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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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mussten und sollten als unbedingt nötig.
    Ich trat zur Seite, um dem Ferronen zu ermöglichen, den Gleiter ebenfalls zu verlassen. Nichts ahnend kam er die Stufen hinab. Er blieb kurz stehen - um sich umzusehen, Risiken abzuschätzen oder sich ganz einfach nur zu präsentieren, er, der Sicherheitsexperte, der alles im Griff hatte.
    Als sein rechter Fuß den Hangarboden berührte, schlug ich zu.
    Buchstäblich. Genauer gesagt stach ich ihm schneller, als er auf die Berührung reagieren konnte, mit zwei Fingern in den Bauch.
    Es war kein harter Schlag, aus Zorn, Verzweiflung oder Unbeherrschtheit geboren, sondern ein genau gezielter. Ich traf ein Nervenzentrum, von dem der Ferrone wahrscheinlich nicht einmal wusste, dass er es hatte, eine Schaltstelle des enterischen Nervensystems, eines komplexen Geflechts aus Nervenzellen, das nahezu den gesamten Magen-Darm-Trakt durchzog. Es wies vier- bis fünfmal mehr Neuronen als das Rückenmark auf.
    Dieses eigenständige Nervensystem befand sich als dünne Schicht zwischen den Verdauungsmuskeln im Unterleib. Seine Aufgabe war unter anderem, die Verdauung zu steuern. Mit dem Gehirn war es
    bei Terranern über den nervus vagus verbunden.
    Bei Ferronen allerdings auch noch mit dem der Atemregulation dienenden Nervengewebe. Ein Ausfall bedeutete Atemlähmung.
    Der Ferrone röchelte nicht einmal. Er erstarrte bei dem Schritt, den er gerade getan hatte, hing einen Moment lang schräg in der Luft und sackte dann in sich zusammen.
    Ich fing ihn auf, als er stürzte, und brüllte gleichzeitig: »Hilfe! Ein Notfall! Ist ein Mediker hier, der uns helfen kann?«
    Etwa 30 Aras schauten zu uns hinüber. 90 Prozent davon waren Mediker, die sich gerade um ihre Klienten kümmerten, die restlichen drei Sicherheitsbeauftragte, die uns unsichere Kandidaten im Auge behalten sollten.
    Sie reagierten unisono und stürmten vorwärts, bevor sich auch nur einer der Ärzte bewegte, die wahrscheinlich noch abzuschätzen versuchten, ob ein Ferrone ihre Honorare begleichen konnte. Der erste erreichte unseren Piloten, bevor ich mich wieder in der Gleiterkabine befand. Aerz-Naumi ließ den Notfall los und gegen den Sicherheitswächter prallen.
    Dessen Ausbildung war nicht perfekt. Er fing den vermeintlichen Notfall tatsächlich auf, statt ihn einfach stürzen zu lassen. Als er ihn zurück in Aerz-Naumis Arme drückte, hatte ich das Schott bereits geschlossen und saß hinter den Kontrollen.
    »Ich bin Mediker!«, kreischte Aerz-Naumi, schob den Ferronen wieder in die Arme des Sicherheitsmannes und hielt irgendeine Legitimation hoch, die seine Behauptung bewies.
    Mittlerweile standen alle drei Aufpasser unmittelbar vor dem Gleiter; einer hatte sogar seine Waffe gezogen, obwohl er damit mehrere Dutzend zahlungskräftiger Klienten verschreckte. Aerz-Naumi trat beiseite und tauchte in der Menge unter. Er hatte den Befehl erhalten, sich irgendwo zu verstecken und sich auf keinen Fall bei den Behörden zu melden.
    Ich achtete nicht weiter auf ihn, bugsierte den Gleiter in den Schacht und jagte ihn mithilfe des Antigravs aufwärts. Sekunden später stoppte ich ihn in Höhe der ersten Ebene. Ich befahl der Po-sitronik eine Verzögerung von zehn Sekunden, schaltete sämtliche Systeme ab und glitt hinaus. Als der Gleiter in die Tiefe sackte, war ich bereits in einen der Antigravschächte am anderen Ende des Hangars gesprungen und ließ mich schwerelos auf die Hauptebene tragen.
    Natürlich würden Sicherheitssysteme verhindern, dass der Gleiter am Boden des Antigravschachts aufprallte, explodierte und diesen Nahbereich der Mantar-Klinik in Schutt und Asche legte. Doch mittlerweile lagen zwei Krisen vor: ein suspekter Fremdweltler, der eigentlich keinen direkten Schaden anrichten konnte, und ein außer Kontrolle geratener Gleiter, der bei einer Detonation vielleicht Vorrichtungen zerstören könnte, die üble Virenkulturen eindämmten.
    Keine Frage, worum die Aras sich zuerst kümmern würden. Mir kam zugute, dass seit Jahrtausenden kein direkter Angriff auf Aralon mehr erfolgt war. Die Galaktischen Mediziner wussten mit solchen Ernstfallsituationen wahrscheinlich nicht effektiv umzugehen, auch wenn es bestimmt Sicherheitsleute gab, die alle möglichen Ernstfälle durchgespielt hatten, und natürlich auch eine positroni-sche Überwachung, die Notfallpläne einleiten würde.
    Als der Alarm erklang und Energieschirme hochgefahren wurden, hatte ich den Gleitertaxi-Stand erreicht, der weniger begüterten Klienten den Flug

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