PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
hauchte ihm einen Kuss zu. »Meinst du, du kannst noch mal?«
»Ich denke schon«, erwiderte Marco heiser.
»Gut«, erwiderte sie schelmisch. »Es gibt nämlich noch einen Nachtisch.«
»Ich. weiß nicht, was du meinst.«
»Juan hat es wirklich gut mit dir gemeint, Marco. Besser, als er es eigentlich durfte. Aber das nimmt er auf seine Kappe.« Abrupt stand sie auf. »Ich gehe jetzt duschen.« Sie verschwand in Richtung Hygienezelle, doch bevor sie den Raum verließ, hob sie die Stimme und rief: »Du kannst jetzt hereinkommen. Er gehört dir.«
Die Tür zum Nachbarraum öffnete sich, und ein zierliches Mädchen mit hüftlangen honigblonden Haaren trat ein und lächelte ihn fast schüchtern an. »Hallo, Marco. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung.«
Es war Carmen.
11. Juni 1340 NGZ, An Bord der CONNOYT
Perry Rhodan nahm einen der Cocktails, die ihm der Servo-Roboter offerierte, und nippte daran. »Sehr fruchtig und zugleich würzig. Was ist das?«
»Eine Mischung von Fruchtsäften und anderen Essenzen, die von Remion stammen, unserem Reiseziel«, antwortete Zhana, »das Ganze mit einem winzigen und sehr anregenden Anteil von Colocadosöl, aus einer der äußeren Schichten der Frucht, wenn ich es richtig verstanden habe, der Schicht, in der ein allseits beliebtes Rauschmittel sitzt. Aber es ist in dieser geringen Menge harmlos. Nur die Remiona verstehen sich darauf, die Frucht zu separieren und mit den einzelnen Bestandteilen zu jonglieren. Es scheint sehr kompliziert zu sein.«
Rhodan nahm noch einen Schluck, diesmal einen größeren, und nickte. »Manches an Remion ist kompliziert.« Er sah sich in der Runde um, die sich in der Passagierlounge der CONNOYT versammelt hatte: Zhana, Tiff und Pron Dockt. Die bekannten Gesichter. Der alte Ara-Wissenschaftler sah kaum interessiert aus, aber das war ja nichts Neues. Wahrscheinlich weilte er in Gedanken ganz woanders.
»Ich wollte euch über meine Erfahrungen auf Remion berichten«, sagte der Resident, »und um es verständlich zu machen, muss ich kurz auf die Vorgeschichte eingehen, nämlich die Besiedlung des Planeten. Tiff, du wirst dich erinnern können, wie es um 2100 der alten Zeitrechnung war.«
Julian Tifflor nickte. »Chaotisch. Die wildeste Phase der Kolonisierung. Die Menschheit brach ins All auf. Es war wie ein Fieber, und die Sache lief aus dem Ruder. Wir wollten diese ungebremste Expansion nicht, konnten sie aber nur schwer eindämmen. Davon mal abgesehen, dass Terra auszubluten drohte, fühlten sich andere Sternenreiche durch die Vielzahl der von uns kolonisierten Planeten bedroht, und das führte zu massiven Konflikten. Hinzu kam, dass diffuse Geschäftsleute riesige Profite mit Raumschiffen aller Art machten, oft unsicheren Gurken, wenn nicht sogar Seelenverkäufern. Es gab einfach zu viele Interessenten, die unbedingt ihre Art von Lebens- und Gesellschaftsmodell auf einem anderen Planeten etablieren wollten und für ein Schiff, das sie kaufen oder chartern konnten, jeden Preis bezahlten.«
»Na, jetzt übertreibst du, Tiff«, meinte Rhodan. »Es waren auch bettelarme Gruppen dabei. Utopisten, Sektierer aller Art.«
»Aber irgendwie brachten sie trotzdem das nötige Geld auf«, beharrte Tifflor. »Zum Beispiel die Kreolen der Karibik.«
»Ja.« Rhodan wandte sich an die beiden Aras. »Ich will euch nicht mit regionalen Besonderheiten der damaligen Erdbevölkerung langweilen, aber die Kreolen waren ursprünglich vorwiegend dunkelhäutige Menschen, die als Sklaven aus Afrika in die Neue Welt gebracht wurden. Diese Schwarzen brachten ihre eigenen Naturreligionen und Bräuche mit.«
Als er eine kleine Pause machte, fuhr Tifflor fort. »Äußerlich übernahmen sie den christlichen Glauben der Sklavenhalter, und ein wenig faszinierte der neue Glaube sie wohl auch, aber sie pickten sich nur die Sachen heraus, die ihnen gefielen. Am Ende musste die katholische Kirche feststellen, dass die Kreolen Jesus und vor allem die Jungfrau Maria anbeteten, aber nicht wirklich den allmächtigen Gott der Christenheit. Mit der Dreieinigkeit konnten sie überhaupt nichts anfangen. Stattdessen vermengten sie Elemente der neuen Religion mit den Naturreligionen ihrer afrikanischen Heimat, mit den alten Göttern, Geistern und Zaubermitteln.«
»Und um es richtig kompliziert zu machen«, erklärte Rhodan, »kamen später noch Voodoo-Elemente hinzu, die ebenfalls aus Afrika stammten, aber in der Folge eher auf Haiti und in der Gegend von New Orleans
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