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PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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verbrannten 2,717 Gramm Tlynosiim, das er nach und nach und über etliche Mittelsmänner auf Gatas erworben hatte, zu leeren Kristallen.
    Davon, was sich im Inneren des Gehirns wirklich ereignete, konnte auch Plob Arnoyn sich nur eine ungefähre Vorstellung machen. Vielleicht war es dies: Der Impuls leuchtete die leeren Kammern des Geistes aus und machte für diese ultrakurze Dauer die Fragmente des toten Bewusstseins sichtbar, regte sie zu einem Nachhall an. Die Nanolegion erspähte in diesem sechsdimensionalen Licht die mentalen Bruchstellen und überbrückte sie, entdeckte den Schatten psychischer Schemata, fertigte Kopien davon an und stellte mit dem vorhandenen Neuromaterial einen Nachbau her. Außerdem - oh, das Verfahren hatte etliche Außerdems. Denn die Nanolegion war lernfähig, und sie lernte in derart kurzen Zeitabschnitten, dass es sich araischen Vorstellungen entzog.
    Arnoyn konnte nur ahnen, welche Entdeckungen seine neurochir-urgische Armee machte, auf welchen unsäglichen Terrains sie kämpfte, in welche Domänen sie einmarschierte und auf welche unbeschreibliche Weise sie den ältesten aller Feinde niederkämpfte, seine Befestigungswälle untertunnelte, seine immerwährende Wachsamkeit überlistete und ihm, dem Tod, endlich sein Eigentum entriss.
    »Wir hatten eine Interferenz«, verkündete die Medotronik.
    »Eine Interferenz? Womit?«
    »Unidentifizierbar. Wir haben eine ÜBSEF-Resonanz. Hypersexta-Modulparstrahlung anmessbar.«
    Arnoyn atmete tief aus. Geschafft!
    Dann fuhr die Positronik fort: »Atypisches Muster, para-araisch, unsystematisierbar.«
    Arnoyn erhob sich aus dem Sessel. Auf seinen Wink hin erlosch die Holografie des Gehirns. Er trat an den Operationstisch.
    Trantipon wurde über einen Tubus beatmet. Es war sein Gesicht, erkennbar an dem glänzenden Metallstück auf der rechten Wange. Die Narbe allerdings, die vor dem Verbrennen dort zu sehen gewesen war, hatte im Biomolplast keine Spur hinterlassen. Es war sein Gesicht, und war es auch nicht, verfremdet durch das Bioplast der
    Haut, durch die anderen Lippen und vor allem durch die neuen Augen.
    Die Augen standen offen. Sie waren auf die Decke gerichtet. Arnoyn konnte nicht erkennen, ob sie etwas sahen.
    Er wartete, eine ganze Minute, vielleicht sogar länger. Dann beugte er sich zu dem Mantarheiler hinab und sprach ihn an: »Trantipon.« Und er dachte: Was für eine quälende Geburt.
    Sein Klient löste den Blick unendlich langsam von der Decke ab, suchte Arnoyn und schaute ihm in die Augen.
    »Trantipon. Erkennst du mich?«
    Arnoyn musste sich zwingen, dem Blick standzuhalten. Leer wie ein verlassenes Haus. Seine Augen tränten. Er hielt den Atem an. Trantipon hob eine Hand und zog den Tubus aus dem Rachen, aus dem Mund, ließ ihn auf den Boden fallen.
    »Es sagt, dass du Plob Arnoyn bist«, hörte Arnoyn ihn sprechen.
    »Wer sagt dir das?«, fragte er.
    »Etwas im Denken, das glaubt, es heiße ich.«

Die neun Träume des Orontiu Pleca - Traum Nr. 2:
    Der Hammerschlag
    Mein Traum geht weiter. Diesmal versinke ich nicht, es ist alles anders, dennoch weiß ich, es ist derselbe Traum. Derselbe Traum - mit anderen Mitteln.
    Ich habe die Eiserne Karawane Syolocc verlassen und sitze auf einer Bank in einer Arena. Die Publikumsränge sind sehr steil, sie erstrecken sich hinauf bis in eine Dunkelheit, die mehr ist als die Dunkelheit des Traums.
    Viel Platz ist hier, maßlos viel Platz. Die Bevölkerungen ganzer Karawanen könnten hier unterkommen. Vielleicht sogar aller Karawanen von Oyloz.
    Aber die Arena ist leer. Nur ich sitze, irgendwo, allein.
    Ich esse süßes, knisterndes Picca aus der raschelnden Tüte. Das Rascheln und mein Schmatzen sind die einzigen Geräusche auf der Welt.
    Das Rund der Arena ist von hier oben aus gesehen winzig, eine kaum sichtbare, schwarze Scheibe. Ich strenge mich an, kneife die Augen zusammen.
    Da ist etwas. Da steht eine Säule, eine schwarze Säule mitten in der Arena. Nein: Sie steht nicht dort, sie füllt das Rund exakt aus. Ich kann weder ihre Höhe noch ihren Durchmesser abschätzen.
    Ich strenge mich an, kneife die Augen zusammen.
    In der Säule ist etwas gefangen, eine schwarze Kreatur, sie windet sich, presst ihre Glieder gegen die gläserne Wand, die sie umgibt, schlägt mit der Stirn dagegen, schreit.
    Natürlich höre ich nichts. Natürlich sehe ich auch nichts, denn die schwarze Kreatur steckt in einer schwarzen Flüssigkeit.
    Ob sie ertrinkt? Ich nehme wieder einen Picca-Chip und kaue. Oder

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