PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Ara einfliegen zu lassen, vielleicht Zheobitt. Wenn man so reich wie er war, kamen die Quacksalber zu ihm und nicht umgekehrt!
Aerz-Naumi räusperte sich. Als Keklos-Tabes ihn ansah, holte er einen Datenträger aus einer Tasche seiner Montur und schob ihn dem Kollegen zu. »Der ehrenwerte Mantarheiler Trantipon zeigt außerordentliches Interesse an diesem Fall«, sagte er. »Ich bin einer seiner engsten Mitarbeiter. Unter Umständen wird er die Behandlung persönlich übernehmen.«
Beide Namen zeigten Wirkung. Henry F. Whistler war eine Legende unter den Großindustriellen der Galaxis, ein direkter Nachfahre des Gründers der gleichnamigen Firma, unermesslich reich und mächtig. Wobei allerdings schon seit Jahrtausenden Gerüchte die Runde machten, es hätte nie einen Henry F. Whistler gegeben, der Firmengründer sei ebenfalls nur einer jener Roboter gewesen, die den sagenhaften Ruf der Firma begründet hatten.
Und Trantipon. Keklos-Tabes' Reaktion bewies mir, dass der Mantarheiler in der Tat ein Mann mit gewissem Einfluss sein musste.
In der Positronik der KAMMARA hatten sich leider nicht die geringsten Daten über Trantipon finden lassen.
Mein Gegenüber schob den kleinen Würfel in ein Lesegerät auf dem Tisch und errichtete mit einer beiläufigen Handbewegung ein optisches Schutzfeld. Als es wieder erlosch, lächelte er. »In diesem Fall möchte ich einer erfolgreichen Behandlung weder im Wege stehen, noch sie verzögern. Ich fordere einen Gleiter für euch an. Der
Fahrer wird euch umgehend auf direktem Wege in die Mantar-Kli-nik bringen.« Er erhob sich; wir waren entlassen.
Ich nickte ihm zum Ausdruck meines Dankes knapp zu und stand ebenfalls auf. Aerz-Naumi tat es mir eifrig gleich.
Wir verließen den Raum und kehrten auf demselben Weg zum Ausgang zurück, den wir gekommen waren, zweifellos verfolgt von den Blicken Dutzender mechanischer Augen, die jede unserer Bewegungen registrierten und für eine genaue Analyse festhielten. Ich fragte mich, von wie vielen Sensoren und Überwachungsgeräten wir nun durchleuchtet wurden.
Schweigend schritt ich aus. Wir hatten es keineswegs bereits geschafft. Ich befürchtete, dass meine fadenscheinige Geschichte Ke-klos-Tabes nicht im Geringsten beeindruckt hatte. Ausschlaggebend für seine Entscheidung war wohl, dass Aerz-Naumi tatsächlich ein Mitarbeiter Trantipons war und ich mich in seiner Begleitung befand.
Aber eins war klar: Keklos-Tabes vertraute uns nicht einmal so weit, wie er uns sah. Der Fahrer, den er uns zur Verfügung gestellt hatte, war natürlich mehr als nur das. Er hatte sicherlich die Anweisung erhalten, uns nicht aus den Augen zu lassen und jeden unserer Schritte zu verfolgen. Er war ein Aufpasser.
Und er würde sich auf seinen Job verstehen.
Aber ich wollte nicht unzufrieden sein. Es war wesentlich besser gelaufen, als ich befürchtet hatte.
Ein Problem nach dem anderen. Um den Fahrer würde ich mich kümmern, sobald es so weit war.
Der Fahrer war kein Ara, sondern einer der zahlreichen Sicherheitsbeauftragten - auf gut Interkosmo Söldner -, die fremden Völkern entstammten und von den Aras angeheuert worden waren, um diesbezüglichen Personalmangel auszugleichen. Sie wurden vor der Öffentlichkeit und vor allem vor Besuchern von anderen Welten nor-malerweise schamhaft verborgen: Auf Aralon lebten nur Aras, so lautete die offizielle Lesart, und alles, was nicht in dieses Bild passte, wurde unter den Teppich gekehrt. Die Fremdweltler hausten praktisch in eigenen Kommunen, die die Aras nie betraten, wenn es nicht absolut unumgänglich war, und die für Klienten offiziell gar nicht existierten.
Er war Ferrone, ein blauhäutiger Mann von gerade einmal anderthalb Metern Körpergröße, untersetzt und unglaublich muskulös, mit kupferfarbenem Haar, vorgewölbter Stirn und kleinen, tief liegenden Augen. Ferronen waren Lemurer-Abkömmlinge, die sich perfekt an die Schwerkraft von 1,4 Gravos ihrer Wahlheimat Ferrol und die dort herrschenden höheren Temperaturen und die intensive Strahlung ihrer Sonne angepasst hatten. Ihr Heimatsystem, das der Wega, befand sich im Zentralgebiet der Liga Freier Terraner, hatte jedoch den Status einer autonomen Fremdvölkerenklave und galt lediglich als mit der LFT assoziiert. Normalerweise griffen die Aras zwar auf Hilfskräfte aus dem Kristallimperium zurück, doch Ausnahmen bestätigten die Regel.
Eine Laune der Natur - oder eine Mutation, die sich in den ersten Jahrhunderten in ihrer neuen Heimat vollzogen
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