PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
verwischen.
Wahrscheinlich hat man Cadoso nicht voll vertraut. Zu Recht, denn er hat uns ja in der Tat die Protokolle heimlich übermittelt - ohne allerdings die Manipulationen zu bemerken. Als er dann tot war, ist man auf Nummer sicher gegangen und hat die Protokolle insgesamt gelöscht. Jedenfalls in der hiesigen Positronik.«
Rumela hatte die Diskussion verständnislos verfolgt. »Hilft euch das nun, den Mörder zu finden oder nicht?«
»Eigentlich nicht«, gab Delgado zu. »Weißt du, ob Raol die angekündigten Beweise aufspüren konnte?«
»Wahrscheinlich nicht. Er hätte mir davon erzählt. Aber er wollte die forastera der Außenweltler beobachten, notfalls dort einbrechen, wenn sie mit ihren Gleitern unterwegs waren. Auch das habe ich zu Protokoll gegeben.«
»Seine Leiche wurde ein paar Kilometer entfernt von Extebosch gefunden«, merkte Garcia an. »Weit weg von der forastera der Aras. Am anderen Ende der Siedlung.«
»Muss ich das einem Polizisten erklären? Die Aras haben ihn beim Einbruch überrascht, ihn getötet und dann an einen anderen Ort gebracht. Was denn sonst?«
»Wie war dein Verhältnis zu Raol, nachdem er dich mit Carmen LaSalle betrogen hatte?«, fragte Garcia beiläufig.
»Besser als vorher. Unsere. Kapriolen waren nichts Besonderes. So etwas ist auch früher schon vorgekommen. Unbedeutende Episoden, die an unserer Liebe nichts änderten. Wir haben immer wieder zueinander gefunden.«
»Der padre hält dich für die Hauptverdächtige.«
»Das kann ich mir denken. Aber ich habe Raol geliebt, trotz allem. Vielleicht sogar gerade dafür, denn wir sind uns beide nichts schuldig geblieben, und dadurch blieb unsere Beziehung spannend. Ich habe ihn nicht getötet! Man tötet doch nicht das, was man heiß und innig liebt. Du hast doch sicher einen elektronischen Firlefanz, mit dem du herausfinden kannst, ob ich die Wahrheit sage oder lüge. Ich bin jederzeit bereit, mich einem solchen Test zu unterziehen.«
Gracia ging nicht darauf ein. »Marco Dochschué hätte auch ein Motiv gehabt. Er hat die Sache offenbar nicht so leicht genommen wie du und Zingerosc und die LaSalle.«
Rumela lachte tief aus der Kehle heraus. »Ja, er war damals ein süßer, romantischer Bengel. Deshalb wollte ich ihn ja auch haben. Aber ein Mörder? Nie und nimmer! Und selbst, wenn er vielleicht Wut auf Raol hatte: Der Mord geschah zwei Jahre später. Da war die Wut bestimmt längst verraucht. Und er war zum Zeitpunkt des Mordes nicht auf der Hacienda.«
»Er könnte heimlich gekommen und wieder verschwunden sein«, warf Delgado ein.
»Nein«, widersprach Rumela. »Jemand hätte ihn gesehen. Sein Gleiter wäre bemerkt worden. Das Exportkonsortium betreibt alle Hangars der Siedlung. Als Sekretärin des Konsortiums habe ich Zugang zu den Trivid-Aufzeichnungen über die Gleiterstarts und -landungen. Es gab keinen fremden Gleiter in den Hangars.«
»Hattest du seit der Liaison noch Kontakt zu Dochschué?«, fragte Garcia.
»Ja, vorgestern, zum ersten Mal seit damals. Er ist auf die Hacienda zurückgekehrt und hat mich besucht. Er ist ebenfalls der Meinung, dass die Aras für die Katastrophe verantwortlich sind. Und er hat angedeutet, dass er es nicht nur vermutet, sondern etwas gegen sie in der Hand hat.« Rumela musterte Garcia. »Um deiner nächsten Frage zuvorzukommen, Senor Neugierig: Wir haben bei der Gelegenheit nicht noch einmal miteinander geschlafen. Das ist für uns beide abgehakt.« Jetzt schaute sie besorgt drein. »Bitte kümmert euch um ihn. Haltet ihn von Dummheiten ab. Beschützt ihn, damit er nicht so endet wie Raol!«
»Wir haben ohnehin vor, ihn aufzusuchen«, sagte Garcia. »Wenn er den Schutz der PA benötigt, wird er ihn bekommen.« Er ging im Geiste die Fragen durch, die er Rumela hatte stellen wollen. Zwei blieben noch.
»Was ist aus Carmen geworden?«
»Das hat mich Marco auch gefragt, und ich gebe dir die gleiche Antwort. Sie hat sich für das Abenteuer mit Raol ziemlich geschämt und kurz nach Marcos Verschwinden ebenfalls die Hacienda verlassen. Wie ich hörte, studiert sie in Choceos.«
»Dann habe ich nur noch eine Frage«, sagte Garcia. »Du gehörst einer Voodookirche an?«
»Nein, aber ich neige dieser Glaubensrichtung zu.«
»Wie Raol?«
»Ja, wie Raol. Auch deshalb haben wir uns so gut verstanden.«
»Du praktizierst Voodoo?«
»Ich habe manchmal, für angenehme Erlebnisse, die guten Geister bemüht, die Rada-Loas. Wenn du glaubst, ich hätte eine Puppe von ihm angefertigt
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