PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
dann erhielt Euwen die Zielangaben.
Er tippte sie ein. Hernach fragte er: »Was wird eigentlich aus mir?«
Die Antwort missfiel ihm.
Bordon Hulgg litt Höllenqualen. Wer sah schon gern mit an, wie seine geliebte Frau erbarmungslos niedergemetzelt wurde? Trotzdem war er ruhig geblieben.
Disziplin, Disziplin, Disziplin!
Hätte Bordon auf sich aufmerksam gemacht und einzugreifen versucht, bevor er dazu in der Lage war, er hätte das gleiche Schicksal erlitten wie Netraud, seine Gattin, die Mutter seiner Söhne. Sosehr es ihm das Herz zerriss, er konnte ihr nicht zu Hilfe kommen. Und auch niemandem sonst wäre geholfen gewesen.
Der Auftrag lautete, Perry und Tifflor zu bewachen. Bordon hatte versagt. Er verfluchte sich deswegen; aber er durfte sich nicht der geringen Chance berauben, seinen und Netrauds Fehler wieder auszubügeln. Dazu musste er einsatzfähig bleiben; besser gesagt, endlich einsatzbereit werden.
Nachdem die Attentäter - sie hätten nicht unterschiedlicher sein können; der Kleinere, ein Artoquis, sah eher wie ein weichlicher Bürohengst aus - mit den leblosen Aktivatorträgern verschwunden waren, setzte sich Bordon Hulgg ein weiteres Trauma-Pflaster. Die Nebeneffekte waren alles andere als angenehm. Er roch, dass Netraud im Sterben lag. Zwängte sich dennoch an ihr vorbei, aus der Luke. Wühlte sich durch Geröll ins Freie. Aktivierte sein Kom-Armband. Bekam nur Rauschen herein, dann doch zu den Beibooten der ANENKA Kontakt, der allerdings zwischendurch immer wieder abbrach. Aus den Satzfetzen reimte er sich zusammen, dass Rhodans und Tifflors ID-Chips sowie Individualimpulse nur mangelhaft geortet werden konnten, obwohl das von einem Trivid-Sender erzeugte Störfeld mittlerweile leidlich unterdrückt wurde. Offenbar trieben sich die beiden Unsterblichen, getrennt voneinander, in den ausgedehnten Kellergeschossen der Universität herum; Eingreiftruppen waren unterwegs.
»Das ist eine Finte!«, schrie Bordon in sein Mikro. »Man will uns auf falsche Fährten locken!«
Eine Bestätigung, dass er verstanden worden war, blieb aus. Bordon schlitterte die Halde hinab und schnüffelte. Artoquisches Rasierwasser ... Er folgte der Duftspur, schleppte sich durch die Gänge.
Kam zu spät.
Das Labor bot ein Bild der Verwüstung. Der Gestank von durchgeschmorten Aggregaten und verbranntem Fleisch war kaum zu ertragen. Schwarzer, fetter Qualm behinderte Bordons Sicht und Atmung. Aus dem Ruß erhob sich eine Apparatur von der Form eines grotesk verbogenen Käfigs: ein Materietransmitter, fast zur Unkenntlichkeit zerstört. Davor, daran, damit verschmolzen lehnte das verkohlte Skelett eines Humanoiden.
Der Artoquis. Er hat den Transmitter nach der Abstrahlung bewusst überheizt, dachte Bordon Hulgg. Damit niemand den Zielort rekonstruieren kann. Und der Unglückliche ist mit verglüht. Ohne zu flüchten, ohne einen einzigen Schritt aus dem Erfassungsbereich.
Wer machte so etwas?
Schlimmer: Wer brachte denkende, fühlende, intelligente Wesen dazu, so etwas zu tun?
Mitternachtssonne, Mittellosigkeit
Ihn fröstelte.
Im Dämmerschlaf rieb er sich die ausgekühlten Glieder. Das brachte keine Linderung, und nach einer Decke tastete er vergeblich. Widerwillig erwachte Perry, setzte sich auf, öffnete die von Tränensekret verklebten Augen. Er erblickte ein Naturschauspiel, so überwältigend, dass er unsicher war, ob er nicht doch noch träumte.
Am Horizont erhob sich eine Bergkette. Schwer abzuschätzen im trübrötlichen Licht, aber die höchsten, dunkel umwölkten Gipfel mochten an die 10.000 Meter aufragen. Und es handelte sich um Vulkane; riesige, tätige Vulkane. Magma floss an ihren Flanken herab. Der Funkenregen wurde bis fast über den Meeresarm geweht, der sich leicht gekrümmt zwischen dem Gebirge und Perrys Standort erstreckte. Das Wasser schimmerte schwarz; Sturm peitschte viele Meter hohe Wellen auf. Die Lichtverhältnisse deuteten auf Abenddämmerung hin, doch das konnte nicht stimmen: Am von Rauch und Aschewolken verhangenen Himmel zeigten Sich, jeweils nur für wenige Augenblicke, eine müde rote Sonne und die Sicheln zweier Monde.
Trotz des Panoramas der entfesselten, infernalischen Urgluten schlotterte Perry Rhodan immer noch vor Kälte. Kein Wunder, er war nackt. Das galt auch für den Mann, der wenige Meter neben ihm auf dem kahlen Felsboden lag und sich gerade hochstemmen wollte.
»Tiff? Julian? Bist du das?« Rosa Atemwölkchen bildeten sich vor seinem Gesicht.
»Warum sollte
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