PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
einem Rest von Professionalismus fest, dass sich keine Angehörigen der Aracom in nächster Nähe zu befinden schienen.
Als das Aufheulen der Sirenen erklang, hatte er in rasendem Flug schon den Haupteingang der Klinik erreicht. Ich bin verraten worden, dachte er, und plötzlich war das Leben humanoider Intelligenzen für ihn völlig unwichtig.
Er erinnerte sich an Tsaksom, That und Hern, die vor seinen Augen gestorben waren, und zündete mit einem Knopfdruck sämtliche Bomben, die er in der Klinik platziert hatte. Dabei interessierte es ihn nicht im Geringsten, ob sich an den Explosionsstellen mittlerweile Kräfte der Aracom befanden, die dort Beweismittel sicherstellen wollten. Sie sind tot, dachte er. Tsaksom, That und Hern sind tot.
Der Agent jagte durch eine prachtvolle Parkanlage, Prid-Reuyl noch immer im Griff, und sah fünf Sekunden später das Fluchtfahrzeug vor sich. Er schaltete den Gravopak aus, setzte neben dem Gleiter aus und gab den Kode ein.
Das Schott öffnete sich. Er schob Prid-Reuyl in den Gleiter, schnallte ihn auf einem Sitz fest, rutschte auf den Sessel des Piloten und hämmerte die Faust auf den im Armaturenbrett verborgenen Notfallschalter.
Die Gleiterpositronik übernahm. Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig.
Der Gleiter schoss eine Sonde ab, die nach drei Sekunden explodierte und Hunderte von viel kleineren Sonden ausschleuderte, die allesamt Gleiterkennungen imitierten. Für die Überwachungspositro-nik waren in diesem Augenblick Hunderte von Gleitern gestartet.
Sein Fahrzeug strahlte eine Kennung aus, die der eines Einsatzfahrzeugs der Ordnungsbehörden entsprach. Eine halbe Minute später würde die Bordpositronik eine Kursänderung vornehmen und eine andere Kennung ausstrahlen, die eines Rettungsfahrzeugs, das Verletzte transportierte. Eine weitere halbe Minute später würde der Gleiter zum Dienstfahrzeug eines Mantarheilers werden. Dann zu einem Privatfahrzeug.
Und gleichzeitig gingen die Bomben hoch, die sie zuvor außerhalb der Pindarron-Klinik gelegt hatten. Die Aracom musste mindestens für zwei, drei Minuten mit einem generalsstabsmäßig angelegten Angriff auf die Klinik rechnen.
Sein Fluchtfahrzeug flog tief, langsam und unauffällig. Nach einer halben Minute wusste Bowitz, dass er es geschafft hatte. Er war der Falle entronnen. Aber sein Leben war keinen Chronner mehr wert.
Der Einsatz war verraten worden. Er lehnte sich im Pilotensessel zurück, atmete tief und gleichmäßig durch.
Nun, da keine unmittelbare Gefahr mehr bestand und das Fluchtfahrzeug in der Überwachung ein Taxi war, das einen Patienten zu einem Psychologen beförderte, kehrte eine gewisse Klarheit in seine Gedanken zurück.
Der Einsatz war verraten worden . Vier Personen hatten von ihm gewusst. Drei davon waren tot.
Wie hat er es gemacht?, fragte sich Bowitz. Kein Peilsender. Ich habe mich gründlichst untersucht, nachdem ich die Botschaft verlassen habe.
Er fand keine Antwort auf die Frage. Später, dachte er. Ich werde es herausfinden.
Er sah zu Prid-Reuyl hinüber. Der Mediker lag mehr oder weniger katatonisch in seinem Sitz. Er hatte die Augen geöffnet, starrte aber ins Leere.
Wundert dich das?, dachte Bowitz. Er ist kein Profi. Dieser blutige Laie ist tausend Tode gestorben, um in der LFT leben zu können.
Er lachte leise auf. Das war kein Problem mehr. Das war eine Katastrophe.
Es gab nur einen, der als Verräter infrage kam. Und dieser kannte sämtliche Strukturen, die der TLD auf Aralon aufgebaut hatte.
Bowitz wurde klar, dass ihm endgültig jegliche Unterstützung weggebrochen war. Die Aracom hatte nicht nur in der Klinik zugeschlagen.
Oder aber, hatte der Verräter lediglich Informationen über den Einsatz in der Pindarron-Klinik weitergegeben?
Bowitz sah auf die Instrumente im Armaturenbrett. Mittlerweile waren sie so weit von der Klinik entfernt, dass sie keinen Verdacht mehr erregen würden. Er sah das Positive: Die Katastrophe war da, aber er hatte Prid-Reuyl - und zwei, drei Möglichkeiten, von denen der Verräter nichts ahnte.
Er hatte mehrere »Sichere Häuser« angelegt, Schutzverstecke, von denen kaum einer wusste. Und einige, von denen niemand etwas wusste, weder seine Vorgesetzten noch seine Kollegen.
Er musste eins dieser Verstecke anfliegen. Prid-Reuyl erst einmal in relativer Sicherheit unterbringen, aus dem Verkehr ziehen. Seine Biomol-Maske loswerden.
Danach hatte er zwei Möglichkeiten. Er konnte den Verräter zur Rechenschaft ziehen oder versuchen,
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