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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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sich, zeigten nicht die geringste Regung, reagierten weder auf Anrede in Interkosmo, Arkonidisch oder anderen Idiomen noch auf sanfte Berührungen. Was Tiff und Perry auch probierten, nichts fruchtete. Die Translatoren waren nutzlos, da ihnen keine Sprachprobe vorlag.
    Währenddessen verfinsterte sich der Himmel mehr und mehr, färbte sich von mattem Rot zu schmierigem Braun und schließlich wallendem, waberndem Schwarz. Gleichzeitig steigerte sich das Tosen des Sturms, bis Tiff sein eigenes Wort nicht mehr verstand. »Das ist noch lange nicht alles«, schrie er Rhodan ins Ohr. »Wir müssen uns sichern!« Ungeheure Sandmassen wurden durch die Luft gewirbelt. Das meiste brandete über die Schlucht hinweg. Aber wenn sie der Orkan mit voller Wucht traf, würden sie auch hier unten in Mitleidenschaft gezogen werden. Schon trieben einzelne Böen Fahnen feinen Sandes herab, der wie Hagel zu Boden fiel.
    Perry wies auf die erstarrten Tischwesen. Aus der Nähe betrachtet, wirkten sie recht fragil. »Die stehen das ebenfalls nicht durch! Himmel, warum bewegen sie sich nicht endlich? Wie kann man nur so stur sein!«
    Sandkörner verfingen sich in Tiffs langen Haaren, gerieten in Nase, Ohren und Augen. Bald würden sie die Helme schließen müssen. Aber dann konnten sie nicht mehr kommunizieren ... Fieberhaft dachte er nach. Die Tischartigen stellten sich tot. Das hatten sie getan, als der Tausendfüßler mit seinem Gleiter gelandet war, und später wieder, unmittelbar nachdem sie Perry und ihn bemerkt hatten. Offenbar war das ein instinktiver Reflex, der einsetzte, sobald sich Fremde in der Nähe befanden. Und anhielt, bis diese sich wieder entfernt hatten...
    Na toll. Die Schlussfolgerung lag auf der Hand: Entweder, Rhodan und Tifflor verbarrikadierten sich an der geschütztesten Stelle, also hier - dann verharrten zwei Dutzend exotischer, aller Wahrscheinlichkeit nach intelligenter Wesen, bis sie vom Orkan erfasst und an den Wänden des Felskessels zerschmettert wurden. Oder die Terraner kletterten wieder nach oben - und begaben sich ihrerseits in höchste Lebensgefahr. Ein Dilemma, für das Tiff keine Lösung fand, die beiden Seiten Rettung brachte.
    Ohrenbetäubend laut röhrte der Sturm, und er wurde immer noch lauter. Viel Zeit hatten sie nicht mehr.
    Rhodan schwankte. Sein Kopf pendelte hin und her, wie zum Rhythmus einer unhörbaren Musik. Auf einmal schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich Narr!«, brüllte er. »Nimm die Zeltplane aus meinem Tornister, schnell, und gib sie mir!«
    Tiff kam der Aufforderung unverzüglich nach, obwohl er nicht die leiseste Idee hatte, was Perry mit der Plane beabsichtigte. Schutz bot sie mit Sicherheit keinen. Der Orkan würde sie wie nichts mit sich reißen, so fest konnte sie gar nicht verspannt werden.
    Er hoffte inständig, dass der Freund wusste, was er tat.
    Die Aerimi sangen.
    Stoisch, wie es ihre Art war, hatten sie mit ihrer Existenz abgeschlossen. Nun bereiteten sie sich auf den Übertritt ins Helle Kontinuum vor. Dass sie dort ehrenvoll aufgenommen wurden, stand außer Zweifel. Schließlich hatten sie kein Tabu verletzt; nicht einmal jetzt, in allergrößter Not.
    Blaett Minarell leitete den Gesang. In Ausübung seiner Berufung zu sterben, erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Seit vielen, vielen Zyklen war er Tonpfleger, womöglich länger als jeder andere auf Jaimbor. Er sang vor, und die anderen stimmten ein, wie immer. Wenn es die Wetterbedingungen gestatteten, gaben die Aerimi Schallwellen von sich, deren Vibrationen sie am ganzen Leib spürten. Jedoch beherrschten sie auch die tonlose, rein geistige Kommunikation untereinander, wenngleich nur auf kurze Distanz. Diese Fähigkeit hatte ihr Volk schon vor undenklichen Zeiten erworben. Zwangsläufig: Jaimbors Klima war rau, selbst in gemäßigten Zonen wie dieser.
    Der Tonpfleger schlug die Melodie vom Werden und Vergehen an, eine Wahl, die sich aufgedrängt hatte. Dieses Lied wurde zu den Ritualen der Taufe und des Begräbnisses gesungen. Es war sehr schön, sehr fröhlich und tröstlich. Ein Kanon; unendlich in sich selbst wiederkehrend, versinnbildlichte er den ewigen Kreislauf der Natur.
    Der Starkwind zerrte an Minarells Hauptplatte und riss wertvollen Schmuck mit sich davon. Er weinte dem Tand nicht nach. Im Hellen Kontinuum benötigte er ihn nicht mehr, genauso wenig wie die Bündel von Sinnesorganen, deren Spitzen von Sandböen abgeschliffen wurden. Der Schmerz war groß, aber Blaett Minarell ertrug

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