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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Gifte immunisierte, pulsierte immer heftiger.
    Perrys Hals wurde zu Gummi. Sein Blick trübte sich. Verschwommen sah er eine gewaltige Kuppel aus Stahl und Glas, die rasend schnell größer wurde...
    ... und sich in eine Wolke aus Rauch und Splittern auflöste.
    Einen Lidschlag, bevor der wie ein Stein fallende Gleiter daran zerschellt wäre, stürzte das Dach des Instituts ein; gleich darauf die nächste Zwischendecke, die nächste, die nächste ... insgesamt deren sieben, bis herab ins zweite Untergeschoß, wo Euwen Potoska gebannt den Vorgang an einem Überwachungsmonitor verfolgte. Drei der Zwillingsbomben hatte er für das Kuppeldach benötigt, je zwei für die darunter liegenden Stockwerke, ab da jeweils eine einzige.
    Den Rest erledigte die kinetische Wucht des Gleiters, die sich dabei sukzessive aufzehrte.
    Euwen konnte nicht umhin, die Präzision der minimal zeitversetzten Sprengungen zu bewundern. Hier war ein wahrer Könner am Werk gewesen. Damit meinte er nicht sich selbst; er hatte bloß als willenloses, ausführendes Organ hergehalten.
    Der Gleiter bohrte sich in den unmittelbar davor entstandenen Haufen aus Schutt und Trümmern, wobei er verblüffend sanft abgebremst wurde. Euwen Potoska hielt sich keineswegs für die hellste Leuchte der Wissenschaft, die sein Heimatplanet Ferrol je hervorgebracht hatte; aber die Komplexität der Berechnungen, die zur Vorbereitung dieses Coups nötig gewesen waren, konnte er einigermaßen abschätzen. Fast hätte er den Unbekannten, die all das ausgeheckt hatten, Hochachtung gezollt.
    Aus den aufgewirbelten, die Sicht auf ein Minimum reduzierenden Staubmassen schälten sich zwei deutlich kleinere Gefährte, simple Transportplattformen; sie landeten am Rand des Miniaturkraters, den der Gleiter geschlagen hatte: In der hoch gewachsenen, schwarz vermummten Gestalt, die ihn mit herrischer Geste zu sich winkte, erkannte Euwen die Autorität, der er auf Gedeih und Verderb unterworfen war. Ohne Zögern verließ er seinen Unterstand und erkletterte den mehrere Meter hohen, bei jedem Schritt nachrutschenden Schutthügel.
    Der Aufprall gab Netraud den Rest.
    Fast. Sie mobilisierte ihre letzten Reserven: Pflichtgefühl, Stolz, vor allem aber Wut gegen die Unbekannten, die es wagten, sie und ihre Schützlinge zu attackieren. Verbissen wehrte sich Netraud Ylander, kämpfte gegen das in ihrem Leib tobende Gift an - und erzielte einen Teilerfolg: Sie blieb bei Bewusstsein.
    Ihr erster Impuls war, sich sofort um Rhodan und Tifflor zu kümmern und die beiden Ohnmächtigen gegebenenfalls medizinisch zu versorgen. Menschlich verständlich, taktisch jedoch falsch: Unzweifelhaft war der Angriff noch nicht zu Ende. Wollte sie eine winzige Chance wahren, ihn abzuwehren, musste sie zuerst ihre eigene Handlungsfähigkeit wiedererlangen. In diesem benomme-nen, körperlich wie geistig schwer angeschlagenen Zustand nutzte sie niemandem.
    Sie tastete nach einer der Taschen an ihrem Gürtel. Mit vor Anstrengung flatternden Fingern öffnete sie die Verschlussklappe, zog das Trauma-Pflaster heraus, entfernte die Hülle und klebte es sich in den Nacken. Netraud presste die Lippen zusammen. Ihr war klar, welches Risiko sie einging. Hätte einer der vielen von ihr ausgebildeten Rekruten jemals eine derartige Verzweiflungstat vorgeschlagen, sie hätte ihn gnadenlos zur Schnecke gemacht. Die Auswirkungen eines nicht identifizierten Giftes mit einem anderen, überaus rabiaten Medikament eindämmen zu wollen, kam einem Va-banquespiel auf Leben und Tod gleich.
    Ertrusisches Roulette; allerdings nicht mit einer, sondern fünf Kugeln im antiken Sechsschüsser...
    Jählings brach ihr der Schweiß aus. Schüttelfrost setzte ein, bunte Ringe tanzten vor ihren Augen. Netrauds Herz hämmerte. Ihre Lungen rasselten; blubberten, als füllten sie sich mit zäher Flüssigkeit; versagten. Sie rang nach Luft, spuckte Blut, zwei, drei dicke, rote Pfropfen. In ihrem Körper fand ein chemischer Blitzkrieg statt. Sie wollte gar nicht dran denken, welchen Preis sie dafür bezahlte, gar nicht kalkulieren, wie dauerhaft sie ihre Gesundheit schädigte. Immerhin, das speziell auf ihren Organismus abgestimmte AntiSchock-Mittel schien die Oberhand zu gewinnen. Die Atmung kehrte zurück, erst stockend, dann regelmäßig. Und die Nebel lichteten sich.
    Dennoch fühlte sich Netraud wie eine Zweihundertjährige. Das Gegengift verstärkte alle Sinneseindrücke, besonders die taktilen, also auch die Schmerzen. Ihre Gelenke knirschten und

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