Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
gebracht. Doch Selbstverwirklichung war ein Fremdwort für ihn. Er tat, was seine Kunden und Designer von ihm forderten, wobei er den einen wie den anderen die Stiefel leckte. Privat war er Wachs in den
    Händen seiner häufig wechselnden Mätressen. Ausgerechnet er schwafelte mir von Charakterfestigkeit vor?
    »Bitte, hör mir dieses eine Mal zu«, flehte er förmlich. »Dass du mich verachtest, ist mir bewusst, und ich kann es dir gar nicht verdenken. Kinder brauchen eine Autorität, ein männliches Vorbild, zu dem sie aufschauen können, und Jugendliche erst recht. Diesen Anspruch vermag ich nicht zu erfüllen. Ich bin ein Weichling, nachgiebig und feig.«
    »Wenigstens siehst du's ein.« Durch die ungewohnte Offenheit gelang es ihm, mein Interesse zu wecken. Was führte er im Schilde?
    »Ich habe mir immer einen Sohn gewünscht, der mich übertrifft, der mein eigenes Unvermögen ausgleicht«, gestand er. »Dies gerade von dir zu erhoffen, klingt vermessen, das weiß ich wohl. Du warst ein Frühfrüchtchen, viel zu unfertig zur Welt gebracht, als deine Mutter tödlich verunglückte. Ein schieres Wunder, dass du überlebt hast; auch die Heilkunst unseres Volkes stößt manchmal an Grenzen. Ich bemühte mich redlich, dir die beste Behandlung zukommen zu lassen, die mein Geld kaufen konnte, und dir so viel Zeit und Zuwendung zu geben, wie es meine Tätigkeit in der Fabrik erlaubte.«
    Er beschönigte schamlos. In Wahrheit hatte er sich kaum um mich, die hässliche Missgeburt, gekümmert. Ich war von Robotern aufgezogen worden, und von billigen, strohdummen Ammen. Aber ich unterbrach meinen Erzeuger nicht, um die Sache nicht unnötig in die Länge zu ziehen.
    »Trotz meiner Fürsorge«, setzte er fort, »warst du oft kränklich und in der Entwicklung den Gleichaltrigen lange hintenan. Erst in den letzten Mondzyklen hattest du einen Wachstumsschub; fast so, als wolltest du plötzlich, mit einer einzigen, gewaltigen Anstrengung, all das Versäumte nachholen.«
    »Vater. Ich bin in die Pubertät gekommen«, sagte ich genervt. Schon schwand meine Geduld wieder. »Da ist so was ganz normal.«
    »Nein, ist es nicht.« Dass er mit Nachdruck widersprach, kam bei ihm selten vor. »Nicht in diesem Ausmaß. Was deine Konstitution betrifft, hast du mit deinen Schulkollegen nicht bloß gleichgezogen, sondern bist mittlerweile den meisten überlegen. Und das psychologische Profil, das ich erstellen ließ... «
    »Du hast was?«
    »Bitte verzeih, dass ich dir nichts davon gesagt habe. Ich wollte dich nicht auf einen Verdacht hin beunruhigen. Nun aber hat er sich bestätigt. Mein Kind, du bist... du wärest für eine höhere Laufbahn geeignet.«
    Oje. Daher wehte der Wind. »Falls du dir Hoffnungen machst, dass ich einmal die Kleiderfabrik übernehme - schlag's dir aus dem Kopf! Labormäntel, Thermounterwäsche und Stützstrümpfe sind nicht mein Ding.«
    »Das meine ich nicht, würde ich auch nie verlangen. Nicht mir sollst du nachfolgen, sondern unseren ruhmreichen Ahnen.«
    Ich wollte einwerfen, dass mich der Posten eines Bauchaufschneiders in der Arkonidischen Raumflotte ebenso wenig reizte, aber Vater ließ mich nicht zu Wort kommen. »Besonders begabten Angehörigen unseres weit verzweigten Suhyags steht eine andere, sehr spezielle Karriere offen. Du hast noch nichts davon gehört, weil es sich um eine geheime und... äh... delikate Sache handelt.«
    »Nämlich?«
    Er wand sich, wie er es oft tat, wenn ihm ein Thema unangenehm war. »Außerdem sind gravierende Nachteile damit verbunden, um nicht zu sagen Opfer. Du müsstest von hier fortgehen, unser Haus verlassen, unsere Familie, sogar unseren Heimatplaneten... «
    Ich konnte nicht mehr an mich halten und lachte schallend auf. »Das wäre kein Opfer, sondern ein Traum!« Welche Jugendlichen wünschten sich nicht sehnlichst, dem nervtötend engstirnigen Elternhaus entfliehen zu dürfen?
    »Das redet sich leichtfertig so dahin. Aber bedenke, dass die Trennung eine dauerhafte wäre, eventuell sogar für immer. Schlägst du den Weg der Unsichtbaren ein, so musst du alle Brücken hinter dir abbrechen.«
    »Der Weg der Unsichtbaren? Was ist darunter zu verstehen?«
    Er sagte es mir.
    Noch am selben Tag verließ ich den Industrieplaneten, auf dem ich aufgewachsen war. Bis heute bin ich nicht wieder dorthin zurückgekehrt.
    Es war eine seltsame Reise, die ich damals unternahm. Sie führte mich zunächst mit regulären Passagierraumern in zwei verschiedene Sonnensysteme, eins

Weitere Kostenlose Bücher