PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
Interkosmo mit Ausdrücken auf Englisch, einer Sprache, die außer den Unsterblichen und einer Handvoll Linguisten niemand mehr beherrschte. Dennoch senkte Tiff seine Stimme noch weiter und hielt die Hand vor den Mund, um Lippenlesen zu verunmöglichen. »Und falls du dich fragen solltest, ob mich die Upanishad-Ausbildung, oder die Knechtung durch SEELENQUELL, oder was immer sonst in all den Jahrtausenden herzlos gemacht hat: Die Antwort lautet Nein. Ich bin ein Mensch, ein Terraner wie du. Bloß in manchen Situationen ... zweckmäßiger. Vielleicht, weil ich nicht immerfort mit einem Heiligenschein herumstolzieren muss.«
»Ich stolziere?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ich stolziere nicht. Nie.«
»Schön, dann nehme ich das halt zurück. Himmel, seit wann bist du so kleinlich?«
»Seit du mich mit ungerechtfertigten Vorwürfen anpflaumst.«
»Ich pflau...« Tifflor brach mitten im Wort ab. Die Diskussion drohte zu entgleisen. Er atmete einige Male tief durch. »Verwenden wir unsere Energien lieber darauf, schleunigst herauszufinden, was hinter diesen hübschen und gewiss nicht b illi gen Kulissen vorgeht. Das hier ist groß, um einiges größer als der Circinus Maximus auf Tahun. Wer finanziert es? Arkon? Aralon? Beide zusammen? Jedenfalls sicher nicht in der hehren Absicht, die Volksgesundheit in der Milchstraße zu verbessern.«
»Alter, ich teile deine Einschätzung vollinhaltlich.«
Fast wäre Tiff ein Lacher entfleucht. »Sagtest du eben vollinhaltlich?«
»Komm, lass uns nicht wortklauben.«
»Vollinhaltlich! Du klingst wie ein«, er spuckte das Wort aus, »Politiker.«
»Der ich ja wohl bin«, zischte Rhodan zurück. »Demokratisch eingesetzt, den Wählern und dem Parlament verpflichtet.« Er griff sich an die Nase und erfühlte keine Narbe, über die er hätte streichen können wie sonst, wenn ihn etwas aufwühlte: Stattdessen richtete er den Zeigefinger anklagend auf Tiff. »Und du nicht minder, Besserwisser!«
Jäh stieg Ärger in Julian Tifflor hoch, gemischt mit Besorgnis über den Geisteszustand des Freundes und nominellen Vorgesetzten. Rhodan war immer noch nicht der Alte, obwohl er zwischendurch beinahe zur gewohnten Form gefunden hatte. Irgendetwas beeinträchtigte ihn, hemmte vor allem seine Urteilsfähigkeit. Daran, dass er die eigene Physiognomie nicht wiedererkannte, konnte es nicht liegen. In Verkleidungen hatte Rhodan oft genug gesteckt. Vielleicht war dieses Abenteuer doch zu viel für ihn. Oder er hatte seinen Zenith überschritten, und es wurde Zeit, dass ein anderer, psychisch Gefestigterer ihn in seine Schranken wies und die Führung übernahm. Warum nicht gleich bei dieser Gelegenheit?
Moment mal. Was denke ich da eigentlich? Tiff horchte in sich hinein. Dichtete er dem Mann, der nie aufgehört hatte, sein Idol zu sein, eine Schwäche an, um endlich aus dessen Schatten treten zu können? Auf einmal, nach all den Jahrtausenden? Nein, hier lag eine Beeinflussung durch Dritte vor.
»Was ist? Hat's dir die Sprache verschlagen, Großmaul?«
Tiff setzte, allen vorangegangenen rationalen Überlegungen zum Trotz, zu einer geharnischten Replik an, kam aber nicht dazu, weil an einem der Nebentische ein Handgemenge ausbrach. Fast zeitgleich entlud sich auch an etlichen weiteren Tischen die schon länger latente Aggressivität in lauten Wortgefechten, welche schnell ebenfalls in Prügeleien mündeten.
Rhodan war aufgesprungen. Nun stand er unschlüssig da, seine geballte Faust anstarrend. »Raus hier!«, rief Tiff. Er schlug sich gegen die linke Schulter, um Perry an den Zellaktivatorchip und damit an seine wahre Identität und Charakterstruktur zu erinnern. Die Geste erzielte die beabsichtigte Wirkung. Rhodans Blick fokussierte sich. Er nahm wieder Vernunft an und folgte Tiff quer durchs Restaurant zum nächstliegenden Ausgang. Mittlerweile wurde an allen Ecken und Enden gerauft; jedoch nicht wie bei einer im Prinzip harmlosen Barschlägerei, die bloß dazu diente, ein wenig Dampf abzulassen. Vielmehr nahmen Gehässigkeit, Brutalität und Gefährlichkeit der Attacken sekündlich zu. Wurfgeschosse flogen durch die Luft, Einrichtungsstücke wurden zu Waffen umfunktioniert. Knochen brachen knackend, Blut spritzte rot, blau, gelb und in diversen Schattierungen. Schon gab es erste Schwerverletzte. Tiff und Perry mussten ihre ganze Nahkampfkunst einsetzen, um unbeschadet nach draußen zu entfliehen.
Sie liefen noch eine Weile nebeneinander weiter, auf dem weichen Sand eines
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