PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
einmal gewesen war.
Er sah auf die Uhr und schritt schneller aus. Irgendwo muss er doch sein. Er hält sich um diese Zeit immer im Motarium auf.
Genau, wie Bowitz immer nach den Nonus-Bärchen sah.
Er ging vorbei an den riesigen geschützten Schauwänden, die interessierten Besuchern ins Gewaltige vergrößerte Beispiele für das Leistungsvermögens araischer Ärzte boten. Vorbei an den Erregern der blueschen Hautbrandseuche und an jenen der Kranass-Pest, der Steindarmseuche und der ertrusischen Wundfäule.
Er hatte Pron Dockt im Motarium kennengelernt.
Kaum ein Ara hatte sich damals mit ihm abgegeben, dem Kulturattaché der terranischen Botschaft. Die Spitzköpfe hatten ihn durchweg herablassend behandelt, wenn sie ihn überhaupt zur Kenntnis nahmen.
Darunter hatte er gelitten; jetzt konnte er es sich eingestehen. Er verfügte über eine ausgezeichnete Ausbildung auf dem Gebiet der Bakteriologie und Seuchenbekämpfung. Für einen Ara mochte das Motarium ein Paradies sein, und ihn hatte es von Anfang an ebenfalls fasziniert, auch wenn ihm das bei seinen Kollegen nur Unverständnis eingebracht hatte.
Aber er war nur ein Terraner. Die Aras gaben ihm durchgehend das Gefühl, ein Wesen zweiter Ordnung zu sein. Darin waren sie alle sich ziemlich gleich, ganz egal, welchem Suhyag sie angehörten. Sicher, in manchen Klans ging es weltoffener zu, dort gab es esoterische Strömungen und das Interesse an Öffnung. Andere wiederum waren konservativem Gedankengut verpflichtet, verachteten grundsätzlich alles Außenstehende und hegten eine ausgeprägte Liebe für Mo. Wieder andere kümmerten sich nicht um Weltanschauungen und hatten sich auf gewisse notwendige Sozialleistungen spezialisiert. Dort wurden Psychologen genau so wie Künstler, Philosophen oder Sportler gefördert. Aber in ihrem Verhalten zu Fremdwesen unterschieden sie sich kaum.
Lediglich Pron Dockt, der Verwalter der Fundgrube, hatte sich mit ihm abgegeben, manchmal sogar ein freundliches Wort für sein Interesse gehabt. Den Grund dafür hatte Bowitz nie herausgefunden. Vielleicht lag es daran, dass Pron Dockt weltoffener als die meisten anderen Aras war und sich nichts auf seine Zugehörigkeit zu diesem Volk einbildete. Vielleicht hatte er erkannt, dass Bowitz wirklich versuchte, die Denkweise der Galaktischen Mediziner zu verstehen, und Freude daran gefunden. Ein Terraner, der mit den Aras sympathisierte.
Vielleicht aber auch nur daran, dass Pron Dockt ein störrischer Einzelgänger zu sein schien, und ein wenig vertrottelt obendrein. Nicht, dass die anderen ihm keinen Respekt entgegenbrachten; ganz im Gegenteil. Tatsächlich schien er Beziehungen nach ganz oben zu haben. Doch hinter seinem Rücken sprachen sie oft genug abfällig über ihn.
Bowitz passierte die riesigen Schlachtenbilder, in denen Gegenmittel auf molekularer Ebene Erreger bekämpften. Tag für Tag wurden diese Bilder von Museumsmitarbeitern neu entfacht, um den Besuchern immer wieder neue, unterschiedliche Spektakel bieten zu können.
In der nächsten Abteilung schlug ihm lautes Stimmengewirr ent-gegen. Hier hatten sich medizinisch interessierte Zöglinge im Alter von zehn bis zwölf Jahren zu einer Kind-mach-mit-Aktion eingefunden, bei der sie auf spielerische Weise lernten, wie man ein eigentlich harmloses Schnupfenvirus mit einfachen Mitteln lethalisierte. Doch weder hier fand er Pron Dockt, noch in dem Trakt mit den Sonderschauen berühmter Kuratoren.
Aber dann entdeckte er ihn dort, wo er es am wenigsten erwartet hatte: im Beratungs- und Versorgungszentrum.
Hier konnte man, an Spiegelwänden vorbeimarschierend, bekannten Heilern bei ihrer Arbeit auf die Finger schauen, sich Autogramme oder Ratschläge für die Ärztelaufbahn geben lassen, Termine für operative Sinnesverfeinerungen ausmachen oder sich als Namensgeber für einen Viruserreger einkaufen.
Pron Dockt stand hinter einer solchen Spiegelwand und beobachtete einen Chirurgen, der gerade einem Unither den Rüssel abtrennte. Kein Tröpfchen Blut befleckte das blitzblanke Behandlungszimmer; herumspritzende Körperflüssigkeiten wurden von Fesselfeldern eingefangen und in Behälter weitergeleitet. Bowitz verstand den Sinn der Vorführung: Es war den Aras wichtig, vielleicht unentschlossenen Besuchern von anderen Welten zu zeigen, wie sauber Operationen in ihren Kliniken verliefen.
Der TLD-Agent trat neben Pron Dockt und räusperte sich. Der Ara nahm ihn nicht zur Kenntnis.
Das wunderte Bowitz nicht. Lampedusa hatte
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