletzt deshalb vor der Begehrlichkeit der Arkoniden bewahrt werden musste... Die Spannungen zwischen LFT und Kristallimperium konnten von heute auf morgen in einem offenen Zusammenstoß kulminieren; wie man Imperator Bostich und seine Berater kannte, hatten
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