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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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schlüssig und zeugt von Weitsicht, guter Planung und durchdachten Aktionen. Und wenn die Geheimdienstler erst glauben, ihren Opfern dicht auf den Fersen zu sein, erscheint ihnen die Aufrechterhaltung des Alarmzustands im Motarium oder einem anderen offiziellen Gebäude nicht mehr schlüssig? In was für einer Welt lebst du, Julian? Denkst du prinzipiell nicht über das nach, was du von dir gibst? Zumindest nicht, bevor du es von dir gibst?«
    »Du bist ja nur sauer, dass du nicht mehr das alleinige Sagen hast. Dass Perry und ich jetzt wieder einigermaßen fit sind und mit Bowitz eine fähige Unterstützung gefunden haben.« Besonders logisch klang dieses Argument selbst in meinen Ohren nicht. Eher wie ein unbegründeter Vorwurf eines frisch Verliebten beim ersten Streit mit der neuen Freundin.
    »Pah!« Zhana zeigte auf eine breite Straße, deren Häuserfassaden durchweg von hellen, bunten Reklametafeln erleuchtet wurden. »Da hinten befindet sich das Theater.«
    »Natürlich wird die Aracom irgendwann dahinter kommen, dass weitere Personen flüchtig sind«, schränkte ich ein. »Aber wie ich weiß, konzentrieren sich auch Geheimdienstleute stets aufs Naheliegende.«
    Sie funkelte mich an. »Da habe ich ja zum Glück jemanden bei mir, der sich auskennt.«
    »Hören wir doch auf damit«, sagte ich. Ich fühlte mich unwohl.
    Die unterirdischen Städte auf Aralon machten mir zu schaffen. Manche Ebenen schienen Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte von Metern hoch zu sein, und Projektoren erzeugten einen künstlichen Himmel, den man kaum von einem echten unterscheiden konnte. Andere hingegen waren exakt genauso hoch wie die Gebäude in ihnen; deren Flachdächer bildeten Teile einer tristen, grauen Decke, die die Welt nahtlos begrenzte.
    Und überall gab es breite Straßen, über die sich starker Gleiterverkehr und Massen von Lebewesen wälzten, die meisten Aras, aber auch viele Fremdweltler, die in den zahlreichen Geschäften bummelten, das kulturelle Angebot genossen oder unterwegs zu Privatpraxen waren.
    Doch beide Varianten, die vermeintlich offene Stadtebene wie auch die geschlossene, wirkten auf mich zutiefst unnatürlich. Ich verstand nicht, wie ein Lebewesen sich in solch einer Umgebung wohlfühlen konnte.
    Wir betraten das Theater.
    »Zerhackt ward nur die Schlange, nicht getötet, sie heilt und bleibt dieselb', indes ihr Zahn wie sonst gefährdet unsre arme Bosheit.«
    Macbeth sprach präzise und deutlich, bewegte sich jedoch ziemlich ungeschlacht und eckig, als er in einem Zimmer seines Schlosses seiner Gattin eindringlich von seinen Problemen berichtete, statt sich seinen Gästen zu widmen. Dann wandte er sich sogar - und Shakespeare hatte das bestimmt nicht so vorgesehen - dem Publikum zu, hob eine Faust, schüttelte sie und intonierte: »Lieber bei dem Toten sein, den, Frieden uns zu schaffen, zum Frieden wir gesandt, als auf der Folter der Seel' in ruheloser Qual zu zucken.«
    Ein Großteil des Publikums - allerdings ausschließlich die Aras im Saal, wie ich bemerkte - spendete heftigen Applaus. Einige Zuschauer erhoben sich sogar von ihren Sitzen.
    »Ich befürchte, irgendetwas entgeht mir«, flüsterte ich Zhana zu. »In den Aufführungen, die ich kenne, spricht Macbeth weiterhin zu seiner Frau.«
    »Aber das waren schließlich keine Aufführungen«, gab sie genauso leise zurück, »bei denen Ara-Spezialisten Komapatienten durch Gehirnstromprogrammierung dazu bringen, den Lord und die Lady Macbeth zu geben. Dieser Applaus gilt nicht den Darstellern, sondern den Medikern.«
    »Zombies.« Ich rang um meine Fassung. »Die Aras schicken Zombies auf die Bühne!«
    »Nur bei einigen wenigen Animationsaufführungen. Hast du das Aushangplakat nicht gelesen?«
    »Doch. Aber ich konnte mir unter dem Begriff Animationstheater nichts vorstellen.«
    »Wer nicht fragt, bleibt dumm.« Zhana schob den Sender unter den Sitz, und ich legte den Arm um ihre Schulter.
    Sie duldete es nicht nur, sondern schmiegte sich an mich.
    Das Schulzentrum unterschied sich nicht wesentlich von den Tausenden, die ich auf der Erde eingeweiht hatte, abgesehen vielleicht von den meterhohen Energiezäunen, die die einzelnen Gebäude und vor allem die dazugehörigen Holohöfe voneinander trennten. Eigentlich waren es keine Schulen, sondern Erziehungsanstalten eines Suhyags, wie Zhana mir erklärt hatte. Bei manchen Klans herrschte die Auffassung vor, dass nicht die Eltern, sondern fähige Spezialisten für ein ordentliches Aufwachsen des

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