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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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exotischen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Nicht zuletzt aus Furcht vor der Gefährlichkeit dieser Waren wurden sie von den anderen Handelsschiffern gemieden. Partnerschaften und Fortpflanzung waren nur noch innerhalb der eigenen Sippe möglich. Aufgrund des kleinen Genpools kam es zu einer beschleunigten Evolution. Die Abkömmlinge der robusten, schwer gebauten Springer wandelten sich deshalb innerhalb überraschend kurzer Zeit zu schmächtigen, gesundheitlich anfälligeren, albinotischen Lemuroi-den: den Aras.
    Nicht alle Aras beschäftigten sich mit medizinischer Forschung. Aber das Bestreben, die letzten Rätsel des Lebens zu lösen, prägte und prägt das Selbstverständnis unseres gesamten Volkes. Zum einen resultiert dieser Eifer aus dem ernsthaften Wunsch, Krankheit und Leiden zu lindern. Andererseits ist, mit ein bisschen üblem Willen, unser zuweilen arg übersteigertes Sendungsbewusstsein als der Versuch interpretierbar, die Komplexe gegenüber den »unverfälschten« Vorvätern und Urmüttern zu kompensieren. »Kollektive Psychasthenie« lautet der Fachausdruck: Das Bedürfnis, die Mängel der Herkunft auszutilgen, manifestiert sich in Schizophrenie, krankhafter Empfindsamkeit und Selbstunterschätzung.
    Was wiederum als Erklärung herhalten muss für die notorische, in Extremfällen bis zu verbrecherischer Skrupellosigkeit reichende ethische Indifferenz, die man uns seit Jahr und Tag vorwirft.
    Mir ist das im Übrigen relativ egal. Ich verstehe mich zwar als Ara, aber nicht im herkömmlichen, »reinrassigen« Sinn. Angesichts der eben ausgebreiteten Vorgeschichte finde ich diesen Begriff ohnehin fehl am Platz, obgleich er neuerdings von gewissen Fanatikern wieder häufiger gebraucht wird. Wie auch immer, ich bin ein Mischling; genauer ausgedrückt: eine Rückzüchtung.
    Mein Großklan spaltete sich vor rund einem Jahrzehntausend von der araischen Hauptlinie ab. Das war um die Zeit, als auf Initiative des Imperators Tutmor VII. zwischen Arkon und Aralon ein Staatsvertrag zum Gesundheitswesen geschlossen wurde. Im Gegenzug für eine Befreiung der Aras von jeglicher Steuer- und Abgabenlast gewährte die »Krankenversicherung Arakos« kostenlose Individualbehandlung für alle Arkon- Geborenen. Meine Altvorderen rebellierten dagegen. Sie wurden als Renegaten verfolgt und beinahe ausgelöscht. Einige wenige retteten sich zu einer ebenfalls verfemten Mehandor-Sippe. Aus der neuerlichen Kreuzung entsprang der Phänotypus, den auch ich verkörpere: nicht ganz so spitzer Schädel, gedrungenere Gestalt, keine Glatze, sondern vergleichsweise starke Kopfbehaarung.
    Mir soll's recht sein: Umso leichter verschmelze ich mit der bunten Masse anderer Humanoider. Ein angeborenes »durchschnittliches« Aussehen vereinfacht die Maskierung ungemein. Oft reicht es, in der Art von Parodisten eine bestimmte Körperhaltung und Mimik nachzuahmen, um als dieser oder jene durchzugehen. Du glaubst nicht, wie sehr sich auch elaborierte telemetrische Systeme davon narren lassen. Der Name meines Klans, meines Suhyags bedeutet auf Interkosmo »die Unsichtbaren«. Doch sei versichert, meistens benötigen wir nicht einmal Verkleidungen, geschweige denn Deflektoren. Wir sickern ein wie Feuchtigkeit: unter der Wahrnehmungsgrenze.
    So.
    Jetzt habe ich dir aufgedeckt, wo ich herkomme. Wo ich hinwill, wüsste ich selbst gern.
    Mein Vater nahm mich zur Seite. »Die Schulleitung beschwert sich über dich.«
    »Inwiefern?«
    »Du bist renitent, begehrst ständig auf, gliederst dich nicht ein.«
    »Aha.«
    »Ich finde das gut.«
    »Aha.«
    Er betrachtete mich auf eigentümliche Weise. »Kind«, sagte er, »du stehst an einem Scheideweg. Du könntest mir viel Kummer bereiten, aber noch mehr Freude.«
    »Wie wär's, wenn du mich einfach in Ruhe ließest?«, entgegnete ich patzig.
    »Nicht zielführend.«
    Ich drehte mich weg, wollte mich wieder den biochemischen Experimenten an meinen Haustieren widmen. Vater insistierte: »Dein Widerspruchsgeist, deine Bockigkeit ... Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Konträr, ich heiße diese Charakterzüge willkommen, deuten sie doch auf starken Willen und eine ausgeprägt eigensinnige Persönlichkeit hin. Es scheint, als lebten in dir Qualitäten fort, wie sie früher in unserer Familie geballter auftraten.«
    »Hä?« Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. Mein Vater, der angepassteste, rückgratloseste Typ, den man sich nur vorstellen konnte, hatte es als Kleidungsfabrikant zu bescheidenem Wohlstand

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