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PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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hoher, spitz zulaufender Kuppel. In der Höhe fliegen Kreaturen und Maschinen, alle meiner Einschätzung nach klein, handspannengroß. Ich bemühe mich zu verstehen, werde mir aber nicht klar darüber, was die Flieger bedeuten: Jagen die Maschinen die Lebewesen? Hüten sie sie? Sind die Maschinen wissenschaftliche Geräte, die etwas an den Lebewesen erforschen?
    Auch wird mir nicht klar, wie die Flugwesen im Grunde aussehen. Alle sind so verschieden voneinander, so eigenartig. Sie bereiten mir Kopfschmerzen.
    Manchmal stößt eines der fliegenden Geschöpfe einen Schrei aus, spitz und grell, und unglaublich klein, als würde es viel höher fliegen, als die Kuppel Raum gibt. Unendlich weit oben, ewig fern.
    Jetzt fällt mir auf, wie still es hier unten ist. Mir kommt der Satz in den Sinn: Das hier ist ein verschwiegener Ort.
    Etliche Siccyi stehen an hufeisenförmigen Pulten, beobachten Mo-nitore, ziehen Schieberegler oder drücken auf Sensortasten. Alles wirkt modern, wie in einer Zukunftsvision, wie die Bilder, die ich von den Inneneinrichtungen der Alien-Schiffe gesehen habe. Aber ich weiß, dass es keine Alien-Technik ist, nichts Entliehenes, sondern siccyische Technologie.
    Alle Siccyi, die hier arbeiten, tragen golden schimmernde Schutzmäntel, die den ganzen Körper umschließen; Arme und Beine stecken in metallischen, dennoch biegsamen Röhren und Handschuhen. Die Köpfe sind von milchig-durchsichtigen Kapuzen verhüllt.
    Niemand spricht. Hoch oben das Kreischen der Tiere.
    Ich drehe mich einmal um die eigene Achse. An der Wand hängt eine große, kreisförmige Uhr mit dem Stundengefünft. Ich brauche eine Weile, bis ich merke, was mich an der Uhr stört: Sie läuft rückwärts.
    Noch etwas stört mich. Ich drehe mich wieder um die eigene Achse. Ja, ich hatte recht: Es ist kein Eingang zu sehen, kein Ausgang.
    Was wird hier gearbeitet?
    Ich gehe umher. Niemand nimmt mich wahr. In der Mitte der Halle, unter dem Kuppelzenit, befindet sich ein leicht erhöhtes Podest. Es rotiert langsam, gegen den Uhrzeigersinn. Darauf stehen fünf voluminöse Säulen. Sie sind mit einer schwarzen, zähen Flüssigkeit gefüllt. Hin und wieder steigt eine Art Blase vom Grund einer Säule auf, grell wie eine Miniatursonne, steigt träge und platzt lautlos.
    In diesen Momenten durchleuchtet sie die zähe Masse, und ich sehe wie durch einen Röntgenschirm ein Schemen, das sich bewegt, langsam, wie von der dunklen Masse gebannt.
    Ich trete näher heran, angezogen und abgestoßen zugleich. Als die nächste Blase aufsteigt und explodiert, entdecke ich in der Masse einen Kopf, ich erkenne ihn an den Augen. Sie bewegen sich suchend. Dann finden sie etwas.
    Mich.
    Ich fahre zurück. Wieso kann er mich sehen? Ich bin doch unsichtbar, stehe unter dem Schutz des Traums. Aber der Blick lässt mich nicht los, saugt sich an mir fest. Es sind Augen voller Gier, unersättlich, maßlos. Endlich verdunkelt sich die zähe, teerige Masse wieder, verschleiert das Gesicht. Im letzten Moment mischen sich Zorn und Hass in den Blick, dann bin ich wieder frei.
    Ich wende mich ab.
    Im Hintergrund der Halle entdecke ich Möbel: einfache Bettgestelle, Tische, Bänke, Regale, eine Kühltruhe. Eine Ecke mit Betpuppen. Einige sind aufgezogen und plappern die alten Texte; sie rufen Khautric & Keuf an, die Dämonen des Hörenssagens.
    Andere sind schon abgelaufen und liegen merkwürdig verrenkt, an manchen zucken die Beine.
    Zwischen den Puppen sitzt ein Kind, es hat den Hals lang ausge-fahren und pendelt langsam mit dem Kopf. Alle vier Augen sind geschlossen, es summt vor sich hin.
    »Hallo«, sage ich und weiß, dass es sinnlos ist. Niemand kann mich sehen.
    Das Kind öffnet die Augen und blickt mich an. Es lächelt erstaunt, sagt etwas, das ich nicht verstehe. Es ist Siccyi, ohne Frage, aber ein entlegener Dialekt, oder eine uralte Variante.
    Oder eine Zukunftssprache.
    Ich antworte etwas, aber das Kind versteht mich nicht.
    Da beginnt es, mit den Aurenaugen zu blinzeln, und lenkt meine Aufmerksamkeit auf seine Aura. Sie flackert, vibriert in einem bestimmten Rhythmus, und als es jetzt wieder spricht, kann ich es verstehen: Hallo, sagt es, ich hatte schon geglaubt, du kommst nicht mehr, Wahrträumer.
    Da bin ich, sage ich.
    Es seufzt. Also sprichst du sie auch, die Aurensprache, von der ich dachte, niemand spräche sie außer mir.
    Ich sage: Keine Ahnung, dass ich sie spreche.
    Das Kind: Es ist die geheime Sprache von allem. Alles, was lebt, spricht sie. Sogar

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